Kapitel 18

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Gedankenverloren ließ ich meinen Blick über das aufgeschlagene Buch in meinen Händen gleiten, während ich es mir noch ein wenig mehr in dem grünen Sessel bequem machte. Immer wieder schweiften meine Gedanken von dem eigentlich ziemlich faszinierenden Inhalt des Buches ab, welches ich in der riesigen Bibliothek des Manors entdeckt hatte. Schon seit Tagen viel es mir immer schwerer mich auf Dinge und vor allem das Lesen zu konzentrieren, gestern hatte ich es sogar geschafft am frühen Nachmittag während der spannendsten Stelle einzuschlafen, das war mir zuvor noch nie geschehen.

Noch vor einigen Wochen hatten mich die literarischen Schriftwerke sogar oft etwas verdrängen lassen, wie die Welt um uns herum wirklich aussah, doch nun war es anders. Entweder plagten mich so viele unterschiedliche Fragen und Gedanken, den Ausgang dieses Plans betreffend oder der Trank sorgte dafür das mein Verstand, welcher zuvor immer etwas gewesen war, auf dass ich mich in jeder Situation blind verlassen konnte, so von Erschöpfung vernebelt war, dass ich die Wörter vor mir nur überfliegen konnte.

Langsam fragte ich mich wirklich was geschehen würde, wenn ich den unvollständigen Trank zu lange einnehmen würde, schließlich nahmen die Nebenwirkungen stetig zu, ohne dass ich wusste, welche langfristigen Risiken meine Eigenkreation mit sich brachte. Das einzige was mir mehr als bewusst war, war, dass dieses verdammte Gemisch meinen Verstand nicht mehr klar denken ließ, wie auch sonst ließe sich die logisch erklären, dass ich urplötzlich etwas wie Sympathie für einen gewissen Slytherin empfand. Es war nicht so dass ich dieser befremdlichen Emotion Raum zum Entfalten ließ, so hatte ich es in den letzten Tagen immer wieder versucht noch mehr Distanz zu Malfoy zu halten als sonst, doch dies hatte sich als wesentlich komplizierter als gedacht herausgestellt.

Immer wieder lief er mir zufällig über den Weg und versuchte mich in ein lockeres Gespräch zu verwickeln, dieses doch sehr untypische Verhalten, machte mich anfangs wirklich misstrauisch und ich hatte mich zum wiederholten Male gefragt, ob Lucius seinen Sohn nicht vielleicht dazu angewiesen hatte, Informationen über mich zu beschaffen. Doch leider hielt mich mein Misstrauen nicht davon ab, eine Unterhaltung mit ihm einzugehen, zu sehr vermisste ich den Kontakt zu Freunden, als dass ich diesen einzigen sozialen Kontakt von mir weisen konnte.

Während ich mir zum, wiederholten Male die Frage stellte wie ich es nur schaffen könnte erneut Kontakt mit Harry und Ron aufzunehmen, um mich mit ihnen über mein weiteres Vorgehen zu beraten, bemerkte ich nur am Rande, wie mir ein weiteres Mal in dieser Woche die Augen zufielen und ich der Erschöpfung verfiel.

Es mussten bereits einige Stunden vergangen sein, als ich durch das schallende Gelächter eines Mannes geweckt wurde, welches nur langsam wieder verstummte. Als ich noch immer etwas verschlafen meine Augen öffnete und mich verwirrt umsah, blickte ich direkt in das amüsierte Gesicht von Draco Malfoy. Als ich das noch immer aufgeschlagene Buch auf meinem Schoß erblickte wurde mir augenblicklich klar, dass es schon wieder geschehen war. In Gedanken verfluchte ich zum wiederholten Male an diesem Tag den verdammten Trank, denn ohne dessen Einnahme wäre dies wohl nie geschehen.

Plötzlich wurde meine Aufmerksamkeit erneut auf den Slytherin vor mir gelenkt, als er mit einem Schmunzeln auf den Lippen das Buch an sich nahm und dessen Buchdeckel interessiert musterte, während er an mich gerichtet meinte: „Muss ja ein wirklich interessantes Buch gewesen sein, wenn es so einschläfernd auf dich wirkt. So hätte ich dich gar nicht eingeschätzt, dass es tatsächlich eine Lektüre gibt die du nicht verschlingst, schließlich hat dein Leseverhalten in den letzten Tagen beinahe an dem von Granger gegrenzt, was schon ziemlich beachtlich ist!".

Für einen winzigen Augenblick blickte ich etwas überfordert in Dracos Richtung, so war mein müder Verstand nicht darauf vorbereitet gewesen nun ein Gespräch über mich zu führen. Doch ich hatte mich glücklicherweise schnell wieder gefasst und meinte gespielt unwissend: „Ich weiß auch nicht welcher Hypogreif mich da geritten hat, dass ich während dem lesen eingeschlafen bin, ich lese normal ja wirklich gerne! Mit Granger meinst du Hermine Granger, die beste Freundin von Harry Potter, oder?". Ich konnte genau spüren wie sein prüfender Blick auf mir lag, während er sich mir gegenüber auf dem kleinen Sofa niederließ: „Ja, woher weißt du das?". Augenblicklich hätte ich mich für meine eigene Frage verfluchen können, warum musste ich nur auch immer so neugierig sein, schließlich musste mir doch besser als jedem anderen bewusst sein wie gefährlich es war in solchen Zeiten ungewöhnliche Fragen zu stellen.

Dramione - Krieg ohne jegliche GefühleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt