Ich spalte meine Finger und das Messer fliegt in Richtung des Baumes. Jedoch wird es von Shigaraki abgefangen...
»Das ist viel zu langsam. Denkst du allen Ernstes, dein Gegner ist ein bewegungsunfähiger Baum?«, sagt er und kratzt seinen Hals. War ja klar, dass auch das schiefgeht. Ich frage mich nur, wo das Messer gelandet wäre, hätte er es nicht abgefangen. »Nochmal. Nur muss es schneller fliegen.« Er kommt zu mir, übergibt mir das Messer und ich schieße nochmal.
Wahrscheinlich war die Geschwindigkeit okay, allerdings ist das Messer jetzt in einem der zugeschneiten Äste, die die Baumkrone bilden. Shigaraki atmet genervt aus und ich klettere den Baum rauf', um dieses beknackte Messer wiederzuholen. Ich habe noch immer das schlechte Gewissen, ihm nur im Weg zu stehen und ihn vom Wesentlichen abhalten.
Als ich das Messer endlich erreicht habe, werfe ich es nach unten in den Schnee, um es mir beim runterspringen nicht in den Bauch zu rammen oder so. Bei meinem Talent wäre das ziemlich wahrscheinlich.
Beim Sprung vom Baum federe ich mit meinen Gelenken ab und lande direkt auf meinen Füßen. Das ist auch das einzige, das ich kann. Das Messer nehme ich wieder in die Hand und mein Blick schweift zu Shigaraki. Er steht sich am Hals kratzend in der Gegend rum' und beobachtet mich.
»Urgh, gibt es überhaupt was, das ich kann?! Nein du dummes Stück Scheiße!«
»Halt endlich die Klappe und hör auf dich selbst so runter zu machen.«, unterbricht er mein Selbstgespräch.
»Tut mir leid..« Er dreht mir den Rücken zu und geht mit kleinen Schritten von mir weg. Ob das zum Training gehört? Vielleicht soll ich ihn ja genau jetzt angreifen... ohne nachzudenken renne ich auf ihn zu, so lautlos wie nur möglich. Mit dem Messer mit festem Griff in der Hand nähere ich mich ihm immer weiter.
»Und du denkst, ich bekomm dich nich mit, richtig?«, sagt er, während er sich umdreht. Mist! Mit der dicken Jacke kann man sich aber auch kaum richtig bewegen... Nach etwas überlegen ziehe ich meine Winterjacke aus und werfe sie in den Schnee. Shigaraki schaut mich nur etwas verwirrt an und greift mich kurz darauf erneut an. Ich blocke seinen Arm und schaffe es irgendwie, mit dem Messer an seinem Hals hinter ihm zu stehen. Das war eine Technik, die mir mal' mein Vater beigebracht hat, als ich kleiner war..
»Geht doch.«, sagt er und legt vier Finger auf mein Bein. »Aber wenn ich jetzt meine ganze Hand da hätte, würdest du zerfallen wie ein ausgetrocknetes Laubblatt, das man zerdrückt.« Mist! Ich habe ganz vergessen, dass deine Macke so funktioniert. Ich lasse von ihm ab und atme hörbar aus. »Aber es ist um einiges besser als vorhin. Bedenk nur, dass ziemlich viele Macken über die Hände gehn'.«, sagt er und greift mich erneut an. Wieder wehre ich es gekonnt ab und versuche, seine Arme an seinen Rücken zu bringen.
Misslungen.
Ich hatte nur kurz Zeit, mit zu überlegen, wie ich das am dümmsten anstellen sollte und er griff mich wieder und wieder an.Nach ewig vielen gescheiterten Versuchen liegt Shigaraki am Boden, seine Hände auf dem Rücken und mein Messer neben seinem Kopf. Ich lasse von ihm ab und Knie mich in den Schnee. Mittlerweile hat es wieder angefangen zu schneien und meine Jacke ist sicher komplett durchgeweicht. Verdammt! Warum bin ich so dumm wie ich aussehe??
»Wenn ich ehrlich sein soll, hatte ich am Anfang nicht annähernd so viel von dir erwartet.. gut gemacht. Aber noch lange nich gut genug.«, "lobt" er mich.
»Hmpf, kann doch jedes Kind besser als ich Trottel..« Ich gehe zu meiner Jacke, hebe sie auf und putze den Schnee von dem klitschnassen Stück Stoff.
»Lass uns wieder gehen. Nich dass noch irgendjemand zufällig vorbeikommt, uns zufällig folgt und dann zufällig jeden möglichen Polizisten kontaktiert, weil er mich aus Zufall erka-« »Übertreib mal nich, ich hab kapiert dass du heim willst.«, unterbreche ich ihn. Er stöhnt nur genervt und geht ohne weitere Worte einfach wieder in die Richtung, wo wir herkamen. Toll gemacht, Chiyo. Phänomenal. Jetzt hasst er dich sicher noch mehr. Sowie jeder.
Ich renne regelrecht, um ihn noch einzuholen. Allein würde ich den Weg nie finden. Mit meiner tiefgefrorenen Jacke um der Hüfte gehe ich neben ihm her. Die Kälte und Nässe dringt durch meine Kleidung und mir wird immer kälter. Hoffentlich sind wir bald da...
Shigaraki kratzt sich immer mal wieder gefühlte Ewigkeiten am Hals und scheint mich komplett zu ignorieren.
»Du, Chiyo? Du solltest mal' aufhören, dich andauernd selbst so runterzumachen und dich zu hassen. Stehst dir doch nur selbst im Weg.«, sagte er, wie wenn er Gedanken lesen könnte.
»Uh.. jaja. Danke für heute... und es tut mir leid, falls ich dir nur im Weg rumstehe.« Er verdreht daraufhin nur die Augen. Es schneit immer mehr und wenn wir ankommen, ist wohl nicht nur meine Jacke, sondern auch ich klitschnass. Solange ich mich nicht erkälte, ist ja gut. Wie spät ist es überhaupt?Was die anderen wohl gerade machen? Dabi kenne ich so gut wie überhaupt nicht. Ich weiß nur, dass er nicht unbedingt die beste Beziehung zu Shigaraki hat.... Okay, das hat eigentlich fast keiner.
Wir laufen durch endlose Gassen. War der Hinweg auch schon so weit? Schließlich binde ich meine Jacke wieder von der Hüfte ab und trage sie in meiner Hand, um wenigstens nur eine tiefgefrorene Hand mit nach Hause zu bringen.
Shigaraki geht in irgendein Zeitungsgeschäft und bleibt stumpf stehen. Hier ist es wenigstens warm.. Ich schaue ihn fragend an, aber mir geht ein Licht auf, als ich sehe, wie er seine Hände aneinanderrubbelt. Ich umarme mich selbst, um meinen Körper irgendwie aufzuwärmen. Er wendet mir einen etwas fragenden Blick zu und zuckt daraufhin leicht mit den Schultern.
»Was darf's denn sein, Werter Kunde?«, wendet sich der Inhaber des Geschäftes an Shigaraki.
»Nichts.«, antwortet er stumpf und schaut zu Boden, sodass man sein Gesicht nicht erkennt. Moment mal... Er hat die Hand abgelegt! Wahrscheinlich nur, weil er damit so bekannt ist, aber es wäre die Gelegenheit, sein Gesicht zu sehen! Wieso ist mir das nicht aufgefallen, als ich ihn vorhin angeschaut habe?
»Wir gehn' weiter.«, sagt er stumpf und verlässt das Geschäft wieder. Ich folge ihm auf Schritt und Tritt und seitdem ich nicht mehr in 4 Wänden bin, bin ich wieder kurz vorm Erfrieren. Neben mir höre ich einen Reißverschluss, denke mir aber nichts dabei.
»Hier. Bevor du noch zum Eiszapfen wirst.« Ich drehe mich zu meinem blauhaarige Anführer und sehe, wie er mir seine Jacke entgegenhält. Etwas beschämt nehme ich sie dankend entgegen und ziehe mir die viel zu große Jacke an. Wie auf Knopfdruck wird mir warm und der Geruch von Shigaraki lässt mich knallrot werden...
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"Villains Don't Share Feelings" Tomura Shigaraki X OC
FanfictionChiyo ist 19 Jahre alt, arbeitslos und weiß nicht, was sie mit sich tun soll. Ihre Macke ist unbrauchbar und sie lebt ihr Leben in einem alltäglichen Trott, bis ein Flugblatt diesen Trott unterbricht und sie eine Chance auf ein neues Leben bekommt...