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Wenn Eddie Kaspbrak  früher gedacht hatte,  es würde ihm schwerer fallen, mit Fremden zu sprechen als mit Freunden, dann wurde er am nächsten Tag nach der Schule eines Besseren belehrt. Zumindest was einen bestimmten Freund anging. Einen bestimmten Freund, mit schwarzen Locken, einer Brille, leichten Sommersprossen und einem ein wenig merkwürdigen Sinn für Humor, den Eddie jedoch eigentlich an diesem mochte.

Er hätte nicht gedacht, dass es ihm einmal so schwer fallen würde, mit jemandem zu sprechen, den er eigentlich schon so lange kannte. Mit jemandem, mit dem er früher ohne Probleme gesprochen hatte. Doch nun war es, als würde er sein Gegenüber zum ersten Mal ansprechen. Zumindest fühlte es sich so an. Sein Herz schlug schneller als jemals zuvor an jenem Tag, und er hatte das Gefühl, recht bald sein Asthmaspray benützen zu müssen, zumal er bereits spürte, dass er immer tiefer durchatmen musste, um genug Luft zu bekommen.

Den ganzen letzten Tag, nach jener Physikstunde, war er Richie aus dem Weg gegangen. Und an jenem Tag, der darauf gefolgt hatte auch. Bis jetzt. Auch Bill, mit dem Eddie in den beiden letzten Schulstunden des Tages festgesessen hatte, schien dies in den letzten zwei Tagen bemerkt zu haben, denn er hatte ihn während dem Unterricht einmal darauf angesprochen. Hatte gefragt, ob Eddie sich mit Richie gestritten hatte, zumal die beiden sich in den letzten Tagen ziemlich aus dem Weg gingen.

Eddie hatte zögerlich geanwortet, es wäre nicht so wichtig. Nur eine kleine, unwichtige Angelegenheit, die sie heute klären würden. Er hatte Bill nicht gerne angelogen, ganz und gar nicht, doch er hatte ihm auch nicht die Wahrheit sagen gewollt. Er wollte sich nicht noch einer Person damit anvertrauen. Nicht, weil er Bill nicht vertraute, oder weil er dachte, Bill würde ihn dafür verurteilen, nein. Er vertraute Bill, ebenso sehr, wie er Stan vertraute.

Vielleicht sogar noch ein wenig mehr, als er zum Beispiel Mike oder Ben vertraute, doch das lag wohl daran, dass er Stan und Bill bereits ein wenig länger kannte. Dass er sie länger kannte, und deshalb vielleicht weniger Probleme hatte, ihnen  Dinge anzuvertrauen, wie er sie vor Kurzem Stan anvertraut hätte.  Er wusste, dass Bill das nicht tun würde. Ihn für seine Gefühle verurteilen.  schließlich war er, ebenso wie Stan einer seiner besten Freunde. Und Freunde akzeptieren sich doch so, wie sie waren. Oder etwa nicht?

Das hatte Stan zumindest gesagt, damals, vor einem Tag in der Bibliothek. Er hatte es gesagt, als wäre es selbstverständlich, doch wenn es das wäre, warum hatte Eddie dann solche Angst, Richie die Wahrheit zu sagen? Vielleicht, weil es womöglich anders war, wenn er wissen würde, dass er selber derjenige war, für den Eddie Gefühle hatte? Weil es womöglich anders war, zu erfahren, dass man selber der Betroffene war?

Weil er nicht einschätzen könnte, wie Richie reagieren würde, wenn er ihm die Wahrheit erzählen würde? Weil er Angst hatte, Richie als Freund zu verlieren, wenn er ihm die Wahrheit erzählen würde? Vermutlich ein wenig von Allem.

Doch Letzteres, traf vermutlich am meisten zu. Er wollte Richie nicht als Freund verlieren, auch, wenn Er vermutlich nicht so empfand, wie er selbst. Er konnte es sich nicht vorstellen, wie es wäre, wenn er nicht mehr mit Richie befreundet sein würde. Sich nicht mehr so oft dessen dumme, aber dennoch lustige Sprüche anhören müsste, die ihn doch hin und wieder zum Schmunzeln brachten.

Die er hin und wieder insgeheim lustig fand. Schon immer war dem so gewesen, doch sein jüngeres Selbst, hätte dies vermutlich nie zugegeben. Er konnte sich nicht vorstellen, wie es wäre, wenn Richie sich nicht wie immer in der Pause zum Rest des Loserclubs gesellen würde. Wenn er irgendwo mit anderen Freunden stehen, mit anderen Freunden lachen würde. Richie's Lachen war ein recht ansteckendes Lachen, bei dem man, wenn man es hörte oft mitlachen musste, ob das, was Rich von sich gegeben hatte nun wirklich witzig war, oder nicht.

Stay ( Reddie) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt