Neun

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„Bis heute Nachmittag!“ rief Livia, während sie sich umdrehte und in ihr Auto stieg. Voller Vorfreude fuhr sie von dem Parkplatz der Schule ihres älteren Sohnes und lenkte ihr Auto auf die Straße, die in die Richtung von Avas Wohnung führte. 10 Minuten später parkte sie ihren kleinen Wagen und klingelte.

Livia war gerade vor Avas Wohnungstür angelangt, da ging diese schon auf und  vor ihr stand Ava. „Ich habe dich erwartet!“ rief sie mit bebender Stimme und breitete herrschaftlich die Arme aus. Sie trug ein unglaublich seltsam aussehendes Gewand, welches in den verschiedensten Farben und Formen von ihren Schultern herabhing. „Was ist denn mit dir schiefgelaufen?“ fragte Livia belustigt. „Nichts, ich wollte das nur schon immer mal machen und heute ist endlich dieses unendlich fantastische...“ Sie zupfte an dem Gewand „...Kleid angekommen, dass ich mir auf Ebay bestellt hab...“ Sagte sie schulterzuckend und machte die Tür weiter auf, um Livia zu signalisieren reinzukommen. „Du hast doch echt nicht alle Latten am Zaun!“ lachte Livia und trat in den kleinen Flur.

Sie mochte Avas Wohnung sehr. Im Gegensatz zu ihrem Haus war die Wohnung bis obenhin mit allem Möglichen  zugestellt und zugehängt. Das konnte entweder an der sehr beschaulichen Größe der drei Zimmer liegen, oder an Avas grenzenloser Unordentlichkeit. Vermutlich war es eine Mischung aus Beidem. In dem kleinen Flur, der ohne eine Tür direkt an das Wohnzimmer, das auch Küche und Esszimmer beinhaltete grenzte, stapelten sich die Schuhe neben einem niedlichen, auf alt getrimmten Kleiderständer, an dem die buntesten Jackenkonstruktionen hingen, die Livia je gesehen hatte. Die Wand über den Schuhen nahm eine große Landkarte ein, die in ihren Brauntönen aussah, wie die eines alten Seemannes. An der gegenüberliegenden Wand stand eine dünne, aber hohe Hokzkommode mit bunt bemalten Schubladengriffen, auf der allerlei Krimskrams lag, unter anderem Haargummis, ein kleines Etui, ein Notizblock, Haarklammern, Handcreme und ein wunderschöner, Milchkaffeebrauner Miniaturkäfer. Livia bestaunte ihn sich. „Uh, du hast meine Autoliebe entdeckt... Tja, für Käfer habe ich eine wirklich große Schwäche... Schade nur, das man mit dem Kellnern nicht so viel verdient, als dass man sich überhaupt irgendein Auto leisten könnte.“ warf Ava mitten in ihre Gedanken und wandte sich in das Wohnzimmer. Auch hier herrschte die Art von gemütlichem Chaos, das Livia schon immer geliebt hatte. In der kleinen Küchenzeile stapelten sich die Töpfe und Vorräte an Nudeln, Mehl, Zucker und vielem Mehr, das alles in niedlichen Porzellanbehältern aufbewahrt war. Auf dem winzigen Gasherd stand ein großer Kochtopf, aus dem es göttlich nach verschiedensten Gewürzen duftete. Der Kühlschrank war über und über mit verschiedenen Magneten, Postkarten und Post-its übersät. Über dem kleinen, mit bunt gemusterten Kissen bestückten Sofa, welches am gegenüberliegenden Ende des Raumes stand, erstreckte sich ein, wie es aussah selbstgefertigtes Bücherregal, aus zusammengesteckten Holzplatten in vielen Farben und Maserungen. Ava hatte diese wohl aus den Restbeständen eines Baumarktes oder einer Schreinerei, für wenig Geld erstattet, und eher notdürftig als erfahren zusammengeschustert. Trotzdem sah es auf seine Weise hübsch aus und Livia musste mit einem Schmunzeln an ihre Bibliothek denken, immer geordnet und staubfrei gehalten. Vor dem Sofa stand auf einem kleinen Tisch ein alter, winziger Röhrenfernseher, der wohl noch Avas Großeltern gehört hatte. In einer anderen Ecke des Raumes, stand ein kleiner Holztisch, auf dem neben einer schönen Vase mit Sonnenblumen ein Stapel an Zeitschriften, Briefen und anderen Papieren lag.  Auf einem der beiden Stühle stapelten sich ebenso die Bücher und Zeitschriften, während auf dem anderen, der wohl tatsächlich zu seinem eigentlichen Zweck genutzt wurde, ein Blümchenmuster-Kissen thronte. Die Wände waren kaum noch sichtbar, überall hingen bunte Wandtücher, Bilder die teilweise selbstgemalt sein mussten und eine bis zum Rand mit Postkarten, Fotos und Briefen gefüllte Pinnwand. Unter Livias Füßen erstreckte sich ein runder, roter Teppich, der weicher nicht hätte sein können, in einem der kleinen Holzregale stand ein Glasgefäß, welches mit einer Flüssigkeit gefüllt war, die einen wohligen Duft nach Orange verströmte.

Es war wundervoll. Obwohl Livia die Wohnung nicht zum ersten Mal sah, konnte sie sich nicht an den Tausenden Details sattsehen, die eine wunderbar heimatliche, schöne Atmosphäre mit sich brachten. Und auf einmal stieg in ihr der Gedanke auf, wie es wohl wäre hier zu leben. Mit Ava und einer Wolldecke auf dem winzigen Sofa zu sitzen, zu quatschen und sich einfach nur wohl zu fühlen.

„Erde an Livia! Hörst du mich oder hat das Sofa dich in seinen unwiderstehlichen Bann gezogen?“ und mit diesen Worten, und vielleicht auch wegen Avas wedelnder Hand vor ihrem Gesicht, erwachte Livia aus ihrer Trance und drehte sich erschrocken zu Ava um. „Hast du was gesagt?“ fragte sie unschuldig und erhielt einen ungläubigen Blick von Ava. „Ehm, ja? Ich habe dich jetzt zwei mal gefragt ob du mit zu Mittag essen möchtest.“ Sagte Ava kopfschüttelnd und zeigte auf den lecker riechenden Topf, während sie sich zu ihrem offensichtlichen Leiden ein Lächeln nicht verkneifen konnte. „Mittag klingt gut!“ sagte Livia und passend zu diesem Satz begann in genau dem Moment ihr Magen zu grummeln. „Man merkt es...“ feixte Ava und wenig später saßen die beiden an dem kleinen Ecktisch und ließen sich ein von Ava gekochtes Curry schmecken.

Eine Stunde später saßen die beiden auf dem Sofa und lachten sich über peinliche Schulgeschichten des Anderen schier kaputt. Livia versuchte sich gerade einigermaßen zu beruhigen, nachdem sie beinahe in Ohnmacht gefallen war, als Ava ihr erzählt hatte, warum sie sich als sie 15 war geschworen hatte, niemals wieder in einem grünen Strickpulli zur Schule zu gehen, da griff Ava beinahe zögerlich zu Livias Hand und guckte sie an, als ob sie fragen wollte ob es in Ordnung war. Livia lächelte ihr verlegen zu und drückte Avas Hand leicht. „Livia?“ fragte Ava und ihr Blick war zögerlich. Noch bevor Livia fragen konnte, was los war, schob sie hinterher: „Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt.“







Hallöchen! Endlich ist es raus! ;)
Mal sehen, wie Livia reagiert... Ich hoffe ihr genießt euren Restsonntag!
Lg, Helena :)

He won't break me!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt