Sieben

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Livia war gerade dabei, die Küche aufzuräumen, als ihr Handy klingelte. Sie nahm ohne auf die Anzeige zu blicken ab. „Livia von Asterhoven, guten Tag?“ sagte sie mit fragendem Unterton. „Von Asterhoven? Echt jetzt du bist mit Mark von Asterhoven verheiratet? Das gibt es ja nicht. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass die ganze Zeit von DIESEM Mark die Rede war!“ Livia brauchte keine Sekunde um zu bemerken, wer da aufgedreht in den Hörer quasselte. „Asterhoven, ja... Weißt du ich mag es nicht, wenn ich über ihn definiert werde. Bei wirklich jeder Geschäftsfeier auf der wir bisher waren, war ich immer nur 'Herrn von Asterhovens Ehefrau'. Deswegen habe ich nicht mehr dazu gesagt. Tut mir leid.“ Livia hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie Ava dieses Detail verschwiegen hatte. Dabei war es ja kein Geheimnis, warum auch?

„Kein Problem, Livia. Sag mal hast du morgen Abend Zeit? Ich wollte nämlich meinen Geburtstag feiern und fragen ob du nicht vielleicht vorbeikommen möchtest, also ich meine du musst natürlich nicht, wenn du nicht..“ Livia schmunzelte. „Natürlich komme ich, sehr gerne sogar. Wann fängt die Feier denn an?“ unterbrach sie Ava. „ Um 18 Uhr in der Schirmstraße 17. Ich freue mich auf dich“ Letzteres sagte sie beinahe zögerlich. „Ich mich auch“ lächelte Livia und ein Kribbeln durchfuhr sie.

Doch bei dem Gedanken, heute Abend noch mit Mark reden zu müssen, verschwand es direkt wieder. Sie wusste nicht, wie dieses Gespräch ablaufen würde, wusste nicht was sie sagen sollte. Also verdrängte sie den Gedanken und tat, was nun Mal getan werden musste. Sie räumte das Haus auf, putzte die Bäder, feudelte Staub von jeglichen Oberflächen und polierte die Fenster auf Hochglanz. Doch spätestens als sie in Begriff war, auch noch die Bücher alphabetisch zu sortieren, stoppte sie sich und sah ein, dass sie nicht drum herum kommen würde. Also schlich sie zögerlich auf das Arbeitszimmer zu. Bevor sie es sich anders überlegen konnte, klopfte sie zwei Mal und wartete auf eine Antwort. Nichts geschah. Erneut klopfte sie an die schwere Holztür. Als nach weiterem Klopfen und warten immer noch nichts geschah, drückte sie die Klinke herunter, hielt noch einmal inne, um zu sehen ob er doch noch reagieren würde und als weiterhin nichts geschah ging sie in den Raum. Er war leer.

Verwirrt blieb sie mitten im Raum stehen und guckte sich um. Wo steckte Mark denn nur? War er vielleicht in der Bibliothek? Im Schlafzimmer? Sie wollte sich gerade in Richtung Tür drehen, da sah sie einen Zettel auf dem Schreibtisch ihres Mannes. 'Geschäftsreise. Eine Woche. Wichtig.' Mehr nicht. Diese vier Wörter sprangen Livia in seinen ordentlichen Druckbuchstaben entgegen. Wahrscheinlich müsste sie traurig sein, dass er ihr nichts erzählt hatte, oder wütend, aber sie empfand einfach nur Erleichterung. Irgendwie beängstigte das. 

Als Livia am nächsten Morgen im Auto saß, um ihre Kinder, die bei Freunden übernachtet hatten abzuholen, dachte sie über die am Abend stattfindende Geburtstagsparty nach. Sie würde die Jungs etwas früher ins Bett bringen und einem Kindermädchen auftragen ein Auge auf sie zu haben. Dann erst wollte sie sich anziehen. Moment, anziehen! Was zog man auf einer solchen Party an? In den letzten Jahren waren sie ausschließlich auf Feiern gewesen, auf denen man nur in Anzug und Abendkleid auftauchen konnte. Alles Andere war 'underdressed'. Allerdings war Livia sich ziemlich sicher, dass diese Party nicht eine von dieser Sorte werden würde. Anstatt des teuren Champagners würde Bier ausgeschenkt werden und anstelle der leichten klassischen Musik im Hintergrund, würde dieses Mal laute Musik aus der Anlage strömen, die allerdings nicht die angeregten Gespräche der Gäste übertönen konnte. Und trotz - oder eher wegen dieser Dinge freute Livia sich riesig auf den bevorstehenden Abend.

„Hab ich alles? Schlüssel, Handy, Geldbeutel, kleines Geschenk - Ich hoffe sie hat dieses Buch nicht schon - Jacke.. Das ist alles. Lichter aus? Herd aus? Fenster zu? Ein letztes Mal überprüfte Livia Alles, dann schnappte sie sich ihre Tasche und schlüpfte aus der Haustür. Sie hatte sich angesehen wo Ava wohnte, und entschlossen das Auto zu nehmen. Mit einem wohlgesetzten Knall schmiss Livia die Autotür zu und ging auf eine Tür mit der Nummer 17 zu. Bei dem Blick auf die verschiedenen Klingelschilder fiel ihr auf, dass sie komplett vergessen hatte nach Avas Nachnamen zu fragen. Zum Glück stand auf einem der Klingelschilder 'Ava Kremer'. Sie klingelte, und als das Summen ertönte drückte sie mit einem leiden Klacken die Tür auf.

„Livia! Wie schön dass du da bist, ich dachte schon du kommst nicht mehr!“ begrüßte sie eine prächtig gelaunte Ava. „Na klar komme ich, was denkst du denn? Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!“ lachte Livia und umarmte sie, während sie ihr das Geschenk überreichte. „Ich hoffe du kennst es noch nicht, ich selbst fand es fantastisch!“ schwärmte sie, während Ava mit kindlichem Eifer das Geschenkpapier Aufriss und das Buch welches zum Vorschein kam musterte. „Der Schatten des Windes, na dass klingt ja lustig.“ witzelte Ava. „Nein Spaß, Danke dir, dass kannte ich tatsächlich noch nicht!“ Und mit diesen Worten schob sie das Buch in ein erstaunlich üppig gefülltes Bücherregal und umarmte Livia gleich noch einmal. „Freut mich, dass ich nicht vollkommen daneben lag, was die Geschenkauswahl betrifft.“ kicherte Livia und erwiderte die Umarmung.

„Du, ich fand es sehr, sehr schön, aber ich glaub -hicks- ich glaub, ich muss mal wieder.“ Angetrunken wollte Livia sich schon zum Gehen wenden, als Ava sie am Arm festhielt. „Du willst doch jetzt nicht wirklich mit dem Auto nach Hause, oder?“ fragte sie ungläubig. „Aber klar doch, wieso denn nicht?“ gluckste Livia und wollte sich schon wieder umdrehen. „Nix da, du bleibst hier!“ entschloss Ava kurzerhand und zog Livia auf die Couch. „Ich kann echt mit dem Auto fahren, ich muss dir keine unnötigen Umstände machen“ versuchte Livia es nochmals, allerdings ohne Erfolg. „Livia, ich mache mir Sorgen um dich! Du kannst jetzt nicht mit dem Auto nach Hause fahren.“ Ava schaute ihr eindringlich in die Augen und wirkte fast flehentlich. „Bitte bleib.“ „Warum kann ich nicht einfach die Bahn nehmen? Oder ein Taxi?“ Livia guckte herausfordernd. Doch anstatt etwas zu sagen, beugte Ava sich nur vor und legte sanft ihre Lippen auf Livias.








Hallöchen, und Aaaaahhhh! Endlich geht die Geschichte Mal richtig los! ;) Na, wer hat es schon ein bisschen vermutet, hm? Schreibt doch mal in die Kommentare, ob bei euch schon die Ferien angefangen haben! ;)
Lg, Helena :)

He won't break me!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt