💚Kapitel 20💚

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Draco's Sicht:

Fast schon neugierig machte ich mich auf den Weg zum Schlafsaal, wo Blaise sich mit mir treffen wollte, um etwas zu besprechen. Er hatte nicht verraten, worum es ging, doch ich war mir ziemlich sicher, dass es mit Harry zutun hatte. Warum mein bester Freund mir das nicht sofort hatte sagen können, sondern bis nach dem Abendessen damit wartete, konnte ich mir allerdings nicht wirklich erklären. Die einzig logische Erklärung könnte sein, dass er Angst hatte, Harry könnte plötzlich in unseren Schlafsaal kommen.
Falls dies tatsächlich Blaise' Problem gewesen war, konnten wir gleich in Ruhe reden. Denn wie er angedeutet hatte, war Harry den ganzen Abend bei Hermine. Allein der Gedanke daran tat weh, doch bevor ich mir weiter darüber Gedanken machen konnte, war ich vor dem Schlafsaal angekommen.
Bevor ich die Tür öffnete, hielt ich kurz inne- aus irgendeinem Grund war ich unfassbar aufgeregt. Als ich mir endlich einen Ruck gab, die Tür öffnete und den Raum betrat, merkte ich sofort, dass irgendetwas falsch war. Spätestens als das „Wir wollten uns vor zehn Minuten treffen, Blaise" kam, erstarrte ich.
„Blaise?" Harry, von dem ich kaum mehr als die Silhouette sehen konnte, weil das Licht nicht angeschaltet war, kam näher. „I...Ich bin nicht Blaise, Harry. Und ich dachte, du bist bei Hermine."
Nun hielt Harry ebenfalls inne und einige Sekunden lang passierte nichts. Erst als sich die Tür mit einem lauten Knall schloss und mit einem leisen Klicken entgültig verriegelt wurde, löste Harry sich aus seiner Starre. Er schoss zur Tür und hämmerte dagegen: „Blaise?! Ist das dein Ernst? Du..." „Redet miteinander. Vorher öffne ich diese Tür nicht." Als nächstes hörte man Schritte, die Blaise' Rückzug bedeuteten.
Harry schlug gegen die Tür; einmal, zweimal und er holte erneut aus, ließ den Arm jedoch sinken.
Mittlerweile hatte er seine linke Hand an der Tür abgestützt, während die rechte Hand hing schlaff nach unten hing. Er stand mit dem Oberkörper nach vorne gebeugt da und sah so aus, als wäre er den Tränen nah.
„Harry", murmelte ich sanft, doch ehe ich ihn fragen konnte, was los sei, schnitt er mir mit einem Kopfschütteln das Wort ab.
Ich schluckte und versuchte, mich so leise wie möglich aufs Bett zu setzen. Kurze Zeit später setzte Harry sich ebenfalls hin und starrte minutenlang auf die Tür, hoffte wahrscheinlich darauf, das Klicken erneut zu hören- doch das passierte nicht.
Nach einigen Minuten hielt ich die Stille nicht mehr aus; ich musste wissen, was in ihm vorging.
Also sah ich zu Harry, dessen Blick immer noch auf der Tür lag.
„Ich weiß, du willst nicht mit mir reden- warum auch immer-, aber ich bitte dich darum. Sag irgendetwas. Bitte. Die Hauptsache ist, dass ich weiß, ob ich mich weiterhin von dir fern halten soll, oder nicht. Du kannst auch gerne sagen, dass du mich hasst- wenigstens weiß ich dann Bescheid."
„Ich könnte dich niemals hassen", sagte Harry plötzlich.
„Kannst du mir denn sagen, warum du mich immer ignorierst?", fragte ich und versuchte, meine Freude aufgrund seiner Reaktion zu überspielen.
Der dunkelhaarige Slytherin drehte sich um. Er musterte mich kurz, ehe er den Kopf leicht senkte ihn schüttelte. „Es ist kompliziert. Ich weiß nicht, wie ich das formulieren soll, ohne, dass du abstoßend reagieren wirst."
„Das würde nicht passieren, Harry" ,widersprach ich, doch sein Blick heftete sich erneut an die Tür.
Dann war es erneut ruhig.
Drei, fünf, acht Minuten vergingen, ehe ich erneut murmelte: „Sag mir bitte, was los ist, Harry. Ich will mich nicht noch länger fragen, was ich falsch gemacht habe. Außerdem... es ist ja nicht nur das.
Harry, mir ist während des Schuljahres, vielleicht auch schon früher, klar geworden, dass meine Gefühle für dich... wie soll ich das sagen... nicht so sind, wie die für Blaise- sie sind nicht rein freundschaftlich. Wahrscheinlich ist mir das kurz vor der ersten Aufgabe so richtig bewusst geworden, weil ich es immer verdrängt habe. Aber es stimmt; ich habe mich in dich verliebt, Harry."
Ich hatte es definitiv nicht geplant, so viel zu sagen. Ihn erneut zu fragen, was los ist- okay. Ihm jedoch sagen, dass ich mich in ihn verliebt habe, obwohl wir jetzt zum ersten Mal seit Wochen sprachen?
Auf gar keinen Fall.
Mein Blick war auf den Boden gesunken und ich traute mich nicht, ihn zu heben- schon gar nicht, als ich merkte, dass Harry mich ansah.
„Du bist in mich verliebt?", fragte er. Es war kaum mehr als ein Flüstern und er klang überrascht- aber in keinster Weise negativ. Nun traute ich mich doch, nach oben zu sehen. Harry hatte sich wieder zu mir umgedreht und ein Lächeln umspielte seine Lippen.
Dann stand er auf, durchquerte schnell den Raum und schlang seine Arme um mich. Ich bemerkte, wie Harry leicht anfing zu zittern und umarmte ihn, da der nun auch noch Schluchzer von sich gab.
„Ich habe mich auch in dich verliebt, Draco. Aber ich habe mich nicht getraut, es dir zu sagen. Es tut mir Leid, dass ich dich dadurch verletzt habe, aber ich habe keinen anderen Ausweg gesehen, meine Gefühle zu verstecken", brachte Harry hervor. Ich sagte ihm, dass er sich nicht entschuldigen müsse, und hoffte, dass es ihn irgendwie beruhigen konnte.
Jedoch war das nicht der Fall. Denn selbst einige Minuten später- Harry hatte sich wieder beruhigt und wir saßen nebeneinander auf meinem Bett- entschuldigte er sich, seinen Blick beschämt nach unten gerichtet. Ich sah zu Harry und drehte vorsichtig seinen Kopf zu mir: „Dass du nicht mit mir reden wolltest, hat mich verletzt- da hast du Recht. Aber du kannst es nicht mehr ändern, Harry. Was geschehen ist, ist geschehen. Das Einzige, was du jetzt noch tun kannst, ist, es beim nächsten Mal besser zu machen- sofort über deine Gefühle zu reden, anstatt sie zu verstecken."
„Du hast Recht, Draco. Trotzdem war..." Harry wollte mir widersprechen, doch ich stoppte ihn, indem ich meine Lippen auf seine schmiegte. Zuerst war Harry merklich überrascht, doch dann erwiderte er den Kuss.

Ungefähr eine Viertelstunde später verließ ich mit Harry den Gemeinschaftsraum, welchen Blaise geöffnet hatte, ohne von uns bemerkt zu werden. Dieser saß im Gemeinschaftsraum und redete mit einem Slytherin, beendete das Gespräch jedoch, als er Harry und mich sah. „Und?", fragte Blaise, zog das "u" dabei extrem in die Länge. Harry und ich sahen uns kurz an, ehe wir Blaise anlächelten. Der strahlte zurück, als hätte er das Trimagische Turnier gewonnen. „Das ist AMAZING, ich freue mich so sehr für euch beide. Es...", fing Blaise an, als eine Slytherin mit schulterlangen, braunen Haaren und einer Brille seinen Namen rief. Ich kannte das Mädchen nur vom Sehen. Sie war eine gute, aber oft ruhige Mitschülerin, die vor allem in Zaubertränke sehr begabt war. Dieses Mädchen rannte nun auf Blaise zu und fiel ihm um den Hals, ehe er ihr einen Kuss auf die Wange drückte.
Als sie sich voneinander lösten, sah Blaise lächelnd zu uns. Er schien uns anzusehen, dass wir ziemlich überrascht waren, denn Blaise sagte: „Stimmt, ich habe sie euch noch gar nicht vorgestellt. Das ist Emily, wir sind seit ungefähr einer Woche zusammen." „Hi, Emily", murmelten Harry und ich.
„Hi, freut mich, euch kennzenzulernen. Nennt mich bitte Emi", meinte sie. Auch, wenn das Gespräch irgendwie formal klang, weil wir einander nicht wirklich kannten, fand ich Emi sympathisch und hatte das Gefühl, Blaise könnte mit ihr glücklich werden.
Den Rest des Abends verbrachten Emi, Blaise, mein Freund und ich redend. Dabei lernte ich auch Emi genauer kennen und es stellte sich heraus, dass sie Muggel-Musicals wie Hamilton und Be more chill liebte, genauso wie Mangas wie MHA und Death Note. Tatsächlich war sie wirklich so, wie ich es mir erhofft, beziehungsweise gedacht hatte- nett und lustig.

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See you soon, Emi.

MrsRietveld

Drarry-ein Turnier, das alles verändertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt