Zurück bei Laila Zuhause hängten sie ihre nassen Bikinis und Badehandtücher zum Trocknen auf und jede von ihnen kämmte sich noch einmal die zerzausten Haare durch, damit sie etwas ordentlicher aussahen. Danach quartierten sie sich in Lailas Zimmer ein, die Eine auf der Couch, die Andere auf dem Bett und die Letzte auf dem Teppich. Maria seufzte und ließ sich nach hinten in die Kissen fallen.
„Wisst ihr Leute, ich fand das heute irgendwie echt schöner, als ich erwartet hatte." Sie streckte die Arme aus und verschränkte sie hinter ihrem Kopf. Laila begann sofort zu grinsen. „Ich fand es auch richtig toll. So mit euch baden zu gehen, ich hab ganz vergessen wie viel Spaß das macht. Wir müssen unbedingt mal zusammen in den Urlaub", plapperte sie fröhlich los und wippte auf dem Teppich leicht vor und zurück. Sahra lächelte glücklich.
„Ja, das sollten wir definitiv mal machen", sagte sie und begann sich in ihrem Kopf auszumalen, wie sich die drei ein Hotelzimmer oder ein Ferienhaus teilten. Sie wandte sich Maria zu, die Lailas Idee kurz zugestimmt und dann die Augen geschlossen hatte.
„Na siehst du", sagte sie, weiter grinsend. „Es war super schön und wir hatten eine Menge Spaß. Und du Trantüte hattest am Anfang keine Lust darauf." Sie lachte als ihr ein Kissen an den Kopf flog und Maria sogleich zum nächsten griff. Mit den Händen wehrte sie das zweite Kissen ab und schleudert ihr das Erste zurück.
„Leute, Leute, Leute", Sagte Laila laut und hob beide Hände als Zeichen, dass sie stoppen sollten. „Ich mag es zwar, wenn wir Quatsch machen, aber bitte keine Kissenschlacht in meinem Zimmer. Ich will nicht, dass etwas kaputt geht." Maria ließ ihr Kissen sinken, auch Sahra legte ihres beiseite.
„Ja, sorry", entschuldigte sie sich und streckte sich wieder auf dem Bett aus. Sahra lehnte sich gegen die Couch und legt den Kopf in den Nacken. Kurz herrschte Stille, bis Maria fragte: „Und was machen wir jetzt?" Laila grinste wieder.
„Nun, das ist doch klar, oder? Wir gucken einen Film." Maria richtete sich schlagartig auf und starrte sie an.
„Und dieses Mal", sie warf Maria einen verschmitzten Blick zu, „darf ich mir den Film aussuchen." Maria stöhnte und sank zurück auf die Matratze. Sahra schmunzelte.
„Tja Miri, da musst du jetzt durch. Du hast es ihr immerhin versprochen."
„Ich weiß", sagte Maria gedämpft durch ein Kissen. Sahra wandte sich Laila zu. „Was für ein Film schwebt dir denn vor?" Sie konnte sehen wie Maria die Daumen drückte und meinte sie flüstern zu hören: „Bitte nicht Barbie. Bitte nicht Barbie."
„Ich würde gerne Vaiana gucken." Maria richtete sich auf.
„Heißt der nicht „Moana"?", fragte sie.
„Ja, im originalen schon, aber im deutschen halt nicht", klärte Laila sie auf.
„Ah, Okay"
„Hast du den Film schon mal gesehen?", fragte Sahra Maria.
„Nein, aber ich hab davon gehört. Also, ich habe bestimmt schon mal irgendwann, irgendwo, irgendwelche Ausschnitte oder Memes oder so gesehen." Laila klatschte in die Hände.
„Na perfekt! Dann sehen wir einen Film, den du noch nicht kennst. Also wird es für dich nicht so langweilig", sagte sie freudig. Maria seufzte: „Na mal sehen", und richtete sich auf.
„Na dann", sagte Laila und erhob sich.„Wir haben bestimmt noch Chips oder so hier irgendwo rumzuliegen. Miri, du kommst mit mir in die Küche und Sahra, du richtest uns die Couch gemütlich ein." Maria rappelte sich auf und ging zu Laila. Sahra salutierte, sagte: „Jawoll", und schwang die Beine vom Sofa. Die beiden verschwanden aus dem Zimmer und Sahra begann die Kissen auf der Couch zu drapieren.
Sie nahm noch die Kissen vom Bett und wollte sie zu den anderen legen, doch versperrte ihr jemand den Weg. Ana. Verdutzt schaute sie sie an.
„Was machst du denn hier?", fragte sie in ihren Kopf hinein. Ja, was machte Ana hier? Sie war heute doch schon zweimal da gewesen, was war denn jetzt plötzlich wieder los? Ana seufzte. „Ich bin hier, weil ich dir sagen will, dass du deine Finger von den Snacks lassen solltest." Sie stand auf und machte Sahra Platz, damit diese die letzten beiden Kissen zurecht legen konnte. „Ich soll–"
„– die Finger von den Snacks lassen, ja", wiederholte Ana. „Warum kannst du dir ja sicher denken." Sahra schwieg. Ja, sie konnte es sich denken.
„Weil ich heute schon so viel gegessen habe?", murmelte sie gedanklich und ließ den Kopf hängen.
„Ganz genau!"
Sie legt die Kissen an ihren Platz und ließ sich auf die Couch sinken. Ana setzte sich neben sie.
„Chips machen furchtbar dick Sahra, vergiss das nicht. Und das willst du doch nicht, stimmt's? Du willst nicht noch dicker werden. Sieh dir deinen Bauch doch nur mal an, wie rund der schon wieder ist. Du willst doch nicht, dass er noch aufgeblähter wird." Sie schüttelte traurig den Kopf. Nein, das wollte sie nicht.
„Na siehst du?" Ana tätschelte ihr die Schulter. „Ich würde dir generell raten heute nichts mehr zu essen. Andernfalls würde es nur Nachteile bringen."
Sie nickte. Ja, sie würde heute nichts mehr essen. „Okay", dachte sie.
Doch Ana verschwand noch nicht. Sie blickte Sahra schief an.
„Ist noch was?", fragte sie.
„Nun", sagte Ana, „ich wage es irgendwie zu bezweifeln, dass du dein Wort auch halten wirst. Kannst du mir denn auch zu Einhundert Prozent versprechen jetzt nichts zu essen?" Sahra wollte antworten, doch Ana unterbrach sie.
„Nein, kannst du nicht. Selbst wenn du es mir versprichst, du wirst etwas essen. Du wirst durch den Film abgelenkt sein und dann wirst du nicht mehr darauf achten, ob du isst oder nicht, wie vor ein paar Wochen im Kino." Sie biss sich auf die Lippe. Verdammt, Ana hatte Recht. Konnte sie ihr, konnte sie sich versprechen nichts zu essen? Würde sie nicht vielleicht doch zu abgelenkt sein?
„Was soll ich tun?", fragte sie stumm. Ana lächelte sie sanft an.
„Nun, ich könnte doch einfach hierbleiben und mit gucken. Ich kann deine Hände davon abhalten zu der Chipstüte zu wandern, nicht wahr? Du kannst deinen Spaß haben und ich halte dich von den Snacks ab, na? Klingt doch gut, oder?" Sie strich ihr weiter über die Schulter. Fast automatisch nickte sie. Ja, das klang gut. Alleine würde sie es bestimmt nicht schaffen auf die Snacks zu verzichten, aber wenn Ana da bliebe könnte sie sie im Auge behalten und auf sie, naja... „aufpassen". Sie hob den Kopf und blickte zu Ana. Diese lächelte sie weiterhin an. Noch einmal nickte sie, dieses Mal überzeugter.
Die Tür ging auf und Laila und Maria kamen beladen mit Schüsseln und Getränken herein. Sie wandte sich schnell um und stand auf.
„Braucht ihr Hilfe?", fragte sie belustigt. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass Ana tatsächlich noch da war. Laila drückt die Tür mit dem Fuß zu.
„Ja, du kannst den Hocker,", sie deutete zu ihrem Schreibtisch, „vor die Couch stellen." Sahra ging zum Tisch rüber und holte den Hocker hervor. Schnell trug sie ihn zum Sofa und Maria stellte ihre beiden Schüsseln ab. In der einen waren Chips, in der anderen M&Ms. Laila stellte die Getränke dazu und ging dann noch mal zurück um Gläser zu holen. Sahra und Maria setzten sich schon mal. Ana saß rechts außen, daneben Sahra und Maria links außen, so dass Laila in der Mitte sitzen konnte.
Als sie wiederkam stellte sie die Gläser ab und wollte sich setzen, zögerte aber. „Äh, Sahra, könntest du vielleicht ein wenig nach rechts rutschen?", fragte sie sie. Sahra stockte. Scheiße, das ging doch nicht! Wenn sie weiter nach rechts rutschen würde, säße sie in Ana. Aber das sagen konnte sie auch nicht, denn Maria und Laila konnten Ana ja nicht sehen, das käme dann ja total komisch. Aber sie musste Platz machen. Aber sie konnte doch nicht noch weiter nach rechts! Was sollte sie tun?
Ana flüsterte beschwichtigend: „Ganz ruhig Sara, ganz ruhig. Du kannst auf meinen Platz. Ich werde mich einfach auf die Armlehne setzen." Sie rückte weiter nach rechts, so dass Sahra ebenfalls rutschen konnte.
„Äh, ja, mach ich", sagte Sahra erleichtert. Laila setzte sich zwischen sie. Sahra blickte vorsichtig nach rechts. Ana saß grazil und mit überschlagenen Beinen auf der Lehne und trommelte mit den Fingern auf ihren Oberschenkel.
Sie wollte sich gerade etwas zu trinken einschenken, doch da hielt Ana ihren Arm fest. Verdutzt blickte sie sie an. „Was–"
„ Wasser Sahra. Was-ser", trällerte sie und zog ihren Arm weg.
„Oh, äh ja, klar", dachte sie. Sie nahm ihr Glas und stand auf. „Ich hole mir kurz Wasser", sagte sie und verließ das Zimmer. Zurück kam sie mit einem gefüllten Glas und setzte sich wieder auf ihren Platz. Laila hatte derweil den Fernseher eingeschaltet und suchte auf Disney+ den richtigen Film. Mit der Fernbedienung in der Hand kam sie zurück.
„Ana?", fragte sie in ihren Kopf.
„Ja?"
„Wie willst du mich davon abhalten etwas zu essen?" Sie drehte leicht den Kopf um sie anblicken zu können. Nicht zu sehr, sonst könnten Laila oder Maria Fragen stellen.
„Nun", sagte Ana und lächelte, „wir können es so machen, dass du deine beiden Hände in deinen Schoß legst und ich lege meine Hand dann auf sie. So können sich deine Hände nicht mehr zu den Schlüsseln verirren."
Sie nickte, stoppte aber plötzlich aus Angst, dass Laila oder Maria es bemerkt haben könnten. Langsam legt sie ihre Hände in ihren Schoß und Ana legte ihre schlanke Hand auf sie drauf. Sanft drückte sie sie nach unten. So würde sie keine Süßigkeiten essen können, so viel stand fest. Laila startete den Film und die drei Mädchen (eher die vier Mädchen) lehnten sich zurück und genossen den Film.
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Einmal Ana, immer Ana.
Teen FictionSahra, ein durchschnittliches Mädchen von einer Sekundarschule, das keine größeren Probleme, als das Bewältigen der Hausaufgaben kennt. Zumindest bis zu dem Tag, an dem sie vor dem Spiegel stand und sich als zu dick empfand. Ab da begann der Albtrau...