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[STATION DER WISSENSCHAFT]
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•Sooyeon•
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„Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du dich ausruhen sollst. Wir haben Leute hier, die sich um die zerstörten Maschinen kümmern."

Ich hob meinen Kopf nur um festzustellen, dass eine der Ärztinnen versuchte meine Aufmerksamkeit zu erlangen. Indem ich mein Werkzeug zur Seite legte und meine Handschuhe auszog, zeigte ich ihr, dass ich tatsächlich nicht meine Arbeit fortsetzten würde.

„Wenn ich es nicht tue, dann wird es niemand tun. Ich dachte hier hat es Priorität Menschenleben zu retten. Wenn diese Geräte wieder laufen, dann hättet ihr mehr Möglichkeiten."

Sie verstaute einige Akten im großen Schrank direkt vor ihr und atmete dabei laut aus.

„Aber wir können nicht Patienten zwingen unsere Arbeit zu machen."

Ihre Stimme nahm einen ernsten Ton an sodass sie sich nicht einmal zu mir wendete sondern fortsetzte ihre Arbeit zu verrichten.

„Wir sind im Krieg. Ihr solltet lernen Hilfe anzunehmen. Es gibt hier weitaus schlimmere verletzte Menschen als mich. Es wird nicht lange dauern bis sie auch hier alles zerstören...bis dahin solltet ihr so viele wie möglich wieder auf die Beine bekommen, damit sie wenigstens versuchen können zu fliehen."

Ich war schon beinahe dabei wieder zu meinem Werkzeug zu greifen, bis sie ihren Blick wieder starr zu mir richtete.

„Denkst du das weiß ich nicht? Ich tue alles um diese verdammte Station am Leben zu halten. Doch es sterben immer noch täglich Menschen, weil wir nicht mehr in der Lage sind sie genug zu versorgen...wir kommen einfach nicht hinterher."

Ich richtete mich auf und ging auf die Ärztin mit dunkelblauem Haar zu, welche man es ansah, dass die die letzten Nächte wohl kein einziges Auge zugedrückt hatte.

„Man kann nicht jeden retten. Das ist ein Fakt. Vergiss deinen Ärztekodex. Es ist unmöglich."

Auch wenn ich sie wahrscheinlich in dieser Situation nicht reizen sollte, musste ich sie zurück in die Realität bringen. Gerade einmal ein Viertel der Leute aus der Technologie hatten hier Zuflucht gefunden. Die Hälfte von ihnen waren entweder bereits tot oder Verletzt. Nur die wenigsten waren auf den Beinen und waren fähig etwas zu tun. Wie waren keine Station mehr, wir waren Geflüchtete, die keiner Station mehr angehörten.

„Konntest du deine Eltern schon auffinden?"

,sagte sie leise um das Thema so schnell wie möglich zu wechseln.

„Eltern? Du meinst die Menschen, die gezwungen waren mich aufzunehmen und jede freie Sekunde meines Lebens zu Hölle gemacht haben? Ich habe nicht einmal Ausschau nach ihnen gehalten."

Sofort rutschte meine Laune wieder in den Keller, da ich sie tatsächlich schon auf der Station gesichtet hatte. Ich tat jedoch alles erdenkliche um ihnen aus den Weg zu gehen.

„Du solltest froh darüber sein, dass Menschen, die du kennst es überlebt haben. Sie haben nach Dir gefragt."

„Ja um sich zu vergewissern, ob ich nicht doch tot bin."

Ihr Gesichtsausdruck verfinsterte sich, da meine Ironie anscheinend nicht sehr gut bei ihr ankam.

„Die Mensa hat gerade geöffnet. Du solltest dir etwas zu essen holen. Frag einfach nach mir, wenn du Beschwerden mit deinem Bein hast."

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