Kapitel 4

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Noch immer dachte ich über diesen Daniel nach. Wieso nannte er mich Amy? Stehte er etwa in Kontakt mit Kyle und der Gang? Egal wie lange ich mir den Kopf zebrach, es fiel mir einfach keine logische Erklärung dazu ein. Warum sollten sie jetzt Kontakt suchen? Ich ließ mich von meinen Gefühlen leiten und sah auf mein Handy. Ich hatte noch die Nummer von Kyle, nur ob es die richtige war konnte ich nicht sagen. Ich tippte eine Nachricht ein.

'Ich vermisse Dich.'

Nach kurzer Überlegung drückte ich schließlich auf senden, bereute es kurz dannach aber wieder.
Mein Blick fiel immer auf die Uhr, aber die Zeit verging heute einfach nicht. Mr. Green oder sollte ich sagen 'Drake?' ihn beim Vornamen zu nennen fand ich noch immer komisch.

Wie auch immer, er hatte mir ein wichtiges Projekt anvertraut dass bis morgen fertig sein sollte, aber ich konnte mich heute einfach zu nichts motivieren, es war wieder mal einer dieser Tage die schleppend vorran gingen. Ich blickte noch einmal auf mein Handy, Kyle schrieb nicht zurück, er hatte wohl eine neue Nummer. Aber es war sicher besser so, wobei es mir doch mehr zusetzte als ich zu geben würde.

Ich saß an meinem Schreibtisch und spielte in Gedanken vertieft mit meinem Kugelschreiber herum. "Amanda?" ertönte eine tiefe Stimme hinter mir. Ich ließ von meinen Kugelschreiber ab und drehte mich um. Hinter mir stand Mr. Green mit einer mir fremden Frau. Sie war sehr hübsch, um nicht zu sagen hatte sie ein Puppengesicht. Blonde Haare die zu einem Zopf gebunden waren, große grüne Augen die leicht mit Lidschatten bepinselt waren, ihre Wangenknochen schimmerten durch das Rouge leicht rötlich und sie trug rosa Lippenstift.

Alles in allem sah sie aber nicht bemalt aus. Das war bei unseren Damen im Büro täglich der Fall. Sie flirteten alle mit den Abteilungsleitern bzw Firmenleitern. Was sie alle damit wohl bezwecken wollten lag ja auf der Hand. Eine der Barbiepuppen ist mittlerweile Personalchefin, mit der ich mich nebenbei bemerkt, nicht so toll verstand. Sie war dumm wie stroh, also wie kam es wohl dazu? Ich musste leicht in mich hinein Grinsen. "Ja Mr. Gre..-ääh Drake?" besserte ich mich schnell aus was ihn schmunzeln ließ.

"Das ist Lisa, sie ist neu hier und da du die Beste der Abteilung bist, will ich dass du sie einschulst und ihr alles zeigst." Kurz riss ich meine Augen auf, da es ja mit größerer Verantwortung zu tun hatte und ich noch nie jemanden einschulen durfte. Drake bemerkte meine Unsicherheit ziemlich schnell. "Wie ich Dich kenne wirst du diese Aufgabe wie gewohnt perfekt meistern. Ich velass mich auf Dich." nach kurzem zögern nickte ich ihm zu und er verschwand schließlich wieder in seinem Büro. Ich sah zu meiner neuen Kollegin und ging auf sie zu.

"Hallo, ich bin Amanda, um es offiziell zu machen."
"Hi, ich bin Lisa." grinste sie mich an. Wir unterhielten uns eine Weile und ich musste feststellen das wir uns in viele Dingen ähneln. Wir lieben die selbe Musik, die selben Filme, gehen beide gern chinesisch essen und haben die gleichen Interessen.
Noch nie hatte ich mit jemandem, seit dem ich Kyle und die anderen verließ, so viel gemeinsam.

Nach einer Weile zeigte ich ihr schließlich alles und erklärte ihr im Großen und Ganzen was ihre Aufgaben sein werden. Ehe ich mich versah war es auch schon 16 Uhr, also Feierabend. Lisa und ich packten unsere Sachen zusammen und gingen gemeinsam Richtung Fahrstuhl. "Willst du noch einen Abstecher in eine Bar gehen?" fragte mich Lisa. Ich zögerte kurz, stimmte aber schließlich zu. Sie machte daraufhin beinahe Freudensprünge, was mich lächeln lies.

Wir gingen durch die Drehtür am Ausgang und schlenderten in die nächste Bar, die nicht weit weg war. Ich atmete die frische Luft ein und schloß die Augen. Für kurze Zeit lösten sich all meine Sorgen in Luft auf. Ich genoß es einfach mal raus zu kommen, da das leider selten vor kam, was auch daran lag dass ich keine Richtigen Freunde mehr hatte. Nach der Gang, konnte ich mich nur schwer jemandem öffnen und voll und ganz vertrauen.
"Wir sind da!" schrie Lisa Freudestrahlend.

Wir betraten die gut besuchte Bar, sie war voll und ganz im 50er Jahre Stil eingerichtet. An den Wänden hingen Schallplatten, der Boden war  schwarz weiß gefliest und in der Ecke stand eine riesige Jukebox.

"Es ist offiziell, das ist meine neu erklärte Lieblingsbar!" nahm mir Lisa meine Worte aus dem Mund.
Ich stimmte ihr zu und wir gingen  lachend an die Theke. Wir tranken beide einen alkoholfreien Cocktail, da wir morgen ja wieder arbeiten mussten.

"Und wohnst du alleine?" fragte mich Lisa neugierig. Nach kurzer Überlegung antwortete ich "Nein mit meinem Dad zusammen." Sie riss die Augen auf "Und das hälst du aus? Ich für meinen Teil bin schon das erste mal mit 17 von zu Hause ausgezogen, ich konnte es nicht mehr ertragen mit meinen Eltern, immer diese übertriebene Sorge."

Ich schluckte schwer und stocherte nachdenklich mit meinem Strohhalm im Glas herum. Ich hätte gerne besorgte Eltern. Alles was ich hatte ist ein sterbenskranker Alkoholiker der nach dem Tod von Mum nicht mit sich selbst klar kam. Ich beneidete Lisa in diesem Moment. Wie konnte sie so etwas sagen.

"Hab ich etwas falsches gesagt?" kam von Ihr besorgt. Sollte ich ihr die Wahrheit sagen? Wir kannten uns ja immerhin erst seit einem Tag, aber ich hatte bei ihr ein gutes Gefühl. Ich musste ja nicht gleich alles erzählen, noch nicht.

"Nein, Nein mach dir keinen Kopf! Es ist nur... Ich hätte gerne besorgte Eltern." sie bemerkte meine Traurigkeit und legte ihre Hand behutsam auf meine Schulter.
"Amanda, du kannst mir alles erzählen, ich bin für dich da. Auch wenn wir uns noch nicht lange kennen, deine Geheimnisse sind bei mir sicher."

Sie sah mich dabei lächelnd an und in diesem Moment wusste ich, dass ich ihr Vertrauen konnte. Ich wusste nicht wieso, es war mehr so ein Gefühl. Also fing ich an zu erzählen, vom Tod meiner Mum vor sechs Jahren und auch dass mein Dad krank war. Die gewissen Probleme meines Dads und meine Vergangenheit wollte ich noch für mich behalten. Sie zog mich in eine lange Umarmung. "Jetzt hast du ja mich!" ich musste lächeln und wir quatschten noch eine Zeit lang.

~Will it ever get better?~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt