Gefühlvoll

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„Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, wo ich anfangen soll."

„Am Anfang", schmunzelte Lilli.

„Ich glaube, dafür reicht uns die Zeit nicht ganz."

Ich sah auf die Uhr, Es war schon wieder spät abends und ich brauchte wirklich mal eine Mütze voll Schlaf.

„Damals, der große Typ mit den dunklen Haaren, auf der Party, das war Sam."

„Er ist mir glaub ich jetzt schon unsympathisch", fauchte Lilli.

„Das war er mir am Anfang auch. Ich habe keine Ahnung, wie lange ich bei ihm war, aber ich habe in dieser Zeit einiges gelernt. Man sollte Menschen nicht immer nur auf den ersten Eindruck reduzieren. Manchmal versteckt man sein wahres Ich auch bloß hinter einer dämlichen Fassade."

Lilli sah mich entgeistert an. Und stopfte sich erneut ein Stück Schokolade in den Mund.

„Sag mir jetzt nicht, dass du dich in den Typen verschossen hast!"

„Ich muss zugeben, dass ich sehr viel für ihn empfinde."

Lilli starrte mich entsetzt an und lies das Stück Schokolade in ihrer Hand wieder sinken.

„Bist du komplett irre Chrisi? Der Typ hat dich entführt und dir wahrscheinlich sonst was angetan und du findest ihn toll?"

„Ich weiß, dass es bescheuert klingt, aber ich kann es nun mal nicht ändern."

Kurz hielt ich inne und wie vom Blitz getroffen sprang ich auf. Auf einmal wusste ich, was ich zu tun hatte. Sam sollte nicht länger zu Unrecht bestraft werden. Ich werde ihn suchen und wenn ich bis ans Ende der Welt gehen muss.

Also erzählte ich Lilli die ganze Nacht lang die Geschichte von Sam. Ich glaub, sie staunte nicht schlecht. Als ich später auf die Uhr sah, war es bereits fünf Uhr morgens. Und wir waren beide echt müde. Die Tafel Schokolade lag leer auf dem Boden und Lilli lag eingekuschelt auf meinem Bett.

„Und wie genau hast du dir vorgestellt ihn zu finden und vor allem zu retten? Du willst ihn doch nicht wirklich umbringen? Das ist für mich nicht wirklich eine Art Erlösung."

Gähnend fuhr ich mir mit der Hand durch meine zerzausten Haare. Tja, den Punkt hatte ich selbst noch nicht genau durchdacht.

„Ich werde ihm sicher nichts antun. Es muss auch noch eine andere Lösung geben. Aber zuerst muss ich herausfinden, wie ich zu ihm gelangen kann."

„Hm gut, aber ich werde dich begleiten!"

Lilli setzte sich auf und sah mich mit ernster Miene an.

„Ich war in letzter Zeit eh keine gute Freundin. Und dein Vorhaben klingt echt gefährlich. Also geh ich mit dir!"

„Oh nein, vergiss es! Das ist nicht gerade ungefährlich und ich will auf keinen Fall riskieren, dass dir irgendetwas passiert. Das könnt ich mir niemals verzeihen."

„Das ist ganz allein meine Entscheidung. Und ich kann sehr gut allein auf mich aufpassen Chrisi. Also hör auf mit mir zu diskutieren. Ich komm mit!"

Stirnrunzelnd lies ich mich aufs Bett fallen und schloss die Augen. Stur konnte sie echt sein.

Der Teufel lebt weiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt