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Hallo Liebe Leser und Herzlich Willkommen zum ersten Kapitel unseres Adventskalenders!
Voller Vorfreude auf die kommenden Geschichten von zwei meiner Liebsten Autorinnen und meiner Wenigkeit, beschere ich euch Heute -pünktlich zum ersten Advent - das erste Türchen. Ich wünsche euch und natürlich auch uns, eine schöne stressfreie Vorweihnachtszeit und freue mich, mit euch die nächtsen 24 Tage zu verbringen.

Seid lieb gedrückt, eure kraftklubskarl
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Rot.
Rot war schon immer meine Lieblingsfarbe gewesen. Es erinnerte mich an Weihnachten und Zuhause. Rot war für mich Geborgenheit und wie ein warmer Ingwertee an einem kalten Sonntag.
Karl war schon immer mein Rot gewesen. Kein blasses Rot und auch keines mit einem Stich Pink, nein Karl war für mich genauso Rot wie das Blut welches Schneewittchens Mutter in drei Tropfen auf dem Schnee hinterließ.
Karl war ein tiefes und bedeutsames Rot, voller Liebe.
Doch nun war er nicht mehr da.
Er war nicht mehr bei mir und schenkte mir sein Rot, welches ich so brauchte.
Nun war er unerreichbar und ich bezweifelte ihn jemals wieder so zu kennen wie ich ihn kannte.

Ich schlenderte durch den Supermarkt und starrte mit leeren Augen auf die Regale. Es schien beinahe so als würden mich die Spekulatius Verpackungen bemitleidenswert anschauen.
Gott, hatte ich es geliebt wenn Karl Nachhause kam und mir eine meiner heiß geliebten roten Verpackungen mitgebracht hatte. Doch nun wollte ich mich weder an die Verpackung, noch an den Geschmack erinnern. Ich wollte die kleinen Roten Farbspritzer in meinem Leben übermalen, mit einem starken Deckweiß.

"Lily, ich weiß nicht ob ich das alles noch kann. Ich will für dich da sein, dir zuhören und dich in meinem Armen halten. Doch ich weiß nicht ob ich die Person lieben kann die du jetzt bist. Ich hab das Gefühl das du durch den ganzen Hass, welchen du auf dich schürrst vergessen hast wie es ist zu lieben. Mich zu lieben. Ich brauche dich und deine Liebe und ja das ist jetzt vielleicht egoistisch von mir, doch ich kann das mit uns so nicht mehr."

Karls Worte hallten noch immer in meinem Kopf, wie eine Schallplatte die einen Sprung hatte. Wie ein stilles Mantra verfolgten mich seine Worte jeden Tag und jede Nacht.
Doch er hatte Recht, wie so oft hatte mein Karl Recht.
Egal wie unfair ich es fand das er mich alleine mit all meinen Problemen und Zweifeln ließ, konnte ich sein Handeln verstehen.
Er hatte es verdient jemanden an seiner Seite zu haben, welchen ihn glücklich macht und ihm die liebe geben kann, welcher er braucht.
Ohne etwas zu essen zu kaufen verließ ich den Supermarkt und setzte den Nachhauseweg an, als mir ein kleiner Laden auffiel welchen ich mit meinem Deckweiß schon fast übermalt hatte.

"Ullas Strick- und Häckeleck"

Ohne groß darüber nachzudenken betrat ich den Laden und wurde von der warmen Luft begrüßt.

"Oh Hallo Mein Liebes, was hat dich denn an diesem kalten Tag zu mir verschlagen?"

Ullas rosiges Gesicht strahlte im warmen Licht des Ladens und unweigerlich stiegen mir Tränen in die Augen. Hier hatte ich Wolle gekauft für unsere Socken. Unsere Profikuschelsocken.
Die, welche nun tief vergraben in irgendeiner Umzugskiste auf dem Dachboden gelagert waren.
Die Socken, welche für mich immer noch ein Rot waren welches ich nie ganz übermalen konnte, übermalen wollte.

"Hal-llo Ulla.."

meine Stimme zitterte leicht und ich versuchte kläglich die Tränen, welche langsam aufkamen zu unterdrücken.
Ullas Blick wechselte von dem Lieblichen Lächeln zu einer Mutterhaften Besorgnis. Ohne zu fragen kam sie auf mich zu und umarmte mich herzlich.
Die liebevolle Frau schlang ihre Arme um mich und strich mir behutsam über meinen Rücken.

"Ach Gottchen Kind, du bist schon die zweite traurige Seele, welche ich heute aufmuntern muss."

Ich löste mich langsam aus ihren Armen und sah ihr ins Gesicht.
Ihr lieblicher Gesichtsausdruck, war nicht verschwunden. Sie lächelte mich so voller Wärme an, das es selbst mir ein Lächeln entlockte.

"Möchtest du einen Tee? Und ein paar Kekse? Heinz hat gestern mit unserem Enkel gebacken."

Ich nickte vorsichtig.
Ulla war so eine nette alte Dame. Sie strahlte so eine Wärme aus, das man denken konnte sie seihe die Frau vom Weihnachtsmann.
Sie umgriff sanft meinen Arm und zog mich hinter die Kasse in eine Art Wohnstube.
Sternenstaub lag in der Luft und die geklöppelte Spitzendecke passte farblich perfekt zum Samt Sofa. Ein warmes rot.
Ulla setzte mich auf dem Sofa ab und goß mir stark duftenden Tee ein.
Alles wirkte wie aus einem Katalog, die Dekoration, der Weihnachtsbaum und die Gardinen welche mit Tannenbäumen verziert waren. Ich zweifelte wirklich langsam daran ob sie nicht doch mit dem Weihnachtsmann verwandt war.

"So mein Kind, jetzt erzähl doch mal was dich bedrückt."

Ich nahm ein Schluck von dem Tee und atmete einmal tief durch. Dannach began ich zu erzählen. Von Karl und unserer Beziehung, von unseren Socken bis hin zu meiner Depression, welche uns letztendlich getrennt hatte. Ulla hörte mir die ganze Zeit gebannt zu und nippte an ihrer Tasse. Als ich meine Geschichte beendet hatte, blickte sie mich wissend an. Ich stutzte.

"Ach ihr Kinder macht es euch wirklich auch wirklich schwer! Mein Karli saß vor 3 Stunden auch genau hier auf deinem Platz, liebes und hatt' mir mit Liebeskummer die Ohren voll gebrummt. Ich habe irgendwann mein Hörgerät ausgestellt, er hat wirklich einen Hang zur Dramatik."

Ich schluckte...was hatte Ulla mit Karl zutun? Warum war er zu ihr gekommen? Warum hatte er Liebeskummer? Alles was ich mit Karl in Verbindung brachte, welches ich krampfhaft versucht hatte mit Deckweiß zu übermalen, war
langsam aber sicher wieder in einem tiefen dunkelrot gefärbt und mein Hirn brannte nach antworten.

"Was? Aber wie?..-"

"Karl ist mein Enkelsohn, Liebes..er saß vor 3 Stunden auch hier und hat mir das Ohr abgekaut, wie sehr er dich vermisse und nichts mehr bereue als mit dir Schluss gemacht zu haben - Gott ich habe meinen kleinen Karl lange nicht mehr so aufgelöst erlebt..Kindchen, ihr beiden liebt euch! Was ihr nur nicht könnt ist Kommunikation! Habt keine Angst, kämpft um die Liebe! Glaub mir, es ist nicht einfach, aber Liebe ist das schönste was es gibt auf der Welt und ich bin froh das ich mein ganzes Leben lang um meinen hübschen Heinz gekämpft habe. Traut euch! Trefft euch! und findet wieder zueinander, ihr habt es verdient!"

Ich war sprachlos. Ulla hatte Recht. Ohne zu überlegen schloß ich sie in meine Arme und fragte mich ob sie vielleicht mein Weihnachtsengel war, ob sie unser Weihnachtsengel war. Ich wusste es nicht, aber was ich wusste war das ich Karl sehen musste. Das ich mit ihm reden musste und das ich alles daran setzten musste, ihn wieder mein nennen zu können.
Mein Rot.
Mein Karl.

adventsKARLender 2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt