5.12.

76 4 0
                                    

Hallo ihr Lieben!

Mein zweites Türchen ist heute dran und ich habe mich bei dieser Geschichte von Tom Odell inspirieren lassen mit dem Song "Go tell her now". Im folgenden Link findet ihr das Video und den Song.
https://youtu.be/BpAzb0RhABc

Hört es euch an und lest dabei die Geschichte und lasst uns wissen wie es euch gefällt!

Liebst
Eure Fiktiongirl

"Komm schon Karl, du hast das geübt. Du musst einfach nur ganz normal sein. Ganz du selbst. Sag es ihr einfach. Frei und gerade heraus."
Ich lockere die Schultern, lasse den Kopf kreisen und schaue skeptisch in den Spiegel im Badezimmer. Es ist nicht irgendein Spiegel, nein. Dieser Spiegel ist mit einer Tannengirlande verziert und an den Rändern mit Eisspray besprüht. Habe ich erwähnt, dass die Girlande durch kleine Lämpchen leuchtet? Auf dem Rande des Waschbeckens liegt Seife in Form eines Schneemannes und sie stinkt nach Zimt. Die Handcreme daneben vermutlich genauso. Von den Handtüchern mit Schneeflocken fange ich gar nicht erst an.
Weihnachtsfeiertag bei einer Weihnachtsfanatikerin.
Plötzlich klopft es an der Tür. Erschrocken zucke ich zusammen.
"Karl? Karl, bist du da drin? Komm da raus, Mann!" Mein bester Freund und Bruder im Geiste haut mit der flachen Hand gegen die weiße, geschlossene Holztür.
"Kann man nicht mal in Ruhe pinkeln, oder was?" genervt öffne ich die Tür. Macht ja eh alles keinen Sinn hier. Vielleicht hilft ein weiterer Glühwein?
"Alter, Tulla hat auch hier im Bad dekoriert?!" Erstaunt bewundert Karl den Raum und das Werk unserer gemeinsamen Freundin hinter mir, besinnt sich aber dann wieder auf mich und drängelt uns beide in den Raum. Nicht ohne vorher prüfen nach links und rechts zu blicken.
"Felix, was soll das denn jetzt?"
"Pscht! Soll ja keiner mitbekommen. Kummer ist auf geheimer Mission," flüstert der Blonde, sieht dabei aus als würde gleich aus der Wand der Mäusekönig springen und er dürfte den geheimen Plan nicht mithören. Ohje, ich bin wohl wirklich leicht betrunken. Auf was für Ideen komme ich denn? Wobei... Diese Dekoration gibt einem ja echt das Gefühl, dass man in einem Weihnachtsfilm mitspielt.
"Also Felix, was willst du denn nun von mir?"
"Dir helfen, natürlich."
"Mir helfen? Und wobei? Ich kann alleine aufs Klo gehen."
"Dabei doch nicht!", winkt der Blonde mit einer passenden Handbewegung ab.
"Wobei dann?"
"Mit Lianne und dir. Das kann ja nicht ewig so weiter gehen mit euch. Ihr tänztelt umeinander herum wie die Schneeflocken beim Nussknacker." Oha. Nussknacker und Mausekönig scheint sich wohl durch den Abend zu ziehen.
"Und wie soll das gehen?"
"Du hast mir gesagt, du hättest schon etwas unternommen,Karl."
"Habe ich. Ich habe ihr Nachrichten geschrieben - " beginne ich "und gelöscht vorm Senden," wirft mein bester Freund ein.
" Ich habe sie aber auch angerufen, Felix.", sage ich leicht trotzig.
"Jaaa, aber wieder aufgelegt ehe sie abnehmen konnte." Felix verdreht die Augen.
" Ich wollte Lianne Rosen schenken....", nuschle ich in meinen nicht mehr vorhandenen Bart.
"Die liegen immer noch im Waschbecken in deiner Küche und sind vertrocknet ehe du ihr auch nur ansatzweise gesagt hast, was du für sie fühlst."
"Dann sag du mir doch, was ich tun soll, Herr Besserwisser und Oberlehrer." Jetzt bin ich beleidigt. Er kann doch nicht einfach so meine Versuche abtun als wäre alles doof. Gut, das ist es auch, aber es geht ums Prinzip. Er ist mein bester Freund, der muss doch zu mir halten.
"Das ist eine Weihnachtsfeier, Karl. Ei-ne Weih - nachts-feier!"
"Felix ich bin verzweifelt, aber nicht dumm. Natürlich weiß ich, dass wir auf einer Weihnachtsfeier sind. Draußen gibt es Glühwein, Plätzchen und Dekoration ohne Ende," merke ich genervt mit den Augen rollend an und deute auf den Spiegel hinter mir.
"Hier hängen überall Mistelzweige, Karolus !"
"Ja, Na und?"
"Mistel-Zweige." Dazu klatscht er in die Hände pro Silbe. Er ist definitiv betrunken.
"Sind wir jetzt in der Grundschule oder warum klatschst du die Silben nach?"
Er kommt auf mich zu, packt meine Schultern sieht mich ernst an. So ernst wie man nur gucken kann, wenn man betrunken ist, weil man quasi im Glühwein gebadet hat.
"Karl Schuhmann. Du bist verzweifelt, dumm UND eine absolute Niete in Romantik an Weihnachten. Zieh Lianne endlich unter einen dieser beschissen Mistelzweige und küsse ihr die Seele aus dem Leib. Und danach ergibt sich der Rest von ganz allein. Jetzt geh!", schwungvoll dreht er nun sich selbst um, zieht mich mit sich ins Wohnzimmer.
"Lianne!" Die angesprochene hört den die Musik übertönenden Ruf nach ihr und kommt zu uns. Wie schön sie heute Abend aussieht. Sie trägt oft Kleider und auch heute hat sie wieder eines an. Dunkelrot aus Strick. "Hey Felix! Hey Karl," sie wird leicht rot, doch da müßten sich meine Augen täuschen. "Lianne, mega Feier, die ihr gemacht habt
Tulla hat sich wieder mal selbst übertroffen bei der Deko und der Glühwein. Huiuiuiuiui, der hat es in sich." Lianne lacht über Felix und mir wir beim Klang ihrer Stimme ganz warm ums Herz. "Tulla wohnt erst seit kurzem hier. Du kannst ihre Deko nicht kennen. Oder wissen wir da etwas nicht?"
"Ich sage ja, der Glühwein haut ganz schön rein. Aber eigentlich geht es ums den Karl hier. Der wollte mit dir reden. Unbedingt. Am besten geht ihr mal hin, wo Chris Rea nicht drüber singt, dass er Auto fährt."
"Ähm... Ja.. . Also," stottere ich herum wie ein Auto, das nicht anspringen will.
" Sollen wir raus gehen und du rauchst?"
" Nein!" sage ich wohl etwas zu scharf, denn Lianne guckt sehr erschrocken.
" Nein," wiederhole ich betont sanft," ich versuche weniger zu rauchen." Weil du es hasst.
"Du rauchst doch schon weniger und bist auf E-Zigarette umgestiegen."
"Ja, schon... Aber ich will es noch weiter minimieren, wegen meiner Gesundheit und es ist ja auch teuer." Weil ich für dich alles tun würde und nur das Beste gut genug für dich ist.
"Karl? Du bist Musiker und verdienst genug Geld für Kippen. Was ist los bei dir?" Lianne zieht mich in den Wohnungsflur, wo es ruhiger ist. "Jetzt raus mit der Sprache, Karolus maximus. Wo drückt der Schuh?"
"Lianne, ich weiß nicht, ob ich dir das sagen soll." Betreten schaue ich mir auf die Socken. Sage es! Sag es nicht!
"Ich dachte wir sind... Freunde... Und die erzählen sich sowas," erklingt traurig ihre Stimme.
"Freunde," schnaube ich, "und wenn ich... Wenn ich diese Freundschaft nicht mehr will, weil es so weh tut?"
"Es tut weh?! Was habe ich falsch gemacht? Habe ich dich verletzt?" sie umfasst panisch meine Unterarme, sieht mich an.
"Ja und nein. Ich geb es versucht zu unterdrücken und du hast überhaupt keine Schuld an allem. Lianne ich will, dass wir mehr sind-"
" AAAAH IHR STEHT UNTERM MISTELZWEIG! KÜSSEN! KÜSSEN! KÜSSEN!" Ist es zu Beginn nur Steffen, der ruft, stimmen alle anderen mit ein. Peinlich berührt stehen Lianne und ich uns gegenüber. Doch die Frau ergreift meinen Nacken, zieht mich zu sich und küsst meine Wange, sodass es für die anderen den Anschein hat als würden wir uns richtig küssen. "Aber... Warum?" Ich fasse es nicht. Will sie mich nicht mit mir zusammen sein? Sind wir für sie bloß Freunde?
"Unser erster richtiger Kuss soll nicht vor so vielen Leuten sein, sondern nur wir zwei ganz alleine ," flüstert sie in mein Ohr und küsst meine Wange noch einmal. "Ich will auch, dass wir mehr als nur Freunde sind." stürmisch umarme ich sie und küsse ihre Wange, danach grinse ich sie schelmisch. "Hast du morgen Abend schon was vor? Ich wäre ganz allein. Den ganzen Tag."

adventsKARLender 2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt