Kapitel 21

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Langsam aber sicher kam ich wieder zu mir.
Mein Kopf brummte gewaltig, worauf ich meine Hand erheben wollte. Doch ich konnte mich nicht bewegen, denn meine Hände waren geknebelt.
Ich lag auf einem kalten und nassen Boden. Langsam öffnete ich meine Augen, der Raum in dem ich mich befand, wurde nur durch ein kleines Loch in der Wand erhellt. Wobei Raum zu sagen wäre übertrieben, es gleichte eher einem Verließ oder Gefängnis.
"Hallo? Ist da jemand?" meine Stimme kam nur brüchig hervor.
Plötzlich drehte sich ein Schlüssel und die Tür ging auf. Grelles Licht drang zu mir, sodass ich meine Augen schließen musste.
"Sieh mal einer an, da ist ja jemand wach." ich konnte nur die Umrisse von meinem Gegenüber ausmachen, doch die Stimme würde ich immer wieder erkennen. Es war die meines Verfolgers von neulich Abend, er hatte mich also geschnappt. Panik stieg in mir auf und Tränen kullerten meine Wangen hinab.
"Nana, wer wird denn da weinen."
Er kam auf mich zu und streichelte mir über die Wange, ich versuchte seinen ekelhaften Händen zu entkommen, doch vergebens ich war ja noch immer gefesselt.

Ich sammelte den letzten Rest Spucke in meinem Mund zusammen und spuckte es ihm ins Gesicht. Er wischte es sich mit seiner Hand weg und sah mich dann wütend an. Er schlug mir ins Gesicht, was mir kurz schmerzen zufügte. Meine Wange fing an zu glühen und er flüsterte mir etwas ins Ohr.
"Das hast du davon süße. Frauen die sich wehren sind mir sowieso die liebsten." er grinste mich dabei ekelhaft an und fing an mich zu befummeln, bis ich eine unbekannte Stimme hinter ihm hörte.
"Gonzo, verpiss dich!! Lass sie in Ruhe, du vergisst dass sie bald deine Chefin sein wird!"

So schnell wie es der Fremde aussprach ließ auch der andere von mir ab. Was sollte ich sein oder werden? Die Chefin von was und vorallem warum genau ich?
Mein Retter kam auf mich zu und half mir mich aufrecht hinzusetzen. Er war ungefähr in meinem Alter und zu meinem entsetzen freundlich und hilsbereit.
"D..danke." es verließ nur flüsternd meinen Mund. "Keine Ursache, ich bin Sam. Möchtest du etwas trinken?"
Wieso war er so nett zu mir, immerhin saß ich hier gefesselt in einem Gefängnis. Ich bekam keinen Ton heraus und sah ihn einfach nur fragend an.
Er löste die Fesseln von meinen Händen und reichte mir eine Wasserflasche, die ich wortlos annahm. Ich trank sie in einem Zug aus und schmieß die Flasche weg.
"Warum bin ich hier?" fand ich schließlich meine Stimme wieder.
"Das sollte dir besser der Chef erklären Amanda." der Chef? Also gab es noch mehr von denen, wie in einer Gang.

Sam half mir hoch und wir gingen hinaus, wo endlose Stufen folgten. Ich war also wirklich in einer Hölle gefangen. Als wir endlich oben ankamen stand ich in einem riesigen Raum. Es erinnerte mich irgendwie an eine Art Schloß, an den Wänden hingen gemalte Portraits von anderen Generationen, die Decke war hoch und der Boden bestand aus einem roten Teppich.
"Kommst du?" fragte Sam mich, der vor einer großen Tür zum stehen gekommen war. Ich folgte ihm in den Raum in dem ein langer Tisch in der Mitte stand. Plötzlich standen um die vierzig Männer in Anzügen auf und verbeugten sich vor mir. Was sollte dass denn jetzt, die Verwirrung war mir ins Gesicht geschrieben.

Im Augenwinkel sah ich einen älteren Mann auf mich zukommen, er war circa im Alter von meinem Dad. Er hatte Tattoos im Gesicht und ein Grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. "Hallo Amanda. Schön dass du wach bist."
Woher kannten die alle meinen Namen und warum zum Teufel standen diese ganzen Männer noch immer verbeugt vor mir.
"Wenn du willst dass sie sich setzen, musst du es ihnen nur gestatten." brachte der fremde Mann hervor. Nach kurzem zögern versuchte ich es schließlich. "S..setzt e..euch." mehr wie ein gestottere brachte ich nicht heraus.
Zu meiner Überraschung folgten sie meiner Anweisung und setzten sich wieder.

"Gewöhn dich schon mal daran Töchterchen, sie werden bald alle für dich arbeiten."
Ja genau, wer sollte schon für mich arbeiten und vorallem für was.
"Komm mit, ich erkläre dir alles."
Ich folgte dem tatowierten Mann in ein Nebenzimmer. Er ging auf die Bar zu und schenkte zwei Gläser Whisky ein, wovon er mir ein Glas reichte. Eigentlich wollte ich in dem Moment keinen Alkohol, aber besondere Momente erforderten besondere Maßnahmen. Ich nahm das Glas an und leerte es auf ex.
"Mein Name ist Ricko King und ich bin dein richtiger Vater."
Ich konnte zuerst gar nicht realisieren was er mir da gerade mitgeteilt hatte. Ich ließ das Glas vor Schock fallen, welches sofort in tausend Stücke zersprang.

"Ich habe bereits einen Vater!"
"Ich würde eher sagen Ziehvater Schätzchen."
Was wenn er recht hatte, aber warum sollten mich meine Eltern so belügen.
"Deine Mutter war ein Mitglied von uns, sie war die beste bei uns. Es hat gefunkt zwischen uns beiden und dann bist du entstanden."
"Mum war hier? Aber warum hat sie alles geheim gehalten?"
"Sie wollte dich unbeschwert aufwachsen lassen, doch nun ist es an der Zeit dass du deiner Bestimmung folgst. Weißt du wo wir hier sind?"
"Welche Bestimmung? Ihr habt glaub ich die falsche, ich bin zu nichts bestimmt." ich lief zu Tür und wollte flüchten, doch sie wurde von zwei Männern bewacht.
"Amanda, du befindest dich hier im Hauptquartier der Vice Kings. Niemand kommt hier unbeobachtet rein oder raus."

Ich musste schwer schlucken und bekam kaum noch Luft. Die Vice Kings waren mit meiner alten Gang auf Kriegsfuß, unter anderem waren sie sehr gefährlich. "Du wirst meine Nachfolgerin, ob du es willst oder nicht und bis du alles verinnerlicht hast wirst du hier eingesperrt sein. Sam!!?" der genannte kam auch sofort.

"Ja Chef?" er stand schon beinahe da wie ein Soldat. "Begleite meine Tochter doch in ihr Zimmer und kümmere dich um sie."
Er nickte Ricko nur zu und wollte mich am Arm raus aus dem Zimmer ziehen, doch ich stemmte mich kurz dagegen.
"Lieber sterbe ich als eine von euch zu sein, du kannst mich auf ewig einsperren!" schrie ich Ricko noch zu, der daraufhin nur zu lachen begann. "Pass auf was du dir wünscht Prinzessin!"
Ich konnte nichts mehr entgegnen, denn Sam war einfach stärker als ich und zog mich aus dem Zimmer.
"Bitte nicht mehr in diesen Keller, ich flehe dich an."

"Das ist auch nicht meine Absicht, du hast hier ein eigenes Zimmer." brachte Sam lächelnd hervor.
Wir gingen die Treppen nach oben und einen langen Flur entlang. Am Ende war eine Tür die bereits offen stand. Auf der Tür stand mein Name, waren wir hier im Kindergarten oder was?
Sam und ich betraten das Zimmer, es war sehr modern und hell eingerichtet.
"Du hast ein eigenes Badezimmer und dein Kleiderschrank wurde neu bestückt." brachte Sam etwas schüchtern hervor. Ich sah mir alles genau an, im Badezimmer stand eine freistehende Badewanne mit Blick aus dem Fenster. Man konnte ins Tal sehen was von Bergen eingekesselt war, würden die Fenster nicht mit Gittern besetzt sein könnte man sogar meinen dass es schön war.

"Ich komme später wieder und bring dir etwas zu essen." daraufhin verschwand Sam aus der Tür, wo ich noch das drehen eines Schlüssels hörte.
In diesem Moment fühlte ich mich allein und einsam. Keiner würde kommen um mir zu helfen, ich wusste ja noch nicht einmal selber wo ich war. Ich werde keinen mehr wiedersehen, sie fehlten mir alle unglaublich. Meine Tränen bahnten sich wie von selbst den Weg nach unten und im nächsten Moment fing ich bitterlichst an zu weinen.
Ich ließ mich auf den Boden neben dem Bett fallen, zog die Knie an und schlang meine Arme um sie.
Wieso immer ich, konnte ich nicht wenigstens einmal glücklich sein.

Plötzlich hörte ich wie sich die Tür öffnete, wo ein augenscheinlich mitfühlender Sam mit einem Tablet Essen stand. "Ich habe keinen Hunger." ich würdigte ihn dabei keines Blickes. Er schloss daraufhin die Tür und stellte das Essen auf den Schreibtisch. Ich vergrub mein Gesicht zwischen meinen Armen und fing an zu schluchzen.
Im nächsten Moment spürte ich wie sich ein Arm um meine Schulter legte. Ich hob meinen Kopf und sah in Sam's grüne Augen, seine Stirn war in Falten gelegt. Er legte seine zweite Hand auf meinen Arm und fing an ihn zu streicheln.

"Wenn du eine Umarmung brauchst, ich melde mich freiwillig. Schöne Mädchen sollten nicht weinen, dass sehe ich nicht so gerne."
Ich wusste nicht wieso, aber seine Nähe tat mir irgendwie gut und ich nahm sein Angebot an.
Ich ließ von meinen Knien ab und fiel in Sam's Arme. Er umarmte mich fest und legte sein Kinn auf meinen Kopf. Menschliche Nähe war jetzt genau das was ich brauchte und Sam schien ganz nett zu sein, vielleicht könnten wir ja Freunde werden.

~Will it ever get better?~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt