Kapitel 16

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Hermines Perspektive:

Der schmale Gang war wie auch in den Tagen zuvor nur mit einigen flimmernden Lampen beleuchtet, sodass ich die hölzerne Tür am Ende der Treppe erst bei näherer Betrachtung erblicken konnte. Den vierten Tag nun schon führte mich mein Weg hier her, an einen der abgelegensten Plätze des gesamten Manors, wahrscheinlich war genau dies der Grund, weshalb Lucius Malfoy exakt diesen Ort als eine Art Gefängnis für seine eigene Frau gewählt hatte. Als ich zum ersten Mal den kleinen Raum hinter der Tür im Beisein des Hausherren betreten hatte und Narcissa Malfoy erschöpft auf dem Bett liegend vorgefunden hatte, wie sie wütend ihren Mann beschimpfte und noch verzweifelter nach einer Antwort flehte, was mit Draco geschehen war, hatte ich sie für wenige Sekunden nur geschockt mustern können. Noch nie zuvor hatte ich die sonst so ernst dreinblickende Ehegattin des Malfoys so gebrochen erlebt, doch das Verhalten ihres Mannes glich schließlich beinahe einer psychischen Folter, so musste es immerhin für eine Mutter das schlimmste Gefühl der Welt sein nicht zu wissen, ob das eigene Kind noch am Leben war. Der Blondhaarige hatte allerdings nicht das Bedürfnis verspürt der Verzweiflung der ehemaligen Black ein Ende zu setzen, so hatte seine einzige Reaktion darin bestanden, mich noch einmal eindringlich darauf hinzuweisen, was geschehen würde wenn ich mit ihr über Draco sprach oder eine der Anderen Regeln missachtete.

Auch als ich heute ein weiteres Mal mit dem Passwort „Loyalität", was im Bezug darauf, dass Narcissa den Dunklen Lord belogen hatte, wohl ziemlich ironisch gemeint war, das kleine Zimmer betrat, raffte sich die ziemlich erschöpft wirkende Frau lediglich zu den Worte: „Was ist mit meinem Sohn geschehen?" auf, bevor sie sich kraftlos zurück in die weichen Kissen sinken ließ, da sie bereits ahnte, dass meine Antwort die selbe sein würde, welche ich ihr auch schon die letzten Male gegeben hatte: „Es steht mir leider nicht zu, mit ihnen über ihren Sohn zu sprechen!". Es fühlte sich grausam an ihr diese wichtige Frage nicht beantworten zu können, doch das Risiko, dass Lucius Malfoy davon erfahren könnte war einfach zu hoch, schließlich hatte ich während meines bisherigen Aufenthaltes hier noch keine brauchbaren Informationen beschaffen können.

Vorsichtig ließ ich mich mit etwas Abstand auf einem Stuhl neben ihrem Bett sinken und ließ einen kleinen Tisch herbei schweben, auf welchem ich ihr Abendessen, welches die Hauselfen zubereitet hatten, abstellte. Schon bei meinen letzten Besuchen hatte sie sich geweigert etwas von dem Essen zu sich zu nehmen, was ihre Erschöpfung nicht unbedingt milderte. Wenn ich Glück hatte schaffte ich es manchmal sie zu einigen Bissen zu überreden, meistens wies sie mich sofort ab, aber wer konnte es ihr schon verdenken. Noch nie zuvor hatte ich wirklich Mitleid mit Narcissa Malfoy empfunden, doch in diesem Moment wollte ich wirklich nicht in ihrer Lage sein, doch das half ihr in keiner Weise weiter. Mitfühlend und dennoch äußerlich ziemlich teilnahmslos meinte ich: „Es bringt ihrem Sohn nichts, wenn sie verhungern und total abgemagert sind, wenn er sie wiedersieht, also essen sie doch endlich etwas. Außerdem wird außer mir nie jemand erfahren, dass sie ihren Essensstreik für eine Mahlzeit unterbrochen haben, doch sie brechen sonst vor Erschöpfung vollständig zusammen!", auch wenn ich hoffte das meine Worte Wirkung zeigten, rechnete ich eigentlich nicht mehr damit, schließlich versuchte ich es zu jeder Mahlzeit aufs Neue, vergeblich.

Aus diesem Grund war ich wirklich überrascht, als sie sich etwas widerwillig zu mir umdrehte, sich aufsetzte und tatsächlich etwas von dem gut beladenen Teller anrührte. Um mir meine Freude darüber nicht anmerken zu lassen, erhob ich mich und betrat mit den Worten: „Ich werde ihnen ein Bad einlaufen lassen und Handtücher bereitlegen, dann können sie sich sobald sie fertig sind ordentlich waschen!" das angrenzende Badezimmer, allerdings immer darauf bedacht, das ich meinen Zauberstab jederzeit angriffsbereit hatte, um jegliche Fluchtversuche ihrerseits zu verhindern. Am zweiten Tag meines Aufenthaltes hatte sie es wirklich einmal versucht, hatte eine Glas Mineralwasser nach mir geworfen und versucht mich mit einer Gabel zu überwältigen, was ich natürlich zu verhindern wusste.

Dramione - Krieg ohne jegliche GefühleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt