Eddie Kaspbrak lief währenddessen einfach gerade aus den Gang entlang. Er wusste nicht genau, wohin er eigentlich wollte, er hatte einfach das Gefühl, an irgendeinen Ort zu müssen, an dem er das Geschehene in Ruhe verarbeiten könnte. In die Bücherei der Schule vielleicht, oder an irgendeinen anderen, ruhigeren Ort. Was war das vorhin, in jener Unterrichtsstunde? Die Frage schien ihn nicht mehr loslassen zu wollen.
War es ein Scherz? Es wäre nicht das erste Mal, dass Richie sich einen Spaß erlaubte, schließlich war Richie die meiste Zeit über eher zum Spaßen aufgelegt, als ernst. Aber hätte er ihn denn so verwirrt, so erschrocken angeschaut, wenn es nur ein Scherz gewesen wäre? Hätte er ihn so verunsichert angeklickt, als wüsste er selber nicht genau, was er da hat, und warum er es tat, wenn er sich nur einen Spaß hätte erlauben wollen? Eddie wusste es nicht genau.
Er griff während er weiterhin einfach in Gedanken versunken vor sich hin lief in seine Jackentasche. Seine Hand schloss sich um den blauen kleinen Gegenstand, bei dem es sich um sein Asthmaspray handelt, und Eddie zig es aus der Tasche. Er führte es an seine Lippen, nahm zwei, drei kräftige Züge, und verstaute es dann wieder in seiner Tasche. Als würde es ihm da bei helfen, in jenem Moment einen klaren Gedanken zu fassen. Das konnte es nun wirklich nicht. Es weitere die Atemwege bei einem Asthmaanfall, es ermöglichte ihm, besser atmen zu können, wenn er wieder einmal das Gefühl bekam, die Luftröhre würde ich ihm zuschnüren.
Wenn er wieder einmal vergeblich nach Luft schnappte, und die Schