Kapitel 26

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Meine Knie wurden beim Anblick der geschriebenen Zeilen weich und ich verlor beinahe das Gleichgewicht. Warum tat er mir dass nur an? Ich ließ mich in den Stuhl neben mir fallen und rief nach Kyle, der im nächsten Moment auch schon zu mir kam.
"Was ist los?" er legte dabei seine Hand auf meine Schulter.
Ohne ihm auf seine Frage eine Antwort zu geben, gab ich ihm den Brief, den er kurz darauf in seiner Faust zerknüllte.
"Kyle, Ricko hat Lisa entführt. Ich hätte es besser wissen müssen."
In meiner Panik stand ich auf und lief bereits nervös auf und ab.
"Das kann nicht sein Amanda, Ricko ist tot. Wir haben ihn zur Strecke gebracht als wir dich retten wollten."
Seine Worte versetzten mich nur noch mehr in Alarmbereitschaft.
Ich wusste nicht wo Lisa war, noch wer sie entführt hatte.
"Das ergibt doch alles keinen Sinn. Wenn Ricko wirklich tot wäre, dann hätte doch keiner einen Grund mir zu schaden."

Er wurde daraufhin einfach nur still und grübelte vor sich hin.
"Ich muss los Kleines, ich werde sie finden." im nächsten Moment war er auch schon zur Tür hinaus.
Ich lief ihm noch hinterher, bis ich ihn schließlich kurz vor seinem Auto einholte.
"Was hast du vor Kyle? Ich komme mit!" bei Lisas Rettungsaktion wollte ich natürlich dabei sein, es war ja irgendwie auch meine Schuld. Hätte ich doch einfach das getan was Ricko wollte, dann wäre es nie so weit gekommen. Irgendeine Verbindung zu ihm musste es ja geben, denn sonst hatte ich keine mir bekannten Feinde. Kyle verzog nach meiner, nennen wir es Feststellungen, schon beinahe genervt das Gesicht.
"Auf gar keinen Fall, es ist zu gefährlich. Ich bringe dich nicht noch einmal in Gefahr Kleines. Sobald ich etwas herausgefunden habe melde ich mich bei dir."
Ohne noch etwas entgegnen zu können, stieg er in sein Auto und raste davon. Wenn er sich etwas in den Kopf setzte konnte keiner wirklich etwas dagegen sagen oder unternehmen, er war einfach zu stur. Hoffentlich passierte ihm nichts, ihn zu verlieren wäre fast so als würde ich den Tod von Mum wieder durchleben müssen. Dort hatte ich ja alle von mir gestoßen, ohne es wirklich zu wollen.

Nach kurzer Überlegung beschloß ich zu Dad zu gehen. Ich musste dass was zwischen uns vorgefallen war klären und ich wollte mich jetzt auch ein wenig von dem Problem mit Ricko ablenken. Dad hatte genauso eine Chance verdient um mir alles erklären zu können. Trotz allem was passiert war, war er immer noch mein Vater. Ich hatte mit ihm gelernt zu schwimmen oder Fahrrad zu fahren, dass alles konnte man nicht einfach so auslöschen. Ich hatte ihn nach wie vor lieb, was Ricko uns nicht kaputt machen konnte. Nach ein paar Minuten Fußmarsch kam ich auch schon an unserem Haus an. Lichter die von innen kamen erhellten die Veranda. Irgendwie war ich ein wenig nervös, was ich mir in dem Moment selbst nicht unbedingt erklären konnte.
Ich schloß zögernd die Tür auf und trat ein. Drinnen angekommen stieg mir der Duft von Kuchen in die Nase, seit wann konnte Dad kochen oder backen. Er wollte mir einmal zum Geburtstag eine Torte backen, was aber wie zu erwarten im Chaos endete. Doch allein der Versuch von ihm bedeutete mir sehr viel.

Ich ging langsam durchs Wohnzimmer, wo aber niemand anzutreffen war. Ich stoß daraufhin die Tür zur Küche auf, wo Dads Freundin stand und kochte. Ihr Name war glaube ich Chrissy, wenn ich mich jetzt nicht komplett irrte.
Als sie mich nach einer Weile sah, ließ sie vor lauter Schreck den Kochlöffel fallen.
"Oh mein Gott, Amanda! Wie gehts dir? Schön dass du hier bist!"
lächelte sie mir entgegen.
Ich hatte nicht unbedingt lust auf Smalltalk, wollte aber nicht unhöflich wirken. "Hallo.. Ja den Umständen entsprechend würd ich mal sagen. Ist Dad zu Hause? Ich muss mit ihm reden."
"Sicher. Er ist gerade duschen, aber du kannst ja im Wohnzimmer auf ihn warten. Möchtest du in der Zwischenzeit eine Tasse Tee?"
"Danke. Ja sehr gern." ich drehte mich um und ging wieder Richtung Wohnzimmer. Seit wann spielte Dad so auf heile Familie, das Haus war sauber und nirgendwo standen leere Flaschen herum. Dass letzte mal war das der Fall als Mum noch bei uns war. Ich ließ mich seufzend ins Sofa fallen und fing an über alles nachzudenken.

