Um Zehn kam endlich Lilli. Sie konnte mich zumindest etwas runterbringen. Ich war total auf hundertachtzig. Mein Herz pochte wie wild bei dem Gedanken, Jakob gleich zu begegnen. Ich hatte irgendwie ein äußerst schlechtes Gefühl bei der ganzen Sache. Kein Wunder. Ich hatte nun wirklich jeden Grund, ihm zu misstrauen. Das was er in der Vergangenheit abgezogen hatte, war alles andere als edel. Ich konnte mich noch genau an die Zeit zurückerinnern. Wie er damals ging. Allein. Ohne mich. Und mich dort ganz alleine bei Sam zurück ließ. Und damals dachte ich noch, wir wären Freunde. Ein schöner Freund war er. Ich setzte mein Leben für ihn aufs Spiel und er ging. Einfach so. Ohne ein Wort des Dankes. Eiskalt und gefühllos.
Aber das half jetzt alles nicht. Ich musste zu diesem Treffen. Um halb zwölf machten wir uns endlich auf den Weg zur alten Zugbrücke. Irgendwie hatte ich bei der Sache ein ganz schlechtes Bauchgefühl. Es schien als wolle mich mein eigener Körper davor warnen, einen großen Fehler zu begehen. Ich sah zu Lilli, die im dunklen Licht der Laternen neben mir herging. Sie schien keineswegs nervös zu sein. Sie sah eher aus wie immer. Oh man, sie hatte ja keine Ahnung, auf was sie sich da eingelassen hatte. Ich glaub, ich hätte sie lieber doch nicht mitnehmen sollen.
Endlich kamen wir an der Brücke an. Doch ich konnte weit und breit niemanden sehen. Als ob er mich jetzt so verarscht hat und gar nicht kommt. Ich Idiot hätte es wissen müssen. Auf so jemanden wie Jakob war einfach kein Verlass. Ich kickte wütend einen Stein von der Straße.
„Lass uns wieder gehen Lilli. Der kommt eh nicht."
Ich drehte mich auf dem Absatz um und wollte gerade gehen, als mich Lilli an der Kapuze festhielt.
„Nun mal nicht so voreilig. Geben wir ihm noch fünf Minuten. Vielleicht wurde er ja auch nur aufgehalten."
Trotzig blieb ich stehen und sah auf meine Armbanduhr. Na gut, fünf Minuten sollte er meinetwegen noch bekommen.
Und das Warten zahlte sich aus. In letzter Minute kam tatsächlich Jakob von der anderen Brückenseite. Man konnte ihn kaum erkennen, so dunkel war es. Ich zögerte nicht lange und ging ihm geradewegs entgegen. Lilli kam gar nicht so schnell hinterher, wie ich rannte. Ich wollte endlich wissen, ob er mir wirklich helfen konnte. Und dieses Aufeinandertreffen wollte ich definitiv auch schnell hinter mich bekommen.
„Du bist tatsächlich gekommen, Chrisi. Respekt. Ich hätte beim besten Willen nicht gedacht, dass dir dieses Monster so viel bedeutet."
Ich ballte die Fäuste zusammen. Noch circa zehn Meter trennten uns voneinander.
„Er ist kein Monster. Wenn jemand ein Monster ist, dann ja wohl du Jakob."
Ich schrie ihm wütend meine Worte ins Gesicht.
„Woho immer ruhig bleiben. Ich weiß ja, dass du mich hasst. Aber ich weiß auch, dass ich grad der einzige Mensch bin, der dir helfen kann. Stimmt doch oder?"
Ich hätte ihm am liebsten in sein gehässiges Grinsengeschlagen. Aber er hatte leider Recht. Ich war auf diesen Scheißkerlangewiesen.
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Der Teufel lebt weiter
FantasiChrisi ist jetzt seit drei Monaten wieder zu Hause, doch es hat sich viel verändert. Jakob und Tamira hatten sie nur ausgenutzt, Max hat schon lange eine anderer Freundin und Lilli ist kaum für sie da. Außerdem muss sie ständig an Sam denken. Was is...