Nach der Schule, wartete Richie auf Bev. Recht ungeduldig und auch ein wenig nervös, stand der dunkelhaarige Junge vor der Schule, und blickte sich nach dem rothaarigen Mädchen um. Als er sich vorhin in der Pause angesprochen hatte, hatte sie gesagt, sie könnten gleich nach der Schule miteinander reden. Zwar hatte sie in den letzten zwei Stunden einen anderen Kurs als Richie, doch das machte nichts. Sie würden sich vor dem Schulgebäude treffen.
Er blickte sich um. Auf dem Schulhof tummelten sich alle möglichen Schüler und Schülerinnen, abgesehen von der Person, nach der er gerade Ausschau hielt. Zwischen all den Personen, schien Beverly Marsch einfach nicht auftauchen zu wollen. Kein Wunder, vermutlich saß seine beste Freundin noch immer in Psychologie fest, bei dieser Lehrerin, die den Unterricht immer um zehn Minuten überzog. Richie wusste dies allerdings nicht, weil er selbst an jenem Kurs teilnahm, sondern eher, weil ihm mit der Zeit aufgefallen war, dass Beverly die Schule immer am gleichen Tag verspätet verließ.
Als er sich noch ein bisschen weiter auf dem Pausenhof umblickte, erkannte er in einiger Entfernung Stanley und Bill, die sich gerade von einem dritten Jungen verabschieden zu schienen, ehe sie in die entgegen gesetzte Richtung davon gingen. Die beiden waren in letzter Zeit ziemlich oft zusammen anzutreffen, oder nicht? Schoss es dem Schwarzhaarigen unwillkürlich durch den Kopf. In der Pause standen sie oft ein wenig isoliert von dem Rest des Loserclubs. Nach der Schule gingen sie oft ein Stück des Heimweges zusammen.
Und die ganze Zeit über, sahen sie sich auf diese eine, bestimmte Weise an. Ihre Augen schienen beinahe zu leuchten, wenn sie Blickkontakt mit den Augen des Anderen aufnahmen. Der Ausdruck in ihnen schien mit einem Mal glücklicher zu wirken, als davor. Und es wirkte , als würden sie in der Gegenwart des Anderen lächeln. Nicht die ganze Zeit über, und keine breiten, unbestreitbar sichtbaren Lächeln, doch leichte, kleine Lächeln. Eine kleine Wölbung der Mundwinkel nach oben.
Richie fragte sich plötzlich, ob jemand von ihnen mehr als Freundschaft für den Anderen empfand, und ob dies von dem jeweils Anderen erwidert wurde. Außerdem fragte er sich, ob er selbst Eddie Kaspbrak wohl auf die gleiche Art anstarrte, wie Stanley es mit Bill tat, oder umgekehrt.
" Rich!"
Der Brillenträger würde aus seinen Gedanken gerissen, fuhr herum und blickte nun in ein hellblaues Augenpaar. Beverly Marsh stand direkt hinter ihm, und starte ihn mit ihren blauen Augen und einem leichten Grinsen im Gesicht an. Ihre kurzen, roten Haare glänzten in der Sonne, auch, wenn es nur einige, schwache Sonnenstrahlen im Winter waren. Einige Schwäche Sonnenstrahlen, die gelegentlich einmal durch die graue Wolkendecke am Himmel brachen, und eigentlich noch nicht einmal Wärme ausstrahlten.
Einige ihrer Locken hingen ihr ein wenig ins Gesicht, jedoch würde es nicht sonderlich viel bringen, sie weg zu streichen, denn sie waren zu kurz, als dass Bev sie einfach hinter ihr Ohr streichen könnte. Sie hatte ihre Haare immer kurz getragen, seit dem Sommer vor vier Jahren. Zwar waren sie hin und wieder trotzdem ein wenig länger, oder kürzer gewesen, doch im Endeffekt, hatte sie es seit damals bei jener Frisur belassen. Für's Erste. Irgendwann würde sie sie vielleicht wieder herauswachsen lassen.
Irgendwann, wenn dies sie nicht mehr an die Zeit erinnerte, die sie mit ihrem- mittlerweile verstorbenen, oder besser gesagt, ermordeten- Vater verbracht hatte. Es waren keine sonderlich schönen Erinnerungen, die sie mit ihm hatte. Während andere Siebzehnjährige, wenn sie an die Zeit, die als Kind mit ihren Vätern verbracht hatten vielleicht an Eisessen, Kinos oder andere Ausflüge dachten, so blieben bei Beverly jene Erinnerungen größtenteils weg.
Statt dessen erinnerte sie sich an Ohrfeigen, an seine tiefe, bedrohlich ruhige Stimme- sie versuchte, jetzt nicht daran zu denken. Es war nicht so, dass sie absolut keine positiven Erinnerungen an ihren Vater hatte, es war nur so, dass die Negativen überwogen. Doch jetzt musste sie sich darüber keine Gedanken mehr machen. Oder? Schließlich lebte sie seit vier Jahren mit ihrer Tante in Derry.

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Stay ( Reddie)
Fanfiction" 'Cause all my life I felt this way, but I could never find the words to say..."