Kapitel 14

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LIV! Es war Liv, meine ehemals beste Freundin. Sie stand draußen auf dem Parkplatz und lächelte mich durch die Glastür an. Mir schossen Tränen in die Augen und ich rannte auf sie zu. Sie hatte anscheinend das gleiche Gefühl, denn sie kam mir mit voller Freund entgegen. Wir fielen uns in die Arme und begannen beide zu weinen. "Du hast mir so gefehlt!"
"Du mir auch Liv!"
Ich hätte im Leben nicht damit gerechnet, dass sie meine Überraschung war oder dass sie kommen würde nur um mich zu sehen.

*****

Wegen dem ganzen begrüßen verlief durch meine Tränen die Schminke. Ich entschuldigte mich kurz und ging auf die Toilette um das Drama wieder aufzufrischen.
Als ich zurück kam saßen Liv und Kyle bereits an einem Tisch, was an ein Wunder grenzte, denn es war bis jetzt keiner frei weil so viele Leute da waren. Im Augenwinkel sah ich zu Lisa und Lenny die an der Theke saßen. Sie schienen sich prächtig zu unterhalten, Lenny hatte einen Arm um Lisas Hüfte, worauf ich grinsen musste. Mein Plan ist eindeutig aufgegangen. Sie würden ein tolles Paar abgeben, beide waren sehr direkte und einfühlsame Menschen und ich würde es den beiden wünschen.

Langsam ging ich auf unseren Tisch zu, wo sich Kyle und Liv relativ hitzig unterhielten. Als sie bemerkten wie ich näher kam, hörten sie plötzlich auf zu reden und lächelten mich an. Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit, wer würde da denn nicht denken gerade das Thema gewesen zu sein.
"Ist alles in Ordnung?" begann ich schüchtern zu reden. Was sie beide gleichzeitig mit ja beantworteten. Das machte sie Situation nicht weniger schräg und ich zog eine Augenbraue hoch. "Setz dich doch Amanda, wir haben ja viel nachzuholen." grinste Liv mich an und deutete auf den Stuhl neben sich. Ich hatte ja mehr oder weniger keine Wahl, auch wenn ich jetzt lieber woanders wäre.

Kurz herrschte eine bedrückende Stille zwischen uns, die nur durch die laute Musik der Bar ertäglich war. Sie hatten über mich gesprochen, dessen war ich mir jetzt sicher. Es kränkte mich schon fast ein wenig, ich kam mir vor wie damals in der Schule.
Dort war ich nie wirklich die beliebteste, worauf die anderen Schüler ja gern herum hackten und noch einen draufsetzten.

"Was habt ihr denn gerade besprochen? Ich kann auch gehen wenn ich störe." versuchte ich vorsichtig die Stille zu brechen, doch dann taute Kyle wieder auf.
"Nein du brauchst nicht gehen, wir haben nur über... Lenny gesprochen, wie er Lisa angräbt."
Liv nickte, so als so sie ihm dabei zustimmen wollte, wers glaubt!
Es sah vorhin nicht gerade so aus als würden sie sich über so etwas unwichtiges unterhalten, aber ich beschloss nicht weiter nachzufragen, denn ich wollte die Zeit mit ihnen einfach nur genießen.

Der restliche Abend verlief ganz gut, er erinnerte mich an früher. Wir quatschten über alte Geschichten und wie es uns in der Zwischenzeit allen so ergangen ist. Auf die Frage wie es mit der Gang so lief wollten sie mir keine Antwort geben, da ich ja kein Mitglied mehr war verstand ich es irgendwo auch, aber es verletzte mich trotzdem ein klein wenig.

Ich hatte schon etwas zu viel getrunken, aber dass war mir in dem Moment egal. Ich konnte so sein wie früher und meine Sorgen vergessen, wenn auch nur für kurze Zeit. Dieses Gefühl sollte aber nicht lange anhalten, denn Liv stellte mir eine Frage die mich wieder in die Realität führte.

"Wie gehts eigentlich deinem Dad?"
Insgeheim wusste ich, dass diese Frage heute noch kommen würde. Was sollte ich sagen? Ich war noch nicht bereit ihnen die Wahrheit zu sagen, denn dann müsste ich alles erzählen. "Ihm... gehts ganz gut." log ich, nur lief mir dabei eine stumme Träne über die Wange die ich sofort in meiner Hand verschwinden ließ. Ich hasste es schon immer sie anzulügen, unter anderem weil sie mich zu gut kannten, was wie man in gewissen Situationen sah, Vorteile und Nachteile hatte.

Sie wussten es immer sofort wenn ich mal nicht ehrlich war. Liv's Blick durchbohrte mich bereits, als sie zum sprechen ansetzen wollte kam ihr Kyle dazwischen.
"Alles ok Kleines?" er betrachtete mich genau, so als ob er meine Gedanken lesen könnte. Er ahnte dass etwas nicht in Ordnung war, er wusste es immer schon, wo wir wieder bei den Nachteilen wären.

Ich sah in seine Augen und für einen kurzen Moment gab es nur noch uns beide. Seine blauen Augen zogen mich wie magisch an, als würde ich direkt in seine Seele eintauchen. Nach kurzer Zeit schaffte ich es wieder Beherrschung über meinen Körper zu erlangen. Ich brach den Blickkontakt ab und räusperte mich daraufhin kurz, um die komische Situation zu überspielen. Ich wollte nicht weiter darüber reden, denn es schmerzte mich zu sehr.

"Ich werd dann mal nach Hause gehen." versuchte ich mich aus dieser unangenehmen Situation zu befreien. "Amy du musst ni..-" setzte Kyle an aber ich unterbrach ihn.
"Ich wünsch euch noch einen schönen Abend."
So schnell wie ich diesen Satz gesprochen hatte war ich auch schon auf dem Weg nach draußen, ohne mich noch einmal umzudrehen. Vielleicht reagierte ich über, aber sie hätten es nicht dabei belassen und immer weiter nach gefragt. Ich war noch nicht soweit, ich konnte es ihnen einfach nicht erzählen.

Es regnete und die kühle Abendluft umgab mich sofort, was mich leicht frieren ließ. Hätte ich doch bloß eine Jacke mitgenommen und von einem Schirm ganz zu Schweigen. Nur wer nimmt beim Feiern auch schon einen Schirm mit. Mein Akku war leider leer, sonst würde ich mir ein Taxi rufen, also blieb mir nichts anderes über als zu laufen, um nicht komplett durchnässt zu Hause anzukommen. Ich zog meine hohen Schuhe aus und lief Barfuß los.
Es war bereits mitten in der Nacht, weshalb die Straßen auch nur noch von den Laternen erhellt wurden.

Plötzlich hörte ich Schritte hinter mir und ich zuckte kurz zusammen.
Ich sah mich um aber niemand war da. Panik machte sich in mir breit und ich lief so schnell ich konnte weiter. Ich nahm eine Abkürzung durch eine Gasse, um schneller voran zu kommen. Dann schrie jemand hinter mir.
"Hey süße, wo willst du denn so schnell hin?" gab der Unbekannte von sich.

Ich wollte mir gar nicht ausmalen was er machen würde wenn er mich erwischen würde. Mein Kopfkino machte sich aber selbstständig, worauf Tränen über meine Wangen liefen.
Ich war schon außer Atem und kurz vorm Herzinfarkt, doch durch die Angst liefen meine Beine wie von selbst weiter.
"Bleib stehen! Ich tu dir auch nichts süße, versprochen!"

Ich konnte den ekelhaften Unterton hören, verzog angewidert mein Gesicht und lief weiter.
"Oder willst du wie deine Mutter enden!?" schrie er jetzt nur noch wütend. Ein kalter Schauer lief mir den Rücken runter, was hatte jetzt meine Mum damit zu tun? Stand ich jetzt gerade ernsthaft beinahe dem Mörder meiner Mum gegenüber? Es floßen noch mehr Tränen und ich bekam fast keine Luft mehr. Endlich kam die Straße die zu meinem Haus führte. Ich steckte die letzte Kraft die noch in meinen Beinen zu finden war, in das letzte Stück was mich noch vor dem sicheren Haus trennte.

"Na warte, wenn ich dich erwische dann gnade dir Gott!" zischte der Unbekannte, der bereits außer Atem war. Die letzten paar Meter zogen sich wie Kaugummi, bis ich endlich unsere Veranda erblickte.
Zu meiner Überraschung stand jemand vor der Haustür, als er gerade gehen wollte erkannte ich wer es war.

"KYLE!!!" schrie ich mit meiner letzen Kraft, meine Stimme bebte und man konnte die Verzweiflung hören. Ich war noch nie so froh ihn zu sehen. "Amy!? Was is..-"
Ich unterbrach ihn beim sprechen, als ich mich in ihn hineinfallen ließ und meine Arme um seine Hüften schlang.

~Will it ever get better?~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt