Mittlerweile waren Vier Tage vergangen. Vier Tage, in denen das Band was uns verknüpfte nach und nach stärker wurde.
Es war wieder Montag und Sahra quälte sich aus dem Bett. Ihr Wochenende war schön entspannend gewesen. Sie hatte beide Tage ein kleines Workout gemacht und sich am Samstag mit Laila und Maria fürs Kino verabredet. Maria ging es inzwischen besser, sie war am Freitag sogar wieder in der Schule erschienen.
Mit Popcorn und Cola eingedeckt waren sie in den nur mäßig gefüllten Kinosaal gegangen und hatten sich und ihre Taschen über einige Sitze verteilt.
Sahra hatte sich auch von der Knabberei bedient, aber deswegen hatte sie danach auch Sport gemacht. Um die Kalorien wieder loszuwerden. Das Gute am Kinobesuch war außerdem, dass sie so das Mittagessen verpasst hatte.Müde und mit zerzausten Haaren ging sie ins Bad. Erste Handlung: Toilette. Zweite Handlung: Waage.
53,2 Kilogramm. Es ging voran. Jetzt war sie fast wieder bei ihrem eigentlichen Startgewicht von 53,1 Kilogramm. Aber jetzt würde sie nicht wieder zunehmen. Jetzt würde sie abnehmen!
Bis Ende Oktober wollte sie Fünfzig Kilogramm wiegen. Sie hatte also noch Zwei Einhalb Monate Zeit. Das war doch machbar, oder nicht?
„Doch, das ist machbar."
Da war Ana wieder. Kurz war sie da und dann auch schon wieder weg. Fröhlich und zuversichtlich stellte sie die Waage zurück und zog sich an. Jetzt frühstücken.
In den letzten Tagen hatte sie ihr Frühstück etwas optimiert. Sie aß morgens jetzt nur noch Obst. Eine Banane, ein Apfel, oder was gerade noch so im Haus war. Außer am Wochenende. Da aß sie relativ normal. Wochenende war für sie, was Essen betrifft, „Ruhetag". Da durfte sie auch mal etwas mehr als üblich essen. Aber Sport wurde gemacht! Für die neue Woche hatte sie sich vorgenommen jeden Tag ein kleines Workout zu machen. Zehn Liegestütze, Zwanzig Sit Ups, Dreißig Kniebeugen, Vierzig Hampelmänner. Einhundert Kalorien wurden versprochen, aber Sahra wusste ja bereits, dass das völliger Humbug und eine absolute Übertreibung war.Zurück zum Frühstück. Ihre Mutter hatte die neue Essgewohnheit ihrer Tochter etwas verwundert, aber auch positiv aufgenommen. Sie meinte, es sei normal, dass man in Sahras Alter mal etwas mit der Ernährung herumexperimentierte und mal dies und mal jenes ausprobierte. Ansonsten freue sie sich auch darüber, dass sie jetzt gesündere Dinge aß. So war sie auch gleich nochmal einkaufen gewesen, um die Obstschale neu zu befüllen.
Sahra selbst war erleichtert darüber gewesen, dass ihre Mutter es akzeptierte, nicht weiter nachfragte und sie sogar unterstützte. Sie hatte echt Glück.Doch einen Nachteil hatte es. Ihre Mutter bestand jetzt darauf, dass sie etwas zu Essen in die Schule mitnahm, da ein bisschen Obst zum Frühstück ihrer Meinung nach zu wenig sei. Also musste sie etwas mitnehmen. Aber sie hatte sich, zusammen mit Ana, einen Trick einfallen lassen. Wegschmeißen wollte sie das Essen nicht, aber in der Schule wollte sie auch nichts essen. Also aß sie das Brot (oder was auch immer sie mitbekommen hatte), nachdem sie aus der Schule kam, zuhause. Dann war das Brot weg und sie konnte ihrer Mutter sagen, sie habe bereits etwas gegessen und kam um eine gemeinsame Mahlzeit Drumherum.
Und Ana war stolz gewesen, dass ihr Plan geklappt hatte. Sie hatte Sahra ermutigend zugelächelt, immer wenn sie ihrer Mutter sagte, sie habe keinen Hunger. Und das Ana stolz war freute sie nur noch mehr. Sie wollte Ana nicht enttäuschen, sie wollte, dass Ana weiter stolz auf sie war. Doch was Sahra nicht wusste: Heute würde etwas passieren, wodurch sie Ana stärker enttäuschen würde, als jemals zuvor.Es war 15:59 Uhr. Sie kam aus der Schule wieder. Sport war anstrengend gewesen. In zwei Wochen würden sie ihre Noten in Badminton machen und die Schüler mühten sich ab, gut zu werden. Sahra war gut gelaunt, da sie es heute zum ersten Mal geschafft hatte, mit Maria den Ball Fünfzig Mal hin und her zu schlagen. Wenn ihnen das auch in zwei Wochen gelingen würde, hätten sie die Note Eins geschafft.
Mappe und Sporttasche brachte sie in ihr Zimmer. Schuhe kamen ins Schuhregal und die Jacke...
Nein, heute hatte sie keine Jacke angehabt, da es warm genug gewesen war.
In ihrem Zimmer durchwühlte sie die Sporttasche und zog ihre verschwitzten Sportsachen raus. Die mussten in die Wäsche. Sie ging ins Bad und legte die Sachen in den Wäschekorb. Und wo sie schon mal hier war, konnte sie sich auch gleich etwas bequemeres anziehen. Ihr Oberteil wanderte ebenfalls in den Wäschekorb, da auch dieses unter den Armen Schweißflecke hatte. Ihre Jeans tauschte sie gegen eine Jogginghose ein. Doch bevor sie diese anzog beäugte sie sich mal wieder im Spiegel.
Fleisch– nein, Fett an den Armen, Fett am Bauch, Fett an den Seiten, Fett an der Hüfte, Fett an den Beinen, Fett hier, Fett dort, Fett überall.
Missmutig zog sie die Jogginghose an. Dann ging sie in ihr Zimmer und holte sich ein Top aus dem Kleiderschrank. Und dann ging sie nochmal zurück ins Bad um Deo aufzutragen. Achtundvierzig Stunden Schutz wurde auf der Flasche zwar als Wirkung versprochen, aber von wegen! Bei ihr war die Wirkung vom Deo meist bereits nach Drei bis Vier Stunden weg. An warmen Tagen noch eher! Dann schwitzte sie alles voll und konnte nur hoffen, dass es nicht zu dolle roch. Das wäre sehr unangenehm, wenn sie in der Schule nach Schweiß stank. Klar, es war natürlich, aber leider in der Gesellschaft verpönt.
DU LIEST GERADE
Einmal Ana, immer Ana.
Teen FictionSahra, ein durchschnittliches Mädchen von einer Sekundarschule, das keine größeren Probleme, als das Bewältigen der Hausaufgaben kennt. Zumindest bis zu dem Tag, an dem sie vor dem Spiegel stand und sich als zu dick empfand. Ab da begann der Albtrau...