Kapitel 20

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Ich weiß nicht wie ich hier her kam, aber auf einmal befand ich mich wild tanzend auf der Tanzfläche. Mein Herz raste und ein dünner Schweißfilm bedeckte meine Stirn. Der Alkohol betäubte meine Sinne und bei jeder ruckartigen Bewegung die ich tat, drehte sich die Welt ein Stückchen mehr, was mich oft zum Lachen brachte. Mia und irgendein Typ tanzten neben mir eng miteinander zusammen. Da würde ja nichtmal eine Nudel zwischen passen. Bei dem Gedanken musste ich laut auflachen, was wohl selbst über die Musik hinweg zu hören war, da sich ein Typ zu mir umdrehte und mich verwirrt ansah.
Der ist ja schnuckelig.

Ich musterte sein Gesicht, seine braunen Haare und die dunkelbraunen Augen. „Du.." Ich deutete mit dem Finger auf ihn „...siehst aus wie ein Eichhörnchen" stellte ich laut fest.
Er zog die Augenbrauen hoch „Und du, als würdest du gerne Tanzen" antwortete er frech und kam auf mich zu. Ich legte meinen Kopf schief und betrachtete ihn genauer.
Er ist süß, aber nicht heiß... wie King.
Geschockt von diesem Gedanken riss ich meine Augen auf.
Was?
Was ist los Puppe? Geschockt von meinem guten Aussehen?" er kam mir näher und zog mich an der Taille noch näher zu sich.
Ich musterte ihn verwirrt.

„Weißt du, ich kann dir auch ein Foto von mir schicken, dafür musst du mir nur deine Handynummer geben" zwinkerte er.
Mein Hirn verarbeitete die Wörter sehr langsam aufgrund meines erhöhten Pegels, aber als der Verarbeitungvorgang abgeschlossen war fiel ich in schallendes Gelächter.
Was ein eingebildeter Trottel.

Ich schob ihn von mir weg, sodass mindestens eine Armlänge zwischen uns Platz war.
„Nein danke, kein Interesse" lächelte ich ihm zu und drehte mich um, um weiter zu tanzen. Verwirrter Typ.

Mein Blick glitt fröhlich durch den Raum und blieb auf Kylan haften, welcher mich mit zusammengekniffenen Augenbrauen ansah.
Der sieht ja angespannt aus. Wie kann man selbst dann noch heiß aussehen? Ok das geht wieder in die falsche Richtung. Ah! Ich muss einfach in eine andere Richtung sehen!
Ruckartig schaute ich nach links, wodurch mir noch schwindeliger wurde. Das Karussellspiel war damit jedoch noch nicht beendet, da mich das Eichhörnchen an der Hand zu sich umdrehte.
„Hey!" beschwerte ich mich und schaute in seine wütenden Augen.
„Du wirst jetzt mit mir tanzen!"
„Bist du mein Vater? Nein! Also lass mich los du Arschloch"
Ich entriss ihm meine Hand und hielt diese mit der anderen.
Man hat der nen starken Händegriff.
Sein Gesicht nahm eine feurige Note an. Feurige Note...?. Da musste ich wieder schmunzeln, was das nun rote Eichhörnchen wohl als Beleidigung ansah.
„Dein Lachen wird dir gleich vergehen du dumme Schlampe" er kam mir nun wieder einen Schritt näher und ich sah seine Hand langsam auf mich zu steuern.
Reflexartig schloss ich meine Augen und wartete, dass mich sein Pfötchen-weil er aussieht wie Eichhörnchen- traf.
Als ich merkte, dass sie es nicht tat, öffnete ich meine Augen.

Ein wütender Kylan hatte sich vor dem Aggro Typen aufgebaut und hielt seine ausgeholte Hand in seiner. Er schubste ihn unsanft nach hinten, sodass er gegen einige Leute knallte und sich an diese fest hielt, um nicht komplett zu fallen. Er rappelte sich wieder auf und versuchte sich groß zu machen, was ihm jedoch nicht wirklich gelang, da Kylan deutlich größer war.

„Was mischt du dich da ein, King" er spuckte seinen Nachnamen regelrecht aus.
„Du wirst hier keine Frauen schlagen Mylo" mein Ritter in glänzender Rüstung verschränkte die Arme vor seiner muskulösen Brust. Mittlerweile hatten wir die Aufmerksamkeit aller auf uns gezogen. Mylo-oder lieber Eichhörnchen- wurde, wenn es überhaupt möglich war, noch roter als zuvor. „Ich lass mich doch nicht von der Schlampe korben" er schaute mich angeekelt an. So angeekelt sah er aber gerade nicht von mir aus.

Kylan spannte sich merklich an, sodass die Adern an seinen Armen noch deutlich wurden.
„Und von dir lass ich mir auch nichts sagen" plötzlich landete seine Faust in Kings Gesicht. Aus der Menge kamen einige Aufschreie und Kylans Freunde waren kurz davor einzugreifen.
King hob seine Hand, um zu verdeutlichen, dass er die Situation im Griff hatte. Ich konnte Kylans Gesicht nur von der Seite sehen, aber er sah noch angepisster aus, als gerade eben.

Seine Faust landete in
Sekundenschnelle in Mylos Gesicht, sodass dieser zu Boden ging. Er hielt sich seine nun blutende Nase und schaute ängstlich zu Kylan auf.
Ich verzog mitleidig mein Gesicht. Aua.

Verlass die Party" Kylans Stimme klang eiskalt und schneidend und erlaubte keine Wiederrede.
Ein Junge drängte sich durch die Menge und half Mylo auf, um ihn dann schnellst möglich aus dem Haus zu bringen.
Alle hatten einen enormen Respekt vor Kylan King, und meinen hatte er mittlerweile ebenfalls.

Als die Tür ins Schloss fiel, war es noch kurz still, bis der DJ wieder die Musik auflegte und der dröhnende Bass wieder zu hören war.
Die Menge löste sich nach einigen Sekunden wieder komplett auf und somit wurde der „Kampfring" wieder zur Tanzfläche.
Ich schaute wieder eingeschüchtert zu ihm zurück.
„Dankeschön" bedankte ich mich kleinlaut. Er atmete einmal tief ein und drehte sich zu mir, wodurch ich sein ganzes Gesicht sehen konnte. Seine Lippe war aufgeplatzt und ließ Blut rausfließen. Nicht viel, aber genug um mich noch schlechter zu fühlen.

Schuldbewusst zog ich ihn am Arm mit in die Küche, wo ich mir ein Tuch nahm, dieses kurz unter den Wasserhahn hielt und mich dann wieder zu ihm drehte.
Kurz überlegte ich. Dann setzte ich mich entschlossen auf den Küchentresen, um besser an seine Lippen zu kommen. Ok das klang falsch...Aber nicht schlecht.

Ich nahm sein Gesicht mit der einen Hand näher zu mir, während ich mit der anderen anfing das Blut von seinen Lippen zu wischen. Meine Hände fingen bei der Berührung an zu kribbeln, was ich jedoch locker auf den Alkohol schob.

Er beobachtete jeder meiner Bewegungen. Er stand einfach bloß da und...starrte mich an.

„Das hätte ich auch alleine gekonnt" hauchte er, als ich von ihm abließ und von der Theke hüpfte, um das nasse und nun auch blutige Tuch zu entsorgen.
„Ich weiß, aber sieh es als eine Art Entschädigung" lächelte ich ihn an. „Danke für dein Eingreifen, Kylan"

Er nickte schwach. Und dann ging er einfach.

SUNNYWo Geschichten leben. Entdecke jetzt