Kapitel 17

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Noch immer schlug mein Herz so schnell, dass ich beinahe Angst hatte, es würde jeden Moment vor Überlastung aufhören zu funktionieren. Auch das Zittern meiner Glieder hatte ich schon lange nicht mehr unter Kontrolle, so grenzte die Tatsache, dass ich es wieder unbeschadet in mein Zimmer geschafft hatte doch an ein Wunder. Auch jetzt, einige Minuten nach meiner plötzlichen Flucht aus dem Salon presste ich meinen zitternden Körper noch immer gegen die hölzerne Zimmertür, wobei ich den Schmerz welchen die Türklinke, die sich unangenehm in meinen Rücken rammte, hinterließ nur nebensächlich bemerkte. Um mich herum herrschte Stille, einzig und allein mein unkontrolliertes Atmen war noch zuhören und so sehr hoffte ich, dass es so bleiben würde. Ich flehte beinahe, dass auf dem angrenzenden Flur keine Schritte erklingen würde, welche dann unweigerlich den Todessern gehören würden, welche mich in einen der Kerker schmeißen, foltern oder mich sogar umbringen würden. Und bei all diesen realistischen Optionen, beherrschte nur ein entscheidender Gedanke mein Denken: „Bitte hatte mich niemand von ihnen dort unten gesehen!".

Flashback: 20 Minuten zuvor

Leise schloss ich meine Zimmertür hinter mir und begab mich auf den stockdunklen Flur, welchen ich mit einem geflüsterten „Lumus" etwas erhellte. Erst vor einigen Minuten hatte die magische Uhr halb Drei geschlagen, was für mich wie auch in den vergangenen Nächten der Start für meine nächtlichen Erkundungstouren war. Es waren inzwischen vier Tage vergangen, seit ich nach dieser seltsamen Begegnung mit Malfoy das erste Mal mitten in der Nacht meine Räume verlassen hatte, seitdem war viel geschehen.

Tagsüber hatte ich mich voll und ganz meinen Aufgaben gewidmet, hatte versucht so unauffällig und loyal wie möglich zu erscheinen, während ich mich nachts Stück für Stück durch das Manor vorarbeitete. Von diesem fertigte ich eine Skizze aller mir bekannten Räume an, um diese Informationen, welche für ein eventuelles Stürmen dieses Gebäudes sicher wichtig sein konnten, zu einem gegebenen Zeitpunkt dem Orden zukommen zu lassen. Doch heute hatte ich etwas anderes vor.

In dieser Nacht würde das Risiko entdeckt zu werden, um ein vielfaches größer sein als in den vergangenen, denn in diesem Moment machte ich mich nicht zu einer einfachen Durchsuchung des Manors auf, sondern ich wollte mir ein genaues Bild von den Geschehnissen, welche sich in den Kerkern abspielten machen. Natürlich war es mehr als riskant, schließlich war ich mir darüber im Klaren, dass Lucius Malfoy mir noch immer nicht hundertprozentig vertraute, doch ich konnte nicht länger warten, musste endlich etwas konkretes tun. All meine bisherigen Taten, das nächtliche Erkunden des Manors fühlten sich so winzig und unbedeutend an, wenn ich immer wieder mitbekam wie neue Leute hierhergebracht und in die Kerker gesperrt wurden. Bei jedem von ihnen fragte ich mich auf neue was der Sinn dieser grausamen Entführungen und Mord war, wie sehr ihre Familien und Freunde wohl unter dieser Ungewissheit litten und wie ich es verhindern konnte.

Die vergangene Zeit hatte ich mich noch zurückhalten können, indem ich mir einredete das es besser sei nichts zu überstürzen, da es uns einen entscheidenden Vorteil verschaffen könnte, doch als ich heute die Schreie aus dem Salon vernommen hatte, hatte ich gewusst, dass ich heute der Versuchung nicht wiederstehen konnte. Das heute der Drang zu Helfen stärker sein würde als meine Vernunft und spätestens als sich in mir die Angst gebildet hatte, dass die Schreie einem meiner Freunde entflohen sein könnten, als sie gefoltert wurden, war ich mir sicher.

Mit jedem Schritt, welchen ich nun in Richtung des Salons, in welchem sich meines Wissens nach, der Eingang zu den Kerkern befand, machte stieg auch die Befürchtung, dass ich längst zu spät sein könnte um beispielsweise Ginny und Luna, welche nicht als Tote aufgeführt waren, zu retten. Auch hatte ich unglaubliche Angst, dass mich jemand entdecken würde, denn dann wäre all die Arbeit der vergangenen Wochen vergeblich gewesen.

Gerade als ich den Salon mit langsamen Schritten betrat und die steinerne Treppe, welche hinunter zu den Kerkern führte hinabstieg vernahm ich am oberen Ende dieser erneut das Geräusch einer sich öffnenden Tür. Geschockt sah ich mich um, während ich schwere Schritte vernahm, welche näherkamen. Panisch dachte ich über meine Optionen nach, doch wieder nach oben konnte ich auf keinen Fall, schließlich würde ich den Todessern so direkt in die Arme laufen, auch hier auf halber Strecke zu warten und darauf zu hoffen, dass sich die Schritte wieder entfernen würden, hielt ich für eine äußerst schlechte Idee. Mit einem letzten Blick in die Richtung des dunklen Salons stieg ich vorsichtig, darauf bedacht keine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, die restlichen Stufen nach unten in den schwach beleuchteten Kerker.

Dramione - Krieg ohne jegliche GefühleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt