Epilog

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,,Livi, kommst du mal bitte? Hier ist ein Brief für dich!" Livia erhob sich seufzend von der Couch und strich sich über den Bauch. ,,Ich komme!" Sie ging in den Flur, wo Ava stand und ihr einen hellgrauen Brief entgegenhielt. ,,Hier, sieht der nicht seltsam aus? Ich dachte Briefumschläge sind immer weiß? Außerdem ist der vom Gericht. Glaubst du, es ist wegen Mark?" Ava guckte sie sorgenvoll an, während sie ihr den Brief reichte. ,,Ach Quatsch, das ist bestimmt nur irgendeine Formalität wegen des Gerichtsverfahrens." Livia öffnete den Brief und las in sich auf dem Weg ins Wohnzimmer durch. Dort angekommen musste sie sich auf einen Sessel sinken lassen. Ihr Kopf schwirrte und sie konnte nicht glauben, was sie da gelesen hatte. ,,Livi? Was ist los mit dir? Was steht denn da? Mensch Livi, rede doch mit mir!" Ava nahm den Brief, den Livia ihr entgegenhielt und begann zu lesen, während sie der immer noch perplexen Livia beruhigend über den Rücken streichelte. Mit jedem Satz den sie las, wurde ihr Gesichtsausdruck ungläubiger. Als sie fertig war, ließ sie den Brief sinken und zog Livia in eine Umarmung.

Als sie sich nach einiger Zeit wieder lösten, blieb Avas Hand auf Livias Oberarm liegen und Ava schüttelte, immer noch verwirrt den Kopf. ,,Ich kann das Alles gar nicht glauben. Wie bringen wir das bloß den beiden Jungs bei?" Livia zuckte mit den Schultern, atmete tief ein und aus und stand dann auf. ,,Die beiden haben Mark jetzt seit nicht einmal zwei Monaten nicht mehr gesehen und vermissen ihn schon. Ich weiß nicht, wie sie reagieren werden, wenn wir ihnen sagen, dass er im Gefängnis gestorben ist." Livia setzte sich wieder und legte den Kopf in die Hände. ,,Lass uns mal nicht verzweifeln. Es kam einfach unerwartet, aber wir werden das schon schaffen. Die beiden sind große, verständnisvolle Jungs und nach einer schmerzhafen Zeit der Trauer, werden sie über ihren Vater hinwegkommen. Sie werden ihn nie ganz vergessen, aber glaub mir, ich spreche aus Erfahrung wenn ich sage, dass die beiden das schon schaffen werden." Ava lächelte leicht und setzte sich Livia gegenüber. ,,Das wird schon alles wieder."



                                                                           4 Monate später

Wieder einmal wachte Livia an diesem Morgen auf, weil sie furchtbar auf die Toilette musste. Seit sie im neunten Monat angelangt war, war dies eigentlich der Dauerzustand. Sie hievte sich also samt ihrem in letzter Zeit beträchtlich gewachsenen Bauch aus dem Bett und schlich zur Tür. Sie wollte Ava nicht wecken, denn diese war in der letzten Nacht erst spät nach Hause gekommen. Bei dem Gedanken daran, aus welchem Grund Ava im Moment so viel zu tun hatte, musste Livia lächeln. Sie hatten gemeinsam beschlossen, gemeinsam ein kleines, aber liebevolles Waisenhaus zu kaufen. Zur Zeit waren sie mit der Einrichtung und Planung beschäftigt, aber schon bald würden sie die ersten Kinder aufnehmen können. Auch Benjamin und Paul freuten sich schon auf neue Spielkameraden und zählten die Tage bis zum Umzug. Sie hatten den Tod ihres Vaters wieder einigermaßen verkraftet, obwohl sie anfangs sehr geschockt waren. Inzwischen konnten sie aber wieder lachen und nur manchmal huschte noch dieser Schatten über ihre sonst so fröhlichen Gesichter.

Livia war gerade dabei, sich ihre Hände zu waschen, als sie einen nur allzu bekannten Schmerz vernahm. Stöhnend fasste sie sich an den Bauch und krümmte sich. ,,Ava! Ava! Ava, wach auf!" rief sie aus voller Kehle, als Ava auch schon mit völlig verwuschelten Haaren und im Schlafanzug vor ihr stand. ,,Was ist denn? Ich hatte gerade einen so schönen Traum!" sagte Ava verschlafen und rieb sich über das Gesicht. ,,Ava, die Wehen haben eingesetzt. Wir müssen ins Krankenhaus!" Mit einem Schlag war Ava hellwach und stürmte aus dem Bad. Nur wenige Sekunden später kam sie mit einer Hose für sich, einer weiten Jogginghose für Livia und der bereits im Vorhinein gepackten Kliniktasche ins Bad gerannt. Da beide nur T-Shirts anhatten, mussten sie wohl oder übel noch schnell in die Hosen schlüpfen. Als beide fertig waren, half Ava Livia auf der Treppe und stützte sie auf dem Weg in den Flur. ,,Sei nicht so panisch, Ava. Es ist ja nicht meine erste Geburt. Ich schreibe jetzt einen Zettel für die beiden Jungs, du holst die Schlüssel, deinen Gelbeutel und dein Handy. Außerdem musst du bei den Nachbarn Bescheid geben, dass sie doch bitte ein Auge auf die beiden haben sollen, wer weiß wie lange das im Kreissaal dauert. Danach setzen wir uns in aller Ruhe ins Auto, und du fährst uns heile ins Krankenhaus, ok?" Livia schmunzelte, drehte sich um und begann eine kurze Notiz auf einen Zettel zu schreiben, während Ava in windeseile ihren Anordnungen folgte.

Einige Stunden später, lag Livia müde aber glücklich mit ihrer kleinen Tochter in den Armen im Krankenhausbett und lächelte mit  Ava um die Wette. ,,Du glaubst nicht, wie glücklich ich bin." sagte Livia lächelnd und schaute Ava an. Dann wandte sie sich wieder dem kleinen Baby zu, welches gerade schlief. ,,Und du bist auch glücklich, oder Sophie?" Ein nicht zu deutendes Schmatzen war die Antwort. Ava lachte leise. ,,Ich liebe dich." ,,Ich dich auch."

He won't break me!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt