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Dann rief er den anderen entgegen: „Verdammt, P. droht, Potsdamer Straße 51."

P. droht? Ich hatte so einen Einsatz noch nie. Mein Herz begann wieder schneller zu werden.

Unter den Kollegen war auch höchste Anspannung zu spüren. Dale sah, dass ich fürchterlich nervös war.

„Bleib ruhig und mach dir keine Sorgen. Wir schaffen das.", riet er mir auf der Fahrt. Er war sehr sicher. Ich beneidete ihn.

Wir kamen am Einsatzort an und wurden sofort von einer jungen Frau eingewiesen. Sie zeigte panisch auf einen Mann, der auf dem Dach des Hochhauses stand. Er wollte springen. Ich spürte, wie meine Knie weich wurden. Ich wusste, dass es eines Tages auf mich zukommen würde, aber ich hatte schon immer Angst vor dieser Art Einsatz. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es ausgerechnet heute soweit war.

Meine Kollegen waren konzentriert. Ich sollte wieder an der Seite von Dale bleiben. Wir drängten uns alle durch die schaulustige Menschenmenge, die sich vor dem Gebäude gesammelt hatte. Polizisten halfen uns und drängten die Menschen zur Seite. Der Wassertrupp ging in das Gebäude, bereit die gefährdete Person entgegenzunehmen.

Dann fingt Dale mithilfe eines Megaphons an, Kontakt mit der Person, die oben auf dem Dach stand, aufzunehmen. Er stellte sich vor und redete sehr viel. Er sprach davon, dass es viele Menschen gab, dem er nicht egal war. Dass das Leben ihm eine zweite Chance geben könnte, er müsse es nur zulassen. Er wollte ihm persönlich dabei helfen, es wieder gut zu machen. Ich wollte Dale helfen, doch er sagte, ich solle mich erstmal nicht einmischen und ihn machen lassen. Da es mein erster Einsatz dieser Art war, sollte ich mich zurückhalten. Es kostete Dale viele Minuten. Der Mann, der oben stand, war kurz davor aufzugeben. Er stand sehr nah an der Kante.

„Verschwindet!", rief der Mann. Er war kaum zu verstehen, „Geht mir aus dem Weg!"

In vielen Momenten sah es wirklich nicht gut aus. Einige verloren die Hoffnung. Aber Dale gab nicht auf. Er beeinflusste den Mann in so vielen Arten. Der Mann begann zu zweifeln, ob er es wirklich tun sollte. Ich war stolz auf Dale. Er machte das wirklich gut. Nach vielen bedrückenden Minuten Überredung, trat der Mann endlich einen Schritt zurück. Er fiel verzweifelt auf die Knie. Der Wassertrupp sicherte ihn.

Die Anspannung löste sich. Auch Dale war erleichtert. Er schwitzte. Er hatte Angst, dass er es nicht schaffen würde. Dale verkaufte sich selbst als sehr sicher. Ich beneidete ihn schon wieder. Er war ein unglaublicher Mensch. Dale hatte ein so unglaubliches Selbstbewusstsein.

„Gut gemacht.", sagte ich stolz zu ihm.

Er nickte mir zu, wischte sich die Stirn mit der Hand ab und atmete tief durch. Dann trat er wieder den Weg zum Auto an.

Auf der Rückfahrt wirkten einige der Feuerwehrleute immer noch sehr angespannt. Ich fragte mich, ob das wohl jedes Mal so gewesen sei, obwohl sie diese Art Einsatz bestimmt schon sehr oft hatten. Es scheint, nie aufzuhören. Menschenleben retten, das ist, was diesen Job ausmacht. Ob es durch einen Brand zu Verletzten kommt, durch einen Unfall, durch Suizid oder durch Anschläge. Es gibt viele Möglichkeiten, Menschenleben in Gefahr zu bringen. Menschen sind verletzlich. Deshalb kämpfen wir für das Leben der Anderen. Auch, wenn das bedeutet, dass wir unser eigenes Leben dafür geben müssen.

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