Leon Goretzka:
Sofort spührte ich die kalte Luft auf meiner Haut, als ich die Tür öffnete und ins Freie hinaustrat. Ich überlegte mir noch einmal, ob es nicht vielleicht doch eine bessere Idee wäre mit dem Auto anstatt dem Fahrrad zum Training zu fahren, doch blieb dann bei meiner Entscheidung. Wir fuhren so oft mit dem Bus zu den Auswärtsspielen oder flogen zu irgendwelchen Championsleague-Partien, da wollte ich privat wenigstens ein bisschen auf die Umwelt achten. Ich zog meinen Schal über meine schon kalte Nasenspitze und versuchte durch den Stoff durch weiterzuatmen. Trotz der Handschuhe waren meine Finger nach kurzer Zeit eiskalt. Ich war wieder einmal froh darüber, dass ich eine Wohnung nah am Trainingsgelände bekommen hatte. Kaum war ich angekommen, sprang ich von meinem Rad, befestigte es in Windeseile und rannte in das warme Gebäude. Leider wusste ich, dass mein Aufenthalt in der Wärme nicht lange anhalten würde, da wir draußen trainierten. Ich trat in die Umkleidekabine, wo schon ein paar meiner Kollegen eingetroffen waren. Ich begrüßte alle kurz und ging dann zu meinem Platz neben Joshua Kimmich. Er sah mich lachend an und meinte: "Ganz schön kalt draußen, was?" Ich lief zu einem der Spiegel und sah, dass meine Nase, wie auch meine Wangen rot von der Kälte waren. Ich hatte Ähnlichkeiten mit einem Clown und konnte nun auch Josh's Reaktion nachvollziehen. "Ich tu wenigstens was für die Umwelt", gab ich zurück, als ich wieder an meinem Platz war. Josh verdrehte die Augen. "Leon sag das nicht mir! Du weißt ganz genau, dass ich die meiste Zeit auch mit dem Fahrrad zum Training komme. Bloß bei der Kälte nehme ich dann lieber mein beheiztes Auto."
Ich wusste, dass viele meiner Teamkameraden genervt davon waren, dass ich überall auf die Umwelt achtete und andere auch kritisierte, wenn sie zu oft mit dem Auto fuhren oder mehrmals im Jahr mit dem Flugzeug in den Urlaub flogen. Doch ich kümmerte mich um unsere Erde und um die Zukunft unserer Kinder und deren Kinder. Bloß weil wir bekannte Profifußballer waren, die Millionen verdienten, konnten wir uns trotzdem nicht alles erlauben. Leider verstand das nicht jeder meiner Kollegen.
"Sorry Josh. Ich wollte dich damit nicht angreifen. Du bist doch einer meiner wenigen Verbündeten", erklärte ich. Er nickte und sagte dann: "Wegen dem Thema wollte ich aber sowieso noch mit dir reden-" "Du weißt, ich kann nicht aus meiner Haut raus. Ich muss immer wieder solche Kommentare loswerden." "Würdest du Idiot mich vielleicht mal aussprechen lassen? Darum geht es doch gar nicht", fuhr er mich an, "Eigentlich hatten Serge und ich eine Idee. Du kennst doch die 'Friday for Future'-Demos oder?" Ich blickte in verwirrt an. Was wollte er denn jetzt von mir? "Klar, kenn ich die. Du weißt doch, dass ich diese Aktion von den Kindern echt toll finde und auch unterstütze." "Und genau darum geht's! Wir haben diesen Freitag erst um 15 Uhr Training, das heißt wir könnten vorher geimeinsam auf so eine Demo gehen", schlug Joshua vor. Ich war überrascht über den Vorschlag. Aber sofort fiel mir etwas ein: "Das wäre echt cool. Aber wenn wir hier in München gehen würden, dann würde aus der Demo ganz schnell eine Autogrammstunde werden." "Darüber haben wir auch nachgedacht. Serge hat ein kleines Örtchen in der Nähe von München gefunden, wo diesen Freitag auch Demo ist. Das letzte Mal als das dort stattgefunden hat, kamen gerade mal 40 Schüler und auch dieses Mal erwarten sie nicht mehr. Das wäre doch super!" Ich grinste ihn an. Es war echt unglaublich was meine zwei besten Kumpels alles für mich taten. "Das ist echt mega! Und ihr würdet da wirklich mitgehen?" "Na klar! Für dich tun wir doch alles", meinte Josh schmunzelnd. In diesem Moment kam Serge in die Kabine und lief zielstrebig auf uns zu. "So wie unser Leon strahlt, hast du ihm wahrscheinlich schon die gute Nachricht verkündet oder?", fragte er direkt. Josh nickte. "Super. Denn ich hab noch was." Serge kramte sein Handy aus der Hosentasche und zeigte mir dann ein Foto. "Ich hab extra schon Plakate gemacht." Auf dem einen Plakat stand: 'Wir sind hier für unseren Planeten und nicht für Fotos!' und auf dem anderen war dick darauf geschrieben: 'The world is getting hotter than Leon Goretzka'
Ich musste laut auflachen. "Serge du bist echt der Hammer!" Auch Josh fand die Plakate mega.Am Freitag trafen wir uns dann, um gemeinsam mit dem Zug in das kleine Örtchen zu fahren. Wir zogen unsere Mütze tief ins Gesicht und den Schal über die Nase, sodass wir nicht so schnell erkannt werden konnten. Da es immer noch so kalt war, fielen wir damit auch überhaupt nicht auf. Am Bahnhof starrten uns zwar ein paar an, aber keiner fragte uns nach einem Foto oder Autogramm. Auch im Zug war es, bis auf zwei Jungs, still. Als wir dann an unserem Ziel ankamen, lockerten wir etwas unsere Verkleidung, da wir dort gezielt erkannt werden wollten. "Wer weiß, vielleicht bekommt die Presse davon Wind und alle feier uns dann für diese Aktion", überlegte Joshua. "Vergiss die Presse! Wir sind da für Leon, für unseren Planeten und für den Spaß", erklärte Serge. Ich stimmte ihm zu. Vor dem Rathaus des "Dorfes" standen schon ein paar Jugendliche mit Plakaten, doch wirklich Stimmung war keine da. Wir packten unsere Plakaten aus und stellten uns zu der Gruppe. Dann fing Serge auf einmal anzurufen: "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr unsere Zukunft klaut!" Josh und ich stimmten lauthals mit ein. Sofort waren alle Augen auf uns gerichtet. "Das ist doch Kimmich!", schrie ein Mädchen überrascht. "Ja! Und Goretzka und Gnabry!", fügte ein Junge hinzu. "Für euch bin ich heute einfach nur Serge und das sind Leon und Josh", stellte mein Kumpel fest. "Und jetzt ruft mit! Wir müssen laut sein, damit man uns in der ganzen Stadt hört!", forderte ich auf. Josh, Serge und ich begannen wieder loszubrüllen und bald darauf stimmten alle Jugendliche mit ein. Mit der Zeit kamen immer mehr Kinder, die sich uns anschlossen. Wir waren mindestens 80 Demonstranten. Jeder hatte seinen Spaß und sie behandelten uns wie Gleichaltrige und nicht wie irgendwelche Fußballprofis. Es war so schön zu sehen, wie alle mit Herzblut bei der Sache waren. Zusätzlich freute ich mich mit Leuten zusammen zu sein, die genauso dachten wie ich. Auch wenn alle mindestens zehn Jahre Jünger waren als ich. Die örtliche Zeitung machte auch ein paar Fotos und führte noch ein kurzes Gespräch mit uns. Viel zu schnell mussten wir wieder gehen, um pünktlich wieder in München zu sein. "Das war echt das Coolste was ihr je für mich gemacht habt, Jungs", krächzte ich, da ich von dem Schreien heiser war. "Aber jetzt will ich in nächster Zeit nichts mehr von dir hören!", ermahnte mich Josh scherzhaft. "Ich bin still, versprochen!", antwortete ich, "Ihr seid echt die besten Freunde, die man sich wünschen kann!"
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So das ist der erste Teil! Euch allen einen schönen ersten Advent! Wenn ihr Vorschläge habt, könnt ihr diese gerne schreiben ;)
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Fußball-OneShots
Short StoryHier kommen immer mal wieder, wenn ich Lust habe, OneShots zu Bundesligaspielern, aber auch zu anderen Fußballern. Ich könnt mir gerne Personen vorschlagen ♡