Sahra hörte einen Schlüssel im Wohnungstürschloss scharren und das Aufgehen besagter Tür. Sie fiel wieder zu und die Stimme ihrer Mutter schallte laut durch den Flur: „Bin wieder da!"
„Okay!", rief angesprochene nicht minder laut zurück und widmete sich wieder ihrem Handy. Sie verließ den Rechner und googelte weiter nach schnellen Wegen um abzunehmen. Weitere Berichte von Menschen tauchten auf und eine erkleckliche Anzahl an Werbungen für Abnehmprodukte und Apps. Reißerische Titel wie „Nur eine Tasse von diesem Wundermittel am Tag trinken und ihr Fett schmilzt dahin" versprachen eine schnelle Gewichtsabnahme in kurzer Zeit. Doch etwas kaufen konnte sie nicht. Würde sie sich etwas bestellen würde ihre Mutter das mitbekommen und sie darauf ansprechen. Und ihr Bauchgefühl sagte Sahra, sie sollte ihr Vorhaben lieber erst einmal für sich behalten. Es ging ihre Mutter ja nichts an, was sie mit ihrem Körper anstellte. Es war ihr alleiniger Körper über den auch sie, und nur sie, bestimmte. Das blöde war nur, dass viele der Menschen, die ihren Weg des Abnehmens im Internet mit anderen teilten, eben diese oder ähnliche Produkte verwendet hatten. Somit halfen diese Berichte Sahra nicht wirklich weiter. Was sie allerdings interessant fand und was ihr sogar weiterhelfen könnte war eine Seite mit Tipps und Tricks rund ums Abnehmen. Ein Ratschlag lautete zum Beispiel mehr auf Obst und Gemüse zu setzen und dafür fettige Mahlzeiten wie Fast Food wegzulassen. Was auch sehr deutlich hervorgehoben wurde war der Tipp, dass man auf zuckerhaltige Getränke verzichten sollte. Also Finger weg von Cola, Fanta, Sprite, Energy Drinks und süßen Fruchtsäften. Am idealsten wäre Wasser. Sahras Laune trübte sich ein wenig. Wirklich? Nur Wasser? Sie konnte zwar Wasser trinken, das war nicht das Problem, doch ernsthaft jeden Tag zu jeder Mahlzeit Wasser wäre ihr dann doch zu fade. Aber ihre Stimmung besserte sich wieder als ihr eine Idee kam. Normalerweise war das Verhältnis von Saft zu Wasser in ihren Getränken Eins zu Eins, also Hälfte, Hälfte, doch könnte sie das Verhältnis doch auch einfach etwas umstellen. Auf Eins zu Vier beispielsweise. Einviertel Saft und Dreiviertel Wasser. So hätte das Getränk noch Geschmack aber keinen allzu hohen Zuckergehalt mehr. Innerlich nickte sie. Ja, so würde sie das machen, so würde es bestimmt auch klappen.Sie suchte ein wenig weiter und fand noch einen Artikel von einer Frau, die ohne Abnehmprodukte oder irgendwelche Apps Zehn Kilogramm in Zwei Jahren verloren hatte. Sahra stutzte. Was? Wie konnte man für gerade einmal Zehn Kilo ganze Zwei Jahre brauchen? Sie runzelte die Stirn. War es wirklich so schwierig ohne Zusatzmittel, Appetitzügler oder Stoffwechselankurbler abzunehmen? Das konnte sie sich kaum vorstellen. Es war doch wohl möglich ohne diesen ganzen Schnick Schnack effektiv abzunehmen, man musste es nur richtig machen. Und vielleicht hatte diese Frau es nicht zu Einhundert Prozent richtig gemacht.
Sahra setzte sich ein Ziel. Sie würde versuchen in Drei Monaten Drei Kilo abzunehmen. Also einen Kilo pro Monat. Dann wäre sie bei Fünfzig Kilogramm. Das würde doch bestimmt reichen um dünner zu sein. Das war doch realistisch. Das war doch mit Sicherheit machbar. Und allzu schwierig konnte es doch nicht werden.
Und mit diesem Beschluss begann der Teufelskreis.
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Einmal Ana, immer Ana.
Teen FictionSahra, ein durchschnittliches Mädchen von einer Sekundarschule, das keine größeren Probleme, als das Bewältigen der Hausaufgaben kennt. Zumindest bis zu dem Tag, an dem sie vor dem Spiegel stand und sich als zu dick empfand. Ab da begann der Albtrau...