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Angestrengt blickte der Braunhaarige in die Dunkelheit. Er kniff die Augen zusammen, versuchte irgendwas zu erkennen, doch umsonst. Er hasste die Dunkelheit. Schon immer hatte er sie gehasst, und das hatte sich auch in den letzten vier Jahren nicht sonderlich verändert. Zwar war er nicht mehr der kleine, dreizehnjährige Junge, dem es mulmig zumute wurde, wenn er vor dem Fernseher im dunklen Wohnzimmer des Hauses sitzen würde. Während seine Mutter in dem rotbraunen Sessel, der direkt neben dem Sofa stand schlafen würde.

Während das Licht im Wohnzimmer abgeschaltet sein würde, und er selber es auch nicht anschalten würde, einerseits weil er damit womöglich seine Mutter wecken würde. Sonia war noch nie eine Frau gewesen, die gerne geweckt wurde, wenn sie einmal schlief. Obgleich sie ihren Sohn liebte- auf ihre eigene, seltsame Art, die vermutlich auch nicht die gesundeste war. Eddie erinnerte sich noch daran, vor nun vier Jahren, als er herausgefunden hatte, was die Tabletten, die er als Kind so oft hatte schlucken müssen tatsächlich waren.

Plazebos. Medikamente, die eigentlich gar keine richtigen Medikamente waren. Tabletten, ohne irgendwelche heilenden Stoffe, die aber, wie einige Leute behaupteten, bei einigen Patienten trotzdem etwas bewirken sollten. Etwa eine Verbesserung ihres gesundheitlichen Zustandes. Möglich, dass dies bei einigen Menschen tatsächlich zutraf, doch Eddie könnte nicht verleugnen, dass er sich noch immer etwas verraten vorkam, wenn er an jenen Sommer vor vier Jahren zurück dachte. Doch er hatte auch das Recht dazu. Oder etwa nicht?

Seine eigene Mutter, hatte ihn dreizehn Jahre lang seines Lebens glauben lassen, er wäre kränker, als er es tatsächlich war. Hatte ihm Plazebos verordnen lassen, um ihn ja in dem Glauben zu lassen, schwer krank zu sein. Natürlich war Eddie tatsächlich nicht gesund. Natürlich war sein gesundheitlicher Zustand alles Andere als perfekt. Ja, er hätte früher mit seinen Lippen fast schon dauerhaft an seinem Asthmaspray gehangen, und ja, natürlich , war sein Asthma auch jetzt noch eine Plage, doch er wusste, dass ihm damit wahrscheinlich weder Plazebos, noch richtige Tabletten wirklich endgültig helfen könnten. Das könnte nicht mal das Adthmaspray . Es half zwar für den Moment, aber die Krankheit wirklich heilen, konnte es nicht.

Später in jenem Sommer, später, nachdem Pennywise besiegt worden war, nachdem Eddie wieder zurück nach Hause gekehrt war- was ihm, wenn er ehrlich war nach dem Streit mit seiner Mutter nicht sonderlich leicht gefallen war- hatte Sonia Kaspbrak sich entschuldigt. Als Eddie nachmittags durch die Haustiere gestapft gekommen war, mit gemischten Gefühlen, da er nicht wusste, wie seine Mutter nach ihrem Streit vor dem Kampf mit Pennywise auf ihn reagieren würde. Es hatte eine recht lange Diskussion erfolgt, darüber, wo Eddie gewesen sei, warum er so aussah, wie er aussah, und darüber, wie viele Sorgen seine Mutter sich um ihn gemacht hatte. Und dann? Dann hätte sie angefangen zu weinen.

Hatte ihren damals dreizehnjährigen Sohn an sich gedrückt, und angefangen zu weinen. Eddie, der sich anfangs noch gegen die plötzliche, fast schon ein wenig hektisch wirkende Umarmung gewehrt hatte, hatte während dessen einfach dagestanden. Hatte die Umarmung nicht wirklich erwidert, seine Mutter aber auch nicht weg gestoßen. Er hatte sich zu erschöpft dafür gefühlt, zu erschöpft, um gegen die Umarmung seiner Mutter anzukämpfen. Zu erschöpft, um nach dem Kampf mit Pennywise auch noch weiter mir seiner Mutter zu streiten.

Stay ( Reddie) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt