Kapitel 4

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"Du solltest raus gehen und dir hier ein paar Freunde suchen, sonst bist du die ganzen Ferien bei deinem alten, langweiligen Grandpa hier in der Wohnung. Wenn deine Mutter das herausfinden würde, dann würde sie mir höchstpersönlich den Kragen umdrehen."

"So langweilig bist du nun wieder auch nicht."

Er sah mich ernst an "Chaeyoung du kannst doch nicht deine ganzen Ferien in meiner Wohnung verbringen."

Naja können schon, doch ich wusste dass eine Diskussion mit ihm nicht wirklich etwas brachte. Er hatte sowieso die meiste Zeit recht. Ich hatte es schon vor einer langen Zeit aufgegeben mit ihm zu diskutieren. 

Vielleicht sollte ich echt raus und neue Leute kennenlernen.

Oder auf nicht. Ich weiß nicht. Ich bin halt einfach nicht gut im Freunde finden. In der Schule war es einfach. Du bist mit ein paar Mädels in einer Klasse und ihr lernt euch kennen. Doch wie soll ich hier welche finden. Ich kann doch schlecht auf der Straße Leute ansprechen und fragen: "Hey was geht? Wollt ihr meine Freunde sein?"

Aber ich kann nicht den ganzen Tag in meinem Bett oder auf der Couch verbringen und warten bis er wieder nach Hause kommt. Mir egal ob ich Mr. Kotzbrocken aka Jungkook widertreffe. Irgendwie hab ich ihn in letzter Zeit öfters getroffen als mir lieb war.

Warum sollte ich mir meinen Sommer vermiesen nur wegen ihm?

Pah der kann mich mal.

Tja so ging ich voller Überzeugung aus dem Haus geradezu unterwegs in die Stadt. Was ich machen wollte? Keine Ahnung. Ich wollte mir etwas die Zeit vertreiben. Was sollte ich sonst tun? Ich kenne hier ja niemand. Na ja außer meinen Grandpa und Mr Dreimalklug, aber den will ich auch nicht mehr sehen. Der kann mich sowieso nicht leiden und ich ihn noch weniger.
So war ich nun hier mit den Kopfhörern in meinen Ohren, aus dehnen laut Musik drang und nippte ab und zu an dem Kaffee vor mir. Immer wieder schaute ich flüchtig in die Schaufester der einzelnen Geschäfte. Danach wandte ich wieder meine Aufmerksamkeit der Straße zu und drängelte mich weiter durch die Menschenmassen. Doch plötzlich schritt die Person neben mir einen Schritt zur Seite, worauf ich anfing zu stolpern und mit meinem Glück auch geradezu in eine Person knallte. Das waren wohl wieder typisch für mich. Na toll. Was hatte ich angerichtet?

Nun lag mein Becher auf dem Boden und der Hälfte des Inhalts auf dem Shirt des Mannes vor mir. "Oh mein Gott. Es tut mir so leid. Ahhh was hab ich nur angerichtet. Das Shirt sieht echt teuer aus." Erschrocken starrte ich auf den Mann vor mir. Er sah völlig perplex an sich herunter auf sein mit Kaffee durchnässtes Shirt. Endlich löste ich mich aus meiner Starre und kramte schließlich ein Taschentuch aus meiner Tasche, um wenigsten  einigermaßen den Kaffee wegzubekommen. Doch es verschmierte ehr alles, als das es besser wurde.

Durch ein Räuspern sah ich langsam zu ihm hoch. Doch anstatt, dass er sauer sein würde, sah er mich lächelnd an und meinte: "Ist doch nicht schlimm. Es ist nichts passiert. Es ist nur ein Shirt."

Ähm bin ich gerade im falschen Film?
Wo sind die versteckten Kameras?

Warum war er nicht sauer? Ich meine ich bin ja froh, aber ich habe gerade sein Shirt ruiniert.

"Ich bezahle die Reinigung oder eine andere Entschädigung. Ein neues Shirt. Man es tut mir so leid. Ich hätte besser aufpassen sollen. Wenn ich mein Erspartes zusammenkratze dann könnte ich das..."

"Ganz ruhig. Es ist ja nichts passiert und das ist nur ein Shirt nichts weiter" unterbrach er mich.

"Sicher?" erwiderte ich etwas unsicher.

"Klar doch."

"Ähm... ja... Ich glaube ich sollte jetzt wohl lieber gehen. Ich will dich nicht noch weiter aufhalten."

Ich wollte gerade weiterlaufen, einfach nur weg von diesem peinlichen Moment, der mich wahrscheinlich wie eine Tomate aussehen lässt.

Doch dann...

"Hey warte" rief mir der Typ hinterher.

Ich blieb stehen und drehte mich verwundert zu ihm um.

"Da gibt es vielleicht doch etwas was du tun könntest. Geh mit mir einen Kaffee trinken."

"Was?" Hab ich richtig verstanden? Sicher, dass er das so meint?

"Du hast richtig verstanden. Komm schon."

Ich fing an zu grinsen: "Eigentlich müsste ich dich ja einladen."

"Also ist das ein ja?"

"Na gut, aber ich bezahle. Das ist das wenigste was ich tun kann nach diesen ... na ja... "

Er fing an zu lachen, irgendwie total süß klang: "Na gut. Komm mit."

"Warte jetzt?"

"Klar. Oder hast du etwas vor?"

"Nein nein. Ich bin nur überrascht. Ich meine du kennst mich nicht. Warum solltest du mit mir einen Kaffee trinken wollen? Du hast doch bestimmt besseres zu tun."

"Darf ich etwa nicht, dich einfach spontan einladen?"

Ich zog eine Augenbraue nach oben: "Also machst du das immer mit wildfremden Menschen auf der Straße."

"Klar du etwa nicht."

Ich fing an zu grinsen. Irgendwie konnte ich ihn leiden. Sehr gut sogar. Keine Ahnung. Vielleicht war es einfach meine gute Menschenkenntnis, die gleich Null war.

Vielleicht auch nur, weil er mir irgendwie bekannt vor kam. Keine Ahnung woher oder ob ich mich täusche, aber genau dieses Gefühl ließ mich etwas zweifeln.

"Vielleicht will ich dich einfach nur besser kennenlernen. Also willst du jetzt noch weiter auf der Straße warten und Däumchen drehen oder mit mir endlich rein gehen" meinte er grinsend.

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Na wer denkt ihr wer das ist?

17.11.2019

HeartbeatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt