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Eddie blickte von dem dunklen Parkettboden des Zimmers seines Freundes in dessen ebenso dunkle Augen, nur, um den Blick einige wenige Augenblicke später erneut zu senken.  In den letzten Minuten hatte keiner der beiden Jungen wirklich mit dem Anderen gesprochen. In den letzten Minuten- möglicherweise sogar der letzten halben Stunde- hatte ein recht unangenehmes Schweigen zwischen den beiden geherrscht.

Eine recht unangenehme Stimme, obgleich das, was gesagt werden wollte- das, was sie einander sagen wollten- wie eine Regenwolke über ihnen zu schweben schien. Wie eine Regenwolke, bei der bald der Wolkenbruch stattfinden, und der kühle, aber dennoch in gewisser Weise angenehme Regen herunter prasseln würde. Ja, so ähnlich fühlte es sich an. Es schien so leicht zu sein, alles zu erzählen. Das Geschehene untereinander zu klären. Sich zu erzählen, was passiert war.

Dem Anderen zu sagen, dass es einem leid tat. Dass ma  all dies nicht gewollt hatte, und dich kam es Eddie für einen Moment lang vor, als würden jene Worte ihm mehr oder weniger im Hals stecken bleiben. Als würde das, was er eigentlich loswerden  wollte- das, was er Richie sagen wollte Irgendwie in seinem Inneren festgehalten werden.

Als lägen ihm jene Worte bereits mehr oder weniger auf der Zunge, doch irgendwas lähmte ihn. Hinderte ihn daran, anzufangen zu sprechen. Seine Schuldgefühle die such seit einigen Tagen- nein. Nicht seit einigen Tagen. Seit einer Woche- angestaut hatten. Jene Schuldgefühle, die er noch immer hatte, trotz dem, was Stanley am Tag zuvor noch gesagt hatte. Trotz dem, dass er möglicherweise tatsächlich nicht sonderlich viel für die momentane Lage konnte.

Dass er sie möglicherweise nicht wirklich verhindern hätte können, obgleich  irgendwo ein Teil von ihm glaubte, dass er dies sehr wohl hätte tun können. Dass er es verhindern hätte können, in dem er sich anders verhalten hätte können. Indem er das, was seine Mutter gesagt hatte ein wenig hinterfragt hätte. Indem er ihr nicht so leicht geglaubt hätte. Wenn er früher überlegt hatte, wie viel an ihrer Aussage dran gewesen war. Doch er war in jenem Moment einfach erschrocken gewesen.

Erschrocken, weil er nicht mit dem, was passiert war gerechnet hatte. Erschrocken und such nervös, als sie erwähnte, dass sie Richie in Schwierigkeiten bringen könnte. Nervös, weil er sich in gewisser Weise hilflos gefühlt hatte. Weil er sich nicht sicher gewesen war, was er nun tun sollte. Wie er mit dem, was er damals erfahren hatte umgehen sollte. Wie er darauf reagieren sollte. Wie er nun handeln sollte. In in jener Verfassung, hatte er die falsche Entscheidung getroffen. In jener Verfassung, hatte er such dazu entschlossen, mehr oder weniger das zu tun, das seine Mutter gewollt hatte.

Das zu tun, von dem sie erwartet hatte, dass er es tun würde. Das zu tun, bei dem er geglaubt hatte, dass Richie nichts passieren würde. Dass er nicht verletzt werden würde. Das zu tun, bei dem er das getan hätte, was er niemals hatte tun wollen. Bei dem genau das passiert war, das er vermeiden hatte wollen. Bei dem er derjenige gewesen war, der Richie verletzt hatte. Das, bei dem er zwar von niemand Anderem verletzt worden war, jedoch von der Person, bei der es um Einiges mehr weh getan hatte.

Von der Person, von der er nicht gedacht hätte, dass sie ihn, wenn auch unbeabsichtigt verletzen würde. Und trotz dem, was Stan gestern gesagt hatte. Trotzdem, was er ihm erzählt hatte, war Eddie noch immer wütend auf sich selbst. Trotz dessen, dass der blonde Lockenkopf ihm gesagt hatte, dass er ihn verstand. Dass sein Handeln verständlich gewesen war. Dass er vermutlich ebenso gehandelt hätte, wäre es um Bill gegangen. Dass Richie ihm zuhören würde, wenn er es ihm erklären würde. Dass er Richie noch immer viel bedeutete.

Trotz dessen fühlte er sich schuldig. Trotz dessen schämte er sich beinahe ein wenig für sein Verhalten. Stanley hatte es am Tag zuvor geschafft, den Asthmatiker ein wenig zu beruhigen. Hatte es geschafft, ihn so weit zu bringen, dass Eddie beschlossen hatte, heute mit Richie zu sprechen. Hatte es geschafft zu bewirken, dass Eddie's Schuldgefphke an jenem Tag verschwunden waren, zumindest zum Teil. Schon immer hatte Stanley etwas Beruhigendes an sich gehabt. Etwas Vernünftiges, Beruhigendes, ähnlich wie auch Bill. Etwas, das einem immer das Gefühl gab, man könne ihm vertrauen. Das Gefühl, er wisse, was er tat und sagte.

Stay ( Reddie) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt