Kapitel 5

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Wir machten uns recht spät auf den Weg nach Hause. Lisa rief sich ein Taxi. Ich wollte noch etwas an der frischen Luft spazieren, also ging ich zu Fuß nach Hause. Ich musste ihr gefühlte hundert mal versprechen dass ich auf mich aufpassen werde. Wir tauschten dann noch unsere Handynummern aus und ich ging los.

Ich schlenderte durch einen Park, der nur noch von Laternen erhellt wurde, hörte dabei Musik und meine Gedanken wanderten, ohne es zu wollen, ein paar Jahre zurück. Lisa etwas zu erzählen, ließ in mir wieder alles hoch kommen.

Ich erspähte eine Parkbank und setzte mich. Heute war es Sternenklar, es war wunderschön wie alles funkelte. Im nächsten Moment sah ich nur noch verschwommen und fing ohne es zu wollen, an zu weinen. Ich konnte einfach nicht mehr, mir wurde alles zu viel. Ja ich hatte jetzt eine Freundin, Lisa, doch auch sie wird mich nie zu hundert Prozent verstehen können. Ich konnte ihr nicht alles erzählen, das mit der Gang und meiner Vergangenheit oder dass mein Vater mich schlug und dem Alkohol verfallen war, was würde sie von mir denken. Wir waren komplett unterschiedlich aufgewachsen.

Wieder schweiften meine Gedanken ab.
Zu Kyle, der wie ein großer Bruder für mich war, das auch an den drei Jahren Altersunterschied lag. Für einen kurzen Moment wünschte ich mir dass seine Nummer noch aktuell wäre. Dann gabs da noch Liv und ihren Bruder Lenny und noch viele weitere Mitglieder, wobei die nur so Mitläufer waren.

Liv, Lenny und Kyle waren damals meine besten Freunde. Ich konnte Ihnen alles erzählen, nie wird mich jemand so verstehen können wie sie. Sie wussten damals nicht, welche Probleme ich zu Hause hatte und deshalb wussten sie natürlich auch nicht, warum ich so plötzlich ausgestiegen bin, aber es war besser so, denn ich konnte mit der Gang nicht mehr weiter machen.
Immer mehr Tränen liefen meine Wangen hinab und ich musste schluchzen, daraufhin vergrub ich mein Gesicht in den Händen.

Dann bemerkte ich, dass sich jemand neben mich setzte. Das wunderte mich aber irgendwie auch nicht, ich sah wahrscheinlich erbärmlich aus, wie ich da so heulend saß.
Ich wollte aufstehen und gehen, denn ich spürte einen intensiven Blick auf mir. Plötzlich griff jemand nach meiner Hand und ich konnte nicht anders als mich zu der Unbekannten Person umzudrehen.

Ich verlor die Fassung und konnte nicht glauben wer da vor mir stand. Kyle! Mein Kyle!
"Hallo Amy. Ich habe deine Nachricht bekommen. "
Versuchte er mich vorsichtig aus meiner Schockstarre zu befreien. Ich konnte es nicht glauben, er war wirklich hier. Er hielt immer noch meine Hand fest und sah mich mit einem durchdringendem Blick an.

Er wusste immer genau wann es mir schlecht ging, was jetzt ja nicht zu übersehen war, da mir noch immer Tränen über die Wangen liefen. Erschöpft sackte ich auf die Bank zurück und fing wieder an zu weinen. Er setzte sich in Windeseile zu mir und nahm mein Gesicht in seine Hände.
"So habe ich mir unser Wiedersehen nicht vorgestellt, Kleines."
Ich musste kurz schmunzeln, konnte aber nicht aufhören zu schluchzen. Meine Tränen bahnten sich wie von selbst den Weg nach oben. Langsam löste sich mein Make up auf und mein blaues Auge kam zum Vorschein.

Ich versuchte vor Kyles Blick zu fliehen, doch er drehte mein Gesicht sofort wieder zu sich.
"Wer war das? Was ist passiert?"
sah er mich besorgt an.
"Ach das ist nichts." ich wollte mich von ihm lösen, doch er ließ es nicht zu.
Er packte mich an den Oberarmen, was mir kurz Schmerzen zufügte und ihn dazu brachte mich los zu lassen. Das Entsetzen war ihm ins Gesicht geschrieben.
"Zieh deine Jacke aus Amy."
Ich wusste nicht wieso, aber ich konnte nicht.
"I..ich kann nicht Kyle." stotterte ich fast flüsternd. Er kam mir wieder näher, legte eine Hand auf meine Wange und sah mich einfach nur an, was mich ein wenig beruhigte. Mich umgab ein Gefühl von Geborgenheit, ich konnte ihm vertrauen. Ich starrte in die Leere, er streifte mir meine Jacke von den Schultern, die daraufhin zu Boden fiel.

Zum Vorschein kamen meine unzähligen blauen Flecken an den Armen. Sein Gesicht sprach Bände, er fuhr zärtlich mit seinen Fingern meine Verletzungen ab. Dann schloss er mich einfach in eine Umarmung. Ich brach in seinen Armen zusammen und vergrub mein Gesicht in seiner Brust. Der kalte Boden machte sich unter meinen Knien bemerkbar. Ich ließ alles raus was sich angestaut hatte, und weinte nur noch, er ließ mich nicht los und sagte nichts. Ich brauchte das jetzt und das wusste er.

~Will it ever get better?~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt