Elf

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Die nächsten Tage über war Livias Leben sehr eintönig. Sie stand auf, brachte die Kinder in die Schule, kümmerte sich um ihren Mann, dem es zwar schon etwas besser ging, der aber trotzdem noch stark erkältet und etwas fiebrig war. In letzter Zeit hatte er sich noch einige Male bei ihr entschuldigt, hatte ihr versprochen, dass so etwas nie wieder vorkommen würde, hatte erklärt, warum er seit einigen Wochen aufgrund von Schwierigkeiten in der Firma sehr gestresst war. Zuerst war Livia etwas skeptisch, wusste nicht, ob er das nur so sagte oder ob er es ernst meinte, aber inzwischen glaubte sie ihm und hoffte darauf, dass das Geschehene vergessen werden könnte und sie wieder eine ganz normale Familie werden könnten. Von Ava hatte sie nichts erzählt. Livia fühlte sich schuldig, einerseits weil sie und Ava sich nähergekommen waren und es nicht nur bei Küssen geblieben war, andererseits weil sie nicht den Mut aufbrachte Mark dies zu erzählen. Sie versuchte sich einzureden, dass er sie schließlich zuerst betrogen hatte und dass er das Dienstmädchen nur aufgrund ihres zugegebenermaßen nicht hässlichen Aussehens begehrt hatte, während Livia an Ava ihre aufgeschlossene Persönlichkeit schätzte, ihre wortgewandte, direkte Art und den ehrlichen, Kind gebliebenen Ausdruck in ihren rehbraunen Augen... Genug! Sie musste sich endlich zusammenreißen, wenn sie ihre Familie wieder zusammenbringen wollte!

„Puh...Ich kann nicht mehr!“ lachte Livia und schob seufzend ihren fast leeren Teller zu Mark. „War ja klar, dass ich mal wieder die Reste aufessen darf!“ sagte er gespielt böse, nahm aber schmunzelnd den Teller entgegen und fing an den übriggebliebenen Reis aufzuessen. „Kann ich noch eine Frikadelle haben, Mami?“ Es war schön, endlich wieder eine ganz normale Familie haben zu können. Der Alltag war normal, ruhig und liebevoll und das war genau das, was Livia im Moment brauchte. Keine Aufregung, kein Abenteuer und auch keine Affäre mit Ava. Sie hatte Avas Gesichtsausdruck gesehen, als sie ihr die Tür vor der Nase zugemacht hatte, nachdem sie den Kontakt abgebrochen hatte und Ava tat ihr unglaublich leid. Sie wusste, dass es nicht richtig war von jetzt auf gleich die Meinung zu ändern, aber noch weniger richtig wäre es, würde sie die Beziehung nicht beenden. Sie wollte nie eine von den Tussen werden, die nur zu Hause saßen, während Dienstmädchen einen Großteil der Arbeit taten und der Ehemann eine ganze Menge Geld heranschaffte, wodurch sie sich dann ein modernes Haus, einen großen Garten, ein teures Auto und einen neuen Fernseher leisten könnten. Als Kind wollte sie immer irgendetwas machen, womit sie helfen könnte. Mal wollte sie ein Tierheim eröffnen, mal wollte sie Krankenschwester werden, mal Psychologin. Doch als sie Mark kennengelernt hatte, lösten sich diese Vorstellungen in Luft auf. Livia hatte bis zu diesem Zeitpunkt nicht an Liebe auf den ersten Blick geglaubt, aber seit sie diesem jungen Mann auf der Straße entgegenkam und er sie nach dem Weg fragte, wollte er ihr nicht mehr aus dem Kopf gehen. Anfangs hätte sie sich nie erzäumen können, dass dieser Mann einmal ihr Ehemann, der Vater ihrer Kinder werden würde. Viele Jahre lang war sie die glücklichste Frau der Welt gewesen, doch wie beinahe jede Ehe war ihre mit der Zeit leidenschaftslos geworden. Seit einiger Zeit aber, war es wieder wie früher. Mark und sie waren scherzhaft, liebevoll und glücklich. Nur manchmal dachte Livia noch an Ava, allerdings hatten sie sich schon seit über zwei Monaten nicht mehr gesehen und allmählich war sie über Ava hinweg.

„Guten Morgen Liebling.“ murmelte jemand neben ihr und begann ihr über den Kopf zu streicheln. Wie an jedem Samstagmorgen wurde sie von Marks sanften Streicheleinheiten geweckt, doch diesen Morgen konnte sie es nicht ganz genießen. Hektisch sprang sie auf, stürzte in das nebenan liegende Badezimmer und übergab sich in die Kloschlüssel. Mark, der direkt nach ihr im das Bad gestürmt war, hielt ihr nun die Haare in den Nacken und strich ihr beruhigend über den Rücken. „Ich habe wohl etwas falsches gegessen oder mich bei jemanden mit irgendetwas angesteckt.“ meinte Livia, als sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatte. „Ich hoffe bloß es ist nichts ernstes.“ sagte Mark mit sorgenvollem Blick. „Bestimmt nicht, Schatz.“










Hallöchen! Heute bin ich wieder pünktlich... ;D Ich hoffe selbstverständlich auf Kritik und Tipps ;)
Lg, Helena :)

He won't break me!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt