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Ein kurzes Hallo und viel Spaß beim 2. Teil meiner Karl und Karla Fortsetzung!
Eure Kraftklubskarl
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Er schluckte und sah wie der alte Karl seufzte und sich über die müden Augen strich.

"Hast du es bereut?"

fragte Mina, während sie ihn mit den stark geschminkten Augen anschaute.
Er schwieg. Hatte er es in diesem Moment bereut? Nein. Auch wenn ein ja vielleicht märchenhafter gewesen wäre, hatte er es in diesem Moment nicht bereut. Wie auch? Er wollte das sie geht. Sie wegstoßen. Platz machen für jemanden der sich weniger Perfekt anfühlte. Platz machen für jemanden, welcher sich weniger wie ein 'Für Immer' anfühlte.

"Nein. Ich hab es nicht bereut. Zumindest in diesem Moment nicht."

Mina umfasste seine Hand und sah ihm in die Augen.

"Karl. Ich hab dich hierher gebracht, weil ich dir zeigen wollte wie es ihr bei all deinen furchtbar egoistischen Entschlüssen ging. Ich will garnicht hinterfragen, warum du das alles getan hast. Ich will dich nicht verurteilen. Ich will nur das du hinterfragst. Ich möchte das du siehst das das alles ziemlich unfair ist."

In seinen Augen sammelten sich Tränen und während er Minas Hand noch immer stark umfasste, ließ er sich auf den Boden sinken und atmete tief ein und aus. Er wollte nicht weinen. Er wollte sich selbst seine Schwäche nicht eingestehen. Doch das war Quatsch. 
Er war Schwach. Er war verdammt nochmal Schwach.
Er war ein Feigling. Er war ein Arschloch. Er war nicht besser als eine Hure, sowie ihn Karla beschimpft hatte.
Das musste er sich eingestehen und sowie er dort saß, weinend und Minas Hand umklammert machte irgendetwas in ihm Klick. Gehörig Klick. Er musste keine Hure sein. Er musste kein Feigling oder Arschloch sein. Alle Zweifel, alle Ängste. All dies hatte er sich über die Jahre in seinen Kopf gepflanzt. Und nun war es Zeit alles wieder gut zu machen was er in den Letzten Jahren verbockt hatte. Er richtete sich etwas aus und sah in Minas junges Gesicht.

"..Ich..-..Erzählst du mir von deiner Krankheit?..und wie das alles passiert ist?"

Mina wurde warm ums Herz. Karl Schumann hatte sie danach gefragt. Er interessierte sich aufrichtig für ihre Gefühle. Für ihre Geschichte. Er spürte Reue, er spürte Schuld. Das machte sie stolz. Es machte sie stolz das sie ihn ein Stück retten konnte. Es machte sie stolz ihn wachgerüttelt zu haben. Jegliche naive Unschuld war aus ihr gewichen sowie ihr blauer Lidschatten. Vor ihm saß nicht mehr die 14 Jährige Mina. Nein, aus ihr war eine Frau geworden. Eine wunderschöne Frau, mittleren alters mit dem gleichen lieblichen Lächeln und der gleichen schrillen Stimme. Karls tränen verschwanden geschwind und er sah Mina staunend an.

"Meine Geschichte? Meine Geschichte warst du Karl. Du warst der Anfang und du bist das Ende. Du warst meine erste große Liebe und mein erstes gebrochenes Herz. Du warst mein tödliches Virus und nun meine rettende Heilung. Ich will dir dafür etwas zurückgeben..und zwar Karla. Ich möchte dir helfen diejenige zurückzugewinnen, an welche du hier 2017 dein Herz endgültig verloren hast. Diejenige, welche du wirklich aufrichtig und noch immer liebst."

Sie sah ihm lieblich in die Augen und er wusste nicht was er erwidern sollte. Er war sprachlos. Er hatte Mina früher genauso wenig gesehen wie Karla an diesem Tag. Mina war seine Freundin gewesen, doch sie hatte ihn eher genervt als das er sich wirklich aufrichtig mit ihr auseinander gesetzt hatte.
Mina war auch seine Rettung. Mina hatte ihn in dieser Nacht gerettet.
Gerettet aus Jahrelanger Blindheit. Gerettet aus Jahrelanger Verschlossenheit.
Er war ihr so Dankbar. Er war ihr verdammt nochmal so sehr Dankbar, das ihm wieder Tränen in die Augen stiegen. Sofort schloß er sie in seine Arme und begann wieder Hemmungslos an zu weinen.

adventsKARLender 2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt