Die Welt braucht einen Teufel

1.1K 73 5
                                    

Ich konnte einfach nicht fassen, was ich da lesen musste. Die Sage war nach dem Tod des Teufels noch nicht zu Ende. Was die Dorfbewohner und das Mädchen nicht wussten war, dass eine Welt ohne den Teufel nicht existieren konnte. Es musste jemanden geben, der sich um die Unterwelt kümmert und die bösen Menschen bestrafte. So ereignete es sich, dass ein neuer junger Mann auserwählt werde musste, um den Platz des Satans einzunehmen. Würde das Dorf binnen drei Tage keinen Mann auserwählt haben, müssten alle Bewohner sterben. Entsetzt von dieser Tatsache beschuldigten sich alle Menschen gegenseitig. Keiner wollte diesen entsetzlichen Platz einnehmen und für alle Zeit in der Unterwelt leben müssen. Plötzlich wurden aus guten Freunden die bittersten Feinde. Es fand sich keiner, der sich bereit erklärte, in die Unterwelt zu gehen.

Schließlich gaben sie der Pugnatora die Schuld an dem ganzen Desaster. Hätte sie den Teufel nicht umgebracht, wäre alles gut. Was natürlich nicht stimmte. In all ihrer Wut, verbannten sie die junge Frau aus ihrem Dorf. Am dritten und letzten Tag versammelten sich alle Bewohner des Dorfes und beschlossen, einen jungen Mann auszuwählen, der nun den Platz des Teufels einnehmen musste. Die Wahl fiel auf einen jungen Burschen mit gerade einmal neunzehn Jahren. Sein Name war Andreas. Er wurde von zwei Männern nach vorne auf eine Empore gezehrt, sodass ihn alle sehen konnten. Sein Blick war nach unten gerichtet, doch man konnte seine Tränen sehen. Alle Bewohner jubelten und wollten ihren neuen Auserwählten feiern, als plötzlich eine laute Stimme von ganz hinten schrie. „Stopp!"

Alle Versammelten drehten sich ruckartig zu der Stimme um, und sahen nun einen jungen Mann mit großen Augen an. Er war wohl um die fünfundzwanzig Jahre alt, hatte große dunkle Augen und braunes zerzaustes Haar. Die Menge war still und jeder sah ihn fragend an.

„Ich lasse nicht zu, dass ihr meinen Bruder für euch opfert. Ich werde gehen. Ich melde mich freiwillig."

Stille herrschte und keiner regte sich. Langsam und aufrecht ging der Mann vor zu dem Podest und stellte sich vor seinen Bruder.

„Geh wieder runter. Dir wird nichts passieren."

Er drehte sich zu der Menge und sprach: „Hier habt ihr euren neuen Satan. Schickt mich in die Hölle und hört endlich auf, euch gegenseitig Leid zuzufügen."

Die Menge jubelte und feierte. Den Mann schickten sie in der Nacht zu der Lichtung, an der der Teufel sterben musste. Hier so glaubten sie, würde der Mann zum neuen Satan werden. Doch sie sahen nicht viel. Der Himmel wurde dunkel, es begann heftig zu regnen und Nebel stieg auf. Die Menschen fürchteten sich so sehr, dass sie wieder zurück zu ihren Häusern liefen. Der junge Mann jedoch stand nun alleine im Regen. Sein Hemd war nass und klebte an seiner Brust. Er sah zum Himmel und dachte an alles, was er nun verlieren würde. Seine Freiheit, seine Familie, sein Zuhause. Einfach alles. Nur wenige Sekunden später stieg er in schwarzem Rauch auf und wurde seit jeher nicht mehr gesehen.

Der Teufel lebt weiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt