John Pov
Langsam begann ein ziehender Schmerz damit, sich in mein Unterbewusstsein zu drängen, kroch stetig meine Wirbelsäule hinauf, bis zum Nacken.
Noch im Halbschlaf wollte ich mich auf die andere Seite drehen, doch mein Arm stieß gegen eine unbewegliche Wand, kurz darauf bekam ich keine Luft mehr, weil meine Nase in ein weiches Polster gedrückt wurde. Erschrocken drehte ich den Kopf wieder, öffnete unwillig blinzelnd meine müden Augen und stieß im selben Moment einen grummelnden Laut aus.
Der Sessel. Ich war auf dem Sessel eingeschlafen, deshalb tat mir alles weh...
Aber wo ist Sherlock ? Ist er nach Hause gekommen ? Ich wollte nicht einschlafen, verdammt !Kurz rieb ich mir die Augen, richtete mich dabei im Sessel auf und setzte mich gerade hin, wobei die dunkle Decke von meinen Schultern rutschte, mit der ich zugedeckt gewesen war.
Decke ? Wann habe ich mir die Decke genommen ?Leicht verwirrt sah ich mich in der Wohnung um, ließ meinen Blick über die Wände schweifen. Sherlocks Mantel ! Er hing eindeutig an seinem Platz, der Consulting Detective musste also hier sein ? Nur wo ? Schlief er etwa noch ?
Mit einem lauten Gähnen stand ich endgültig auf und streckte mich, um die letzte Müdigkeit loszuwerden. Dieser Schlaf war alles andere als erholsam gewesen, nicht einmal im Traum hatte mir die Auseinandersetzung mit Sherlock Ruhe gelassen.
Gerade bückte ich mich, um die Decke vom Boden aufzuheben, da war ein ungewöhnlich lautes Klappern aus der Küche zu vernehmen, gefolgt von lautem Gerumpel und einem abschließenden, so lauten Klirren, dass ich die Decke vor Schreck wieder fallen ließ. "Sherlock ?! Sind sie das ?", rief ich laut, bekam jedoch keine Antwort, weshalb ich die Decke schnell auf den Sessel warf und dann zur Küche eilte.
Ich wollte die Tür öffnen, doch es schien abgeschlossen zu sein, denn obwohl sich die Klinke bewegte, gab die Tür nicht nach. "Sherlock ! Ist alles okay ?", rief ich erneut, die Hand immer noch auf der Klinke, mein Ohr an die Tür gepresst.
Wenn Sherlock in der Küche ist, dann nur, weil er wieder irgendein Experiment macht. Aber warum zur Hölle hat er die Tür abgeschlossen ?Mein Mitbewohner schloss die Tür nie ab, auch nicht dann, wenn er Augen dabei beobachtete, wie sie in der Mikrowelle verbrannt wurden und Bläschen bildeten. Immer noch bekam ich keine Antwort.
"Sherlock ! Was soll denn das ? Öffnen sie die Tür !", rief ich nun mit mehr Nachdruck, der Detektiv brachte mich schon wieder an die Grenzen meiner Geduld, obwohl ich gerade erst aufgewacht war.Ein Blick aus dem gegenüberliegenden Fenster verriet mir auch nicht viel über die Uhrzeit, der Himmel war genau so grau wie am Tag zuvor, wahrscheinlich war es jedoch eher am späten Morgen. Während ich darüber nachdachte, lehnte ich mich weiterhin an die verschlossene Küchentür, was sich ein paar Sekunden später als fatalen Fehler herausgeshellt hat.
Mit einem unvorhersehbaren Schwung wurde die Tür aufgerissen, wodurch ich ruckartig mit in die Küche gezogen wurde, ehe ich meine Hand von der Klinke hatte lösen können. Dabei zog ein dumpfer Schmerz von meinem Oberarm in die Schulter und meine verspannten Muskeln vom Schlafen auf dem Sessel schienen allesamt zu protestieren.
"John, was machen sie denn für einen Stress, ich arbeite an einem Experiment !", begrüßte mich Sherlocks Rücken von der Anrichte aus, während ich mit leicht verzerrtem Gesicht meine Schulter rieb. "Und warum genau schließen sie dafür die Tür ab ? Von außen hat es geklungen, als wäre ihr kleines Experiment abgestürzt !", verteidigte ich mich, während ich den Blick über die verwüstete Küche schweifen ließ.
Erst in diesem Moment stieg mir der verbrannte Geruch in die Nase, vermischt mit einem kaum wahrnehmbaren Hauch Zimt. Mit nach oben gezogenen Augenbrauen stand ich im Tührrahmen, wartete auf eine Erklärung Sherlocks, warum die Apparatur auf dem Esstisch aussah, als hätte es einen Vulkanausbruch gegeben. Auf dem Boden waren verschiedenfarbige Spritzer in undefinierbarer Konsistenz verteilt, Erlenmeyerkolben, Reagenzgläser und Seziermesser stapelten sich überall. Das Ausmaß der Verwüstung erschlug mich fast, normalerweise achtete Sherlock immer auf Ordnung, beziehungsweise ein gewisses Maß an Ordnung, in der Unordnung.
"Ich wollte sie nicht wecken, wie sie merken, ist der Geruch und die Lautstärke sehr penetrant.", murmelte der Detective vor sich hin, während er irgendetwas in den Schrank schob, was ich allerdings nicht erkennen konnte, da er noch immer mit dem Rücken zu mir stand.
Gerade wollte ich ihn fragen, was das alles damit zu tun hatte und was genau denn sein Experiment war, da drehte er sich zu mir um, ein angespanntes Grinsen auf dem Gesicht :" Offenkundig hat es nicht funktioniert, John, die Instruktionen waren nicht klar genug angegeben."
"Instruktionen ? Seit wann befolgen sie Instruktionen ?", fragte ich nach und machte ein paar Schritte auf Sherlock zu, bis ich fast vor ihm stand, den Kopf leicht schiefgelegt, die Hände hinter dem Rücken zusammengenommen. Doch dieser schwieg nur und sah zur Seite, wobei mir auffiel, dass er etwas grellgrünes, klebrig aussehendes an seiner Backe hängen hatte.
"Sie haben da... da ist so...", meinte ich vorsichtig, zeigte dabei mit meiner eigenen Hand auf meine rechte Wange, damit Sherlock verstand. Er schien angespannt zu sein, ich wollte ihn nicht verärgern. Doch aus irgendeinem Grund schien er abgelenkt zu sein, irgendwie nicht ganz bei der Sache, denn er zog nur die Augenbrauen zusammen und sah mich weiterhin an. "Da an ihrer Wange Sherlock. Es scheint so, als haben sie dort einen Teil ihres Experimentes verloren.", drückte ich mich dann deutlicher aus.
"Nein, John, es ist nichts...", murmelte Sherlock, sah dabei abwesend aus dem Fenster. "Huhu, Sherlock ! Was ist denn los mit ihnen ?", fragte ich, mit der Hand vor seinem Gesicht herumwedelnd. Doch er sah weiterhin angestrengt aus dem Fenster.
Na schön, dann mach ich es eben selbst.
Mit einem leicht genervten Seufzen hob ich die Hand wieder und versuchte, Sherlock die grüne Farbe von der Backe zu wischen. Doch das war leichter gesagt, als getan, der kleine Fleck verteilte sich augenblicklich zu einem langen Streifen und klebte höllisch.Erst jetzt sah Sherlock mich wieder an :" Was tun sie da, lassen sie das !", rief er und schlug dabei reflexartig nach meiner Hand. Sofort zog ich diese wieder zurück.
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It is what it is - Johnlock
FanfikceJohn Watson und Sherlock Holmes jagen seit einiger Zeit den Verbrechern Londons hinterer. Beide ergänzen sich dabei so gut, dass sie Freunde werden - ein für Sherlock bisher unbekannter Zustand. Doch dann versucht der Consulting Detective ungelenk...