Verloren hatte ich mich in eines der Doppelbetten verkrochen, hatte mir die Decke bis zum Kinn hinaufgezogen und betreten gegen die kahle Wand gestarrt, während die Tränen irgendwann versiegt waren. Es war nicht so, dass ich mir nicht darüber im Klaren gewesen war, dass es Tote geben oder es nicht bei Verletzten bleiben würde, doch im Nachhinein wünschte ich mir die Unwissenheit über die genauen Namen der Opfer zurück, denn davor waren es lediglich Ängste gewesen, welche mich geplagt hatten, nun waren es die Gesichter der Verstorbenen.
Ich wusste nicht einmal wieso ich eine so unglaublich tiefe Schuld für den Tod all dieser Verspürte und doch fraß es mich beinahe von innen heraus auf. Doch eigentlich, wenn ich ehrlich zu mir selbst war, wusste ich die Antwort auf diese Frage nur zu genüge, denn auf uns Dreien hatte alle Hoffnung gelegen. Jeder hatte auf uns vertraut, darauf dass diese Schlacht mit nahezu keinen Opfern auf unserer Seite enden würde, weil Harry, Ron und ich sie an vorderster Front bestritten, doch trotzdass Voldemort besiegt war, hatten wir versagt, denn auch wir hatten aufgeatmet und waren überrumpelt worden.
Für jeden Außenstehenden musste mein innerer Konflikt lächerlich wirken, denn niemand würde uns, oder gar mir die Schuld an all diesen Opfern geben und doch wusste ich, dass jeder nicht nur auf Harry, sondern auch auf uns als das Goldene Trio vertraut hatte.
Natürlich wusste auch ich irgendwie, dass es lächerlich war mir die Schuld daranzugeben, dass meine Freunde nun tot waren, doch die unzähligen Fragen in meinem Kopf und die Ungewissheit über unser weiteres Vorgehen ließen mich dennoch an der offensichtlichen Tatsache zweifeln, dass mein Versagen nicht der Grund für ihren Tod gewesen ist.
Die Stille um mich herum wurde durch die leisen Schritte von Ron unterbrochen, welcher bereits in Schlafkleidung das Zimmer betrat und zu mir ins Bett schlüpfte. Nachdem er einige Sekunden stillschweigend neben mir gelegen hatte, spürte ich plötzlich seine Hand auf meiner Hüfte und wie er mich sanft zu sich zog. Doch trotz der Tatsache, dass ich seinen eigenen Schmerz über die Toten ebenso gegenwärtig spüren konnte, fühlte es sich falsch an jetzt in seinen Armen zu liegen und mir diese Art von Trost zu gestatten.
Statt mich, sofort aus seinen Armen zu lösen, riss ich mich jedoch zusammen und ließ meinen Blick erneut zu der kahlen Wand wandern, sodass ich gedankenverloren darauf wartete, dass der Atem meines Freundes gleichmäßiger wurde. Auch ich bemerkte irgendwann, nach einer gefühlten Ewigkeit, dass ich meine Augen nur noch schwerfällig aufhalten konnte und langsam aber sicher in einen tiefen Schlaf sank.
Eine Sache war mir jedoch mehr denn je bewusst, denn morgen musste ich wieder stark sein, bis zum morgigen Tag musste der Schmerz weitestgehend verschwunden sein und ich musste weiterkämpfen, gerade weil ich es den Gefallenen schuldig war. Keinesfalls durfte ich mich der Erschöpfung hingeben, welche mit jedem weiteren Tag unaufhörlich realer wurde, denn selbst wenn wir uns aus dem gegenwärtigen Krieg vorerst zurückziehen wollten, fühlte ich noch immer die Last auf mir ruhen.
Genau wusste ich, dass wenn ich den Krieg überleben würde, ich an all den verdrängten Erinnerungen, der Last und der Schuld, welche ich für den Tod meiner Freunde, Mitschüler und Lehrer empfand, zusammenbrechen würde, doch darauf durfte ich mich jetzt nicht konzentrieren. Es musste weiter gehen, denn wir drei brauchten uns gegenseitig, um die kommenden Wochen, Monate oder Jahre zu überstehen.
Die Müdigkeit übermannte mich noch bevor ich weiter dagegen ankämpfen konnte, doch der Gedanke, dass ich morgen wieder stark sein musste, begleitete mich selbst bis ins Reich meiner Träume.
Bereits am nächsten Morgen ließ keiner von uns ein weiteres Wort über den gestrigen Artikel verlauten, denn auch die Beiden wussten, dass Verdrängung im Moment das einzige war, was uns weiterkämpfen ließ. Jeder der unseren neu erlangten Alltag genau beobachten würde, hätte wahrscheinlich allen Grund zu behaupten, dass uns all die Gefallenen nichts ausmachten, doch das taten sie. Jeder von uns versuchte lediglich die immer wieder aufkommenden Schmerzen zu verdrängen, sodass wir möglichst unauffällig blieben.
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Dramione - Krieg ohne jegliche Gefühle
Fanfiction„Der wässrige Nebel benetzte ihr Gesicht mit einigen Wassertropfen, während sie durch den dunklen Wald rannten. Der matschige Boden unter ihren schmerzenden Füßen erschwerte ihr das Rennen deutlich, da sie immer wieder drohte Auszurutschen. Doch sie...