Fasziniert stehe ich am Fenster.
Weiß wie Federn und mindestens genauso leicht fallen die Flocken von Schnee vom Himmel. Einige verirren sich an das Glas direkt vor mir und ich kann ihre filigrane Form sehen, bevor sie getragen von der Wärme der Scheibe dahingleiten um als Wassertropfen den Boden mehrere Meter weiter unten zu erreichen. Die Straße ist bedeckt von einer hauchzarten Schneedecke und das Kind in mir freut sich mehr als ich es zugeben würde. Um Schlittenfahren zu können reicht es nicht, doch mein Herz hüpft in meiner Brust. Glücklich nippe ich an meinem Weihnachtstee und genieße die morgendliche Ruhe in der Wohnung.
"Na, freust du dich genauso wie Jonathan und Matilda über den Schnee?" Zwei Arme legen sich über meine Schultern und ich spüre Karls warme Lippen in meinem Nacken, als er mir einen Kuss gibt. Ich lache. "Die zwei sind schon wach?"
"Noch nicht ganz, aber ich glaube, die Ruhe währt nicht mehr lange." Wieder ein Kuss in meinem Nacken. Langsam lege ich den Kopf zurück um meinem Mann in die müden Augen sehen zu können. Die Kinder sind mittlerweile in einem Alter, in dem sie durchschlafen, aber nachdem sie gestern Abend den Wetterbericht gesehen haben, konnten sie vor Vorfreude fast nicht einschlafen. Es hat uns einiges an Geduld gekostet, doch um 22 Uhr war dann endlich Schluss.
"Mama, Papa, es schneit! Seht ihr das? Es schneit!" Matilda und Jonathan stürmen freudig ins Wohnzimmer und drücken sich die Nasen an unseren bodentiefen Fenstern platt.
"Klar, sehen wir das das." sage ich lächelnd und erfreue mich am Anblick der beiden, die tatsächlich unsere Kinder sind. Es ist so unfassbar surreal. Dieses Leben haben wir geschaffen, sie sind wie wir und doch ganz anders. Sie sind Wunder.
"Und weil sich eure Mama genauso freut wie ihr, machen wir einen Ausflug. Wir fahren raus aus der Stadt, da gibt es einen wunderschönen Weg zum Spazierengehen mit einem Hang zum Schlittenfahren." sagt Karl. Er setzt dazu an, die Bedingung dafür zu verkünden, doch Matilda und Jonathan hören schon gar nicht mehr zu und hüpfen lachend und jubelnd durch den Raum.
"Aber vorher gehts ins Bad. Hopp Hopp!" Ich stehe auf und scheuche die Kinder ins Badezimmer, damit sie sich die Zähne putzen gehen. Dann kehre ich zurück zu meinem Mann, der sich mittlerweile in der Küche einen Kaffee kocht.
"Aha, wir fahren also raus aus der Stadt." sage ich neckisch. "Und wer hat das beschlossen?"
"Ich" grinst Karl und trinkt einen Schluck seines Kaffees.
"Du also?"
"Ich also."
Ich lache. Dafür liebe ich ihn. Er weiß einfach, was unsere Kinder und mich glücklich macht.
"Gehst du den Schlitten aus dem Keller holen? Dann kümmere ich mich darum, dass unsere Kids schneefest sind." Fragend sehe ich ihn an und stelle meine Teetasse an die Spüle.
Karl verschwindet im Treppenhaus, während ich in den Kinderzimmern die Schneehosen und -stiefel aus dem Schrank krame. Ich brauche die beiden gar nicht groß darum zu bitten, sich anzuziehen, ehe ich mich versehe, stehe zwei eingepackte Zwerge vor mir. Nur die Jacken, Mützen und Schals sind noch an der Garderobe im Flur.
"Jetzt müssen sich nur noch Mama und Papa anziehen." sage ich und geben beiden einen Kuss auf den Kopf. Sie nicken nur und widmen sich ihrem Spielzeug in ihren Kinderzimmern.
Nachdem auch Karl und ich endlich in Thermohose, Pullover, Jacke, Schal und Mütze gepackt sind, stehen auch die Kinder bereit für die Abfahrt an der Tür.
"Auf gehts!" Karl geht voraus, ich schließe die Tür hinter uns ab und folge dem Gespann zum Auto. Wir fahren keine halbe Stunde, schon parken wir auf einem abgelegenen Parkplatz, von dem ein verschneiter Weg in den Wald führt.
"So, wir sind da!" Kaum ist dieser Satz gesagt, schnallen sich die Kinder ab, öffnen die Türen und liegen Sekunden später im Schnee am Parkplatzrand und machen Schneeengel. Gemeinsam laden wir den Schlitten aus dem Kofferraum aus, der uns ehe wir uns versehen von den Kindern abgenommen wird. Karl schließt das Auto ab und wir gehen Richtung Wald den Weg entlang, die Kinder rennen vorraus. Die Bäume sind gehüllt in weiß, das Geräusch des Schnees unter mir setzt Glücksgefühle frei.
Der Anblick dieser kleinen Geschöpfe vor uns, die fröhlich im weißen Puder herumtollen, macht mich glücklich. "Karl, das sind unsere Kinder, die da spielen. Glaubst du das?" frage ich.
"Nein, ich kann es nicht ganz glauben, aber ich begreife jeden Tag, wie wertvoll diese Familie ist. Jeden Tag aufs Neue bin ich dankbar für dich und die Kinder." Er greift meine Hand.
"Es ist ein einziges Wunder. Die Kinder, der Schnee, das Leben.""Denn wir leben auf einem blauen Planet
Der sich um einen Feuerball dreht
Mit 'nem Mond der die Meere bewegt
Und du glaubst nicht an Wunder"
Welt der Wunder - Marteria
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adventsKARLender 2019
FanfictionDer ultimative AdventsKARLender für die Kraftklubfans ist wieder da! Vom 1.-24. Dezember gibt es jeden Tag ein neues Kapitel. Insbesondere für Karl Fans geeignet ;-P