Lisa war wegen mir in Gefahr geraten und Kyle kümmerte sich darum, wobei es ja eigentlich meine Aufgabe sein sollte. Falls Ricko wirklich noch lebte, dann würde er erst ruhe geben wenn er bekommt was er wollte. Doch bevor irgendjemandem etwas zustößt wegen mir, würde ich die Sache selbst in die Hand nehmen. Ich würde nie zulassen dass er jemanden verletzt. Anstelle von jemandem zu sterben der mir wichtig war, schien es mir ein guter Weg zu sein, um zu gehen.
"Amanda? Schatz ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht!"
Dad stand vor mir und ich konnte nicht anders als ihm in die Arme zu fallen. Er hat mir so gefehlt, ich brauchte ihn nach wie vor mehr als ich dachte. Wir setzten uns wieder aufs Sofa und Chrissy kam mit meiner Tasse Tee. Es wurde kurz unerträglich still, bis ich das Wort ergriff. "Dad.. Bitte erklär es mir. Wie konntest du mich nur so lange belügen?"
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich in Sekunden von fröhlich zu traurig. Er tat mir schon wieder leid, aber er musste es mir einfach erklären. "Amanda ich weiß nicht wie ich es dir erklären soll. Du warst für mich immer wie meine leibliche Tochter, ich liebe dich und daran konnte nichts und niemand etwas ändern. Deine Mutter wollte nicht dass du alles erfährst und da du ihre leibliche Tochter warst konnte ich nicht viel dagegen unternehmen."

"Aber was war nach dem Tod von Mum?" immerhin waren da ja auch ein paar Jahre dazwischen wo er diverse Möglichkeiten gehabt hätte mir alles zu erzählen.
"Ich wollte dir nicht noch mehr Schmerz zufügen als du eh schon ertragen musstest, unter anderem auch durch mich. Schatz es tut mir alles so leid. Ich habe vor kurzem mit einer Therapie angefangen um mein Alkoholproblem in den Griff zu bekommen. Ich möchte meine restliche Zeit ohne Schuldgefühle verbringen." er nahm dabei liebevoll meine Hand.
Dass erst so etwas schreckliches passieren musste bis er endlich anfing anders zu denken war irgendwie erschreckend.
"Bitte gib mir noch eine Chance alles besser zu machen und die restliche Zeit schön zu verbringen."
Dagegen etwas zu sagen wäre falsch, immerhin wollte ich es genau so immer haben. Er hatte die zweite Chance verdient, auch wenn ich ewig warten musste bis er endlich alles einsah.

"Ich hab dich lieb und du wirst immer mein Dad bleiben, da kann kommen was will."
Wir waren beide den Tränen nah und umarmten uns innig.
Chrissy hatte sich alles aus der Ferne angesehen, ohne etwas dazwischen zu reden.
Wenn sie Dad glücklich machte, gebe ich ihr noch eine Chance. Ich wollte seinem Glück ja auch nicht im Weg stehen, deshalb fing ich mit ihr noch einmal von vorne an.
"Chrissy möchtest du dich nicht zu uns setzten?" ich versuchte einen entschuldigenden Unterton zu finden. Sie lächelte mir nur entgegen und setzte sich zu uns.
"Wir hatten einen schlechten Start findest du nicht? Ich bin Amanda, um noch einmal von vorne zu beginnen."
Sie nickte mir zu und nahm das Angebot dankend an. Wir redeten dann noch eine Zeit lang über banale Dinge. Für einen kurzen Moment konnte ich meine Probleme vergessen. Da ich aber fast immer an Kyle dachte, kamen mit ihm natürlich auch die anderen Probleme zurück.

Langsam aber sicher wurde ich ein wenig nervös. Es war jetzt schon ein paar Stunden her als Kyle losfuhr um dass mit Lisa zu klären. Vielleicht war er ja schon wieder im Quartier, aber da hätte er mir doch bestimmt schon Bescheid gegeben. Egal, dort nach ihm zu suchen wäre ja mal ein guter Anfang. Ich bat Dad mich zu fahren, dabei würde ich wenigstens ein paar Minuten Zeit gewinnen. Als ich dort ankam war keine menschenseele dort anzutreffen. Es war abgeschlossen und niemand reagierte auf mein Klopfen.
In den ganzen Jahren war es eigentlich nie vorgekommen dass keiner hier war, einer musste immer aufs Quartier aufpassen. Von meinem Unmut geleitet, suchte ich das Gebäude nach einem offenem Fenster ab. Zum Glück war eines einen Spalt offen, sodass ich es durch eine leichte Hebung öffnen konnte. Wie zu erwarten war es drinnen ungewöhnlich still, nicht einmal das kleinste Geräusch ertönte. Ich bog leise um die Ecke und befand mich nun im Hauptraum.

Ein leises gestöhne drang in meine Ohren, worauf ich mich achtsam umsah. Als ich am Sofa ankam breitete sich pures entsetzten in mir aus. Neben der Sitzecke lag dieser unhöfliche Kai. Sein Gesicht war von Schmerz verzehrt und er blutete stark am Kopf. Wie von selbst lief ich zu ihm und kniete mich neben ihn. Ich zog meine Weste aus und drückte sie gegen seine stark blutende Kopfwunde.
"Was ist passiert? Wo sind die anderen?" ich versuchte dabei nicht panisch zu klingen, woran ich aber kläglich scheiterte.
Ich rief schnell einen Krankenwagen und überließ dann wieder meine gesamte Aufmerksamkeit Kai.
"E..er war hi..ier Amanda. Er sucht nach dir, verschwinde h..ier!"
Allein das Sprechen bereitete ihm große Schmerzen.
"Alles wird gut, beruhige dich. Der Notarzt ist bereits unterwegs."
Alles was ich jetzt wollte war es ihm zu helfen, nennt es Mut oder was auch immer. Wenn Kai schon so zugerichtet war, wie ging es dann Kyle, Lenny, Liv und den anderen? Ricko musste gestoppt werden und ich hatte auch schon einen Plan wie.

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Was denkt ihr über die Versöhnung von Amanda und ihrem Dad? 💞
Oder was hat Amanda für einen Plan? 🤔

Freue mich wie immer über euer Feedback und hoffe ihr habt Spaß beim Lesen. 🤗🌺

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 15, 2019 ⏰

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