Kapitel 12

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Hermines Perspektive:

Übermüdet überflog ich die Wörter in dem Buch vor mir, während ich zusammengekauert auf einem Ende des Sofas saß, um mich eine weiche Decke geschlungen. Abwesend ließ ich meinen Blick von der Informationsquelle in meinen Händen zu der kleinen Wanduhr wandern, welche mir noch einmal mehr verdeutlichte, dass es eigentlich schon längst Zeit wäre zu schlafen, doch das hatte ich längst versucht. Die gesamte Wohnung fühlte sich so verlassen an, seit Harry und Ron sie vor einigen Stunden verlassen hatten, um in einer Kneipe im Ort etwas Trinken zu gehen. Mehrfach hatten sich die Beiden versichert, dass dies für mich in Ordnung war, was ich natürlich sofort bejaht hatte, schließlich war auch nach einer Woche das Verhältnis zwischen mir und Ron noch ziemlich angespannt und somit wollte ich ihm nicht die Gelegenheit nehmen sich mit Harry etwas auszutauschen.

Doch das änderte nichts daran, dass mich die Sorge, dass den Beiden während ihres Aufenthaltes dort etwas zustoßen könnte, wachhielt. Allerding bezweifelte ich, dass ich unter normalen Umständen früher hätte schlafen können, zu viele Gedanken plagten mich in den letzten Tagen, in welchen ich mich fragte, wie lange wir uns wohl noch hier verstecken könnten und auch der heutige Vollmond trugen nicht unbedingt dazu bei, dass ich leichter Einschlafen konnte.

Plötzlich wurde ich von einem leisen Rumpeln und einem darauffolgenden Scheppern aus meinen Gedanken gerissen, welches mich sofort in Alarmbereitschaft versetzten. Natürlich war die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um ein heruntergefallenes Buch oder etwas der Gleichen handelte, welches Draco im Schlaf vom Nachtisch gefegt hatte, eindeutig höher als dass es sich um einen Eindringling handelte, doch wir lebten in gefährlichen Zeiten und jeder Nachlässigkeit konnte nun unseren Tod besiegeln. Blitzschnell hatte ich nach meinem Zauberstab gegriffen, war aufgesprungen und hatte mich leise Richtung Wohnzimmertür begeben, welche ich lediglich einen Spalt breit öffnete, sodass das quietschende Geräusch, welches sonst den gesamten Raum erfüllte, nicht erklang. Jederzeit mit einem Angriff rechnend drückte ich mich gegen die kalte Flurwand, an welcher ich Zentimeter für Zentimeter weiter entlang glitt und die Wohnung absicherte.

Da ich mir beinahe sicher war, dass das Scheppern aus der Richtung von Dracos Zimmer gekommen war, suchte ich das Badezimmer und die beiden Schlafzimmer, deren Verteilung sich in der letzten Woche verändert hatte, lediglich oberflächlich ab, indem ich an der Zimmertür lauschte und einen kurzen Blick durch den Türspalt warf. Doch sofort bereute ich diese Vorgehensweise, als ich mit gezogenem Zauberstab Dracos Schlafgemach betrat. Im ersten Moment schien alles wie sonst, doch nachdem mein Blick von dem auf dem Boden liegenden Märchenbuch, aus welchem ich dem Vierjährigen noch einige Stunden zuvor vorgelesen hatte, zu dem leeren Bett gewandt war beschlich mich ein fürchterlicher Verdacht. Es wäre nicht der erste Zauber, welcher an Vollmond seine Wirkung verlor. So sehr hoffte ich auf einen Irrtum meinerseits und doch verunsicherte mich vor allem die Tatsache, dass ich in keinem der Zaubereiliteraturen auch nur im Geringsten etwas über den „iuvenis estis" gefunden hatte.

„Sein Zauberstab.", sprach ich flüsternd den Gedanken aus, welcher mich noch einmal mehr, darin bestärkte den Meinen nicht eine einzige Sekunde locker zu lassen. Auch wenn es sich wie eine Ewigkeit anfühlte bis ich kehrt machte und in eben der gleichen Stellung wie zuvor den Raum verließ, waren es in Wirklichkeit nur Sekunden, in welchen die Angst vor dem, was in Harrys und nun auch Rons Schlafzimmer auf mich warten würde, unaufhaltsam stieg. Ich war nicht bereit dazu mich dem zustellen, ihm gegenüberzutreten und doch setzte ich entschlossen einen Fuß vor den anderen. Erst als ich meine Hand um den eisernen Griff legte und mich die Kälte des Metalls erfüllte, hielt ich einen Moment inne, bevor ich erneut durch den Türspalt späte. Das Ergebnis war Dasselbe wie zuvor auch: Nichts, lediglich Dunkelheit. Vorsichtig öffnete ich die Tür einige Zentimeter weiter, immer darauf bedacht keine Aufmerksamkeit durch ein Quietschen zu erregen.

Dramione - Krieg ohne jegliche GefühleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt