Kapitel 16

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Kyles Pov

Amy hat das Lokal bereits verlassen, ich blickte erstarrt zur Tür. Ich wollte ihr gerade nachlaufen, aber Liv hielt mich zurück. "Lass sie Kyle, sie will nicht darüber reden, sie braucht Zeit."
Ich wusste dass sie damit recht hatte, auch wenn sich jede Faser meines Körpers dagegen sträubte.
Ich ballte unbewusst meine Hände zu Fäusten, worauf Liv ihre Hand behutsam auf meine Hände legte.
"Alles wird gut werden Kyle, mach dir nicht so viele Gedanken."
Wenn sie nur wüsste wie es in meinem Inneren aussieht.
"Du hast leicht reden Liv, dich betrifft dass alles ja nicht direkt. Es tut mir leid aber ich denke es wäre besser wenn ich jetzt gehe."

Liv sah alles immer etwas zu positiv, was ja eigentlich auch kein Nachteil wäre, aber zum jetzigen Zeitpunkt ertrug ich ihre optimistische Art nicht. Mit Amy war es momentan wie in einer Sackgasse aus der ich nicht mehr raus kam, einfach aussichtslos. Sie müsste auch einen Schritt auf mich zugehen, nur dass wollte sie nicht zu hundert prozent, was ich noch immer nicht ganz verstand. Ich musste zumindest wissen ob sie gut nach Hause gekommen war, also verließ ich die Feier.
Liv sagte nichts dazu und sah mich einfach nur an, als wüsste sie bereits was ich vor hatte. Lenny und Lisa hatten von dem ganzen Spektakel nichts mitbekommen, was mich aber im Moment auch nicht weiter störte.
Ich ging zum Auto und fuhr los Richtung Amy. Der Regen prasselte mit großen Tropfen auf die Scheibe, Amy war bestimmt schon völlig durchnässt, hätte ich sie doch bloß nach Hause gefahren.

Als ich am Haus ankam brannten keine Lichter, es war offensichtlich noch niemand zu Hause. Ich ging auf die Veranda zu, wo der Bewegungsmelder auf mich reagierte, doch es schien niemand da zu sein. Ich nahm keine Geräusche wahr und es reagierte auch niemand auf mein Klopfen. Nach dem dritten Versuch beließ ich es dabei und fing an zu grübeln.
Ihr wird doch wohl nichts passiert sein, sie müsste doch schon längst da sein.

Ich beschloss sie zu suchen und ging zurück zu meinem Auto, als plötzlich jemand meinen Namen schrie. Die Stimme gehörte zu Amy, sie lief panisch auf mich zu und fiel mir völlig außer Atem in die Arme. Ich sah im Schatten, der von einigen Büschen und Bäumen war, noch einen Mann. Er beobachtete uns kurz, verschwand jedoch als er sah dass ich ihn bemerkt hatte. Ich wollte nach, aber konnte Amy jetzt nicht alleine lassen. Sie brauchte mich und ich musste Amy davon überzeugen dass sie mir Vertrauen konnte. Sie zitterte am ganzen Körper, war völlig durchnässt und bekam kaum noch Luft.

Ich zog sie ein wenig hoch und drückte sie fest an mich, worauf sie ihr Gesicht in meiner Brust vergrub.
Was war das für ein Typ und vor allem was hatte Amy mit ihm zu tun. Sollte er sie angefasst haben, dann kann ich für nichts mehr garantieren, ich werde ihn finden und an Ort und Stelle umbringen. Bei dem Gedanken ballte ich meine Hände zu Fäusten, wie konnte man nur so ein Arschloch sein. Ich beruhigte mich aber wieder als Amy langsam von mir abließ.

Da sie noch immer zitterte hielt ich sie weiterhin an der Taille fest, was sie auch ohne zu zögern annahm.
Ich strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sie sah mich mit roten Augen an. Ich fing vorsichtig an zu fragen was los war, ich wollte ihr helfen und für sie da sein. Sie bekam keine Ganzen Sätze raus und sah sich immer panisch um. Dieser Typ hatte eindeutig etwas mit ihrem Zustand zu tun, es wäre vielleicht besser wenn wir rein gehen.
"Willst du rein gehen Kleines, bevor du dich noch erkältest?"
Sie stimmte meinem Vorschlag zu und wir gingen hoch in ihr Zimmer.

Amy ging schnell duschen und zog sich was anderes an, um die nassen Klamotten los zu werden. Ich wartete auf sie in ihrem Zimmer, wo ich nachdenklich und zugleich wütend auf und ab ging. In ihrem Zimmer hatte sich kaum etwas verändert, alles war noch so wie damals. Viele Fotos zierten die Wände, von ihrer Mum und ihrem Dad und zu meiner Überraschung auch ein Foto von uns allen. Wenn sie mit uns abgeschlossen hätte, würde sie dieses Foto mit Sicherheit nicht mehr haben. Mit einem Mal füllte sich meine Hoffnung wieder auf, ich werde alles dafür tun Amy wieder für uns zu gewinnen, oder besser gesagt für mich. In was war sie da bloß rein geraten, ich konnte ihr nicht helfen wenn sie sich mir nicht öffnete. Ich werde ihr damit alle Zeit der Welt lassen und bis es soweit war, würde ich persönlich auf sie aufpassen.

Im nächsten Moment kam Amy zur Tür rein, sie sah fertig aus. Ihre Augen waren rot und unter anderem geschwollen. Sie ließ sich erschöpft ins Bett fallen, wo ich mich vorsichtig dazu setzte. Ich sah sie einfach nur an und streichelte ihr dabei sanft über den Oberarm.
Nach kurzer Zeit stützte sie sich auf ihre Unterarme und fing an mir alles zu erzählen, was sie noch immer sehr aufwühlte.

Sie erzählte mir von dem Typ der sie verfolgte, er wollte sie mit Sicherheit vergewaltigen, was mich nur noch wütender machte. Wütend auf den Typ und auf mich selbst, wäre ich ihr nachgerannt, wäre dass alles gar nicht erst passiert.
Als sie mir dass von ihrer Mutter erzählte stockte mir beinahe der Atem. Es hing anscheinend alles irgendwie zusammen, der Unbekannte hatte sich Amy gezielt ausgesucht. Er musste ihr die ganze Zeit gefolgt sein und auf den einen Moment gewartet haben.
"Dann war der Typ der dir gefolgt ist also ihr Mörder? Wieso hast du mir das nicht schon viel früher erzählt Amy, der weiß ja wo du wohnst und das schon seit deine Mum tot ist. Ich hätte dich nicht alleine lassen sollen." ich war wütend auf mich selbst, ich hätte sie damals nicht einfach so gehen lassen sollen, sie hatte doch sonst keinen und wir streuten damals auch noch Salz in die Wunde als sie uns verließ.

Sie wurde Kreidebleich im Gesicht und ich sah ihr an, dass sie Angst hatte. Man konnte es ihr aber auch nicht verübeln, immerhin wurde sie von einem Mörder verfolgt der sich gezielt an ihre Fersen geheftet hatte. Amy versuchte immer alles mit sich alleine auszumachen, aber mir konnte sie nichts vormachen.
Ich wusste immer genau wann es ihr schlecht ging oder wenn sie etwas beschäftigte. Ich legte mich zu ihr ins Bett und deutete ihr an sich zu mir zu legen. Sie nahm das Angebot an und kuschelte sich an meine Brust, es war ein unbeschreibliches Gefühl, sie war wie mein persönlicher Schatz, den ich hüten musste.

Sie so in meinen Armen zu halten war insgeheim immer mein größter Wunsch. Es war fast so, als würde ich mit ihr vollständig sein und hätte damit alles was ich brauche.
Wir wechselten noch ein paar Worte, bis Amy schließlich auf mir einschlief. Sie sah so friedlich aus, aber man sagt doch, wenn eine Frau bei dir einschlafen konnte, vertraute sie dir und fühlte sich wohl. Dass war genau das was ich ihr vermitteln wollte, ich hoffte sie öffnet sich mir jetzt endgültig.
Ein Poltern, dass von unten kam, erhielt meine Aufmerksamkeit.
Ich beruhigte mich aber schnell wieder als ich die Stimme von Amys Dad heraushörte. Er war, dem Reden nach zu urteilen, vollends betrunken. Ich konnte mich nicht erinnern ihren Dad jemals betrunken gesehen zu haben, der Tod von seiner Frau setzte ihm offensichtlich auch immens zu.

Er hatte Besuch, denn ich konnte eine weibliche Stimme ausmachen. Wenigstens schlief Amy schon, dass konnte sie nicht auch noch ertragen. Plötzlich begann sie in meinen Armen zu zittern, sie wandte sich von mir ab und begann zu wimmern, was in der nächsten Sekunde zu einem schreien wurde. Tränen liefen ihr dabei übers Gesicht, was mich dazu veranlasste mich über sie zu beugen.

Ich wollte sie wecken, was sich im ersten Moment schwieriger herausstellte als gedacht. Nach kurzer Zeit riss sie die Augen auf und sah mich gequält an. "Alles ist in Ordnung, du hast nur geträumt."
versuchte ich sie zu beruhigen, worauf sie sich die Tränen aus dem Gesicht wischte. Ich ließ ihr Zeit, sie sollte entscheiden ob sie es mir erzählt. Kein Wort verließ ihre Lippen und sie kuschelte sich wieder an meine Brust. Ein Lächeln konnte ich mir jetzt nicht verkneifen, sie suchte schließlich bei mir Zuflucht.
Ich schlang wieder meine Arme um sie, was sie wieder etwas beruhigte. Langsam wurden auch meine Augen schwer und ich driftete in einen traumlosen Schlaf.

~Will it ever get better?~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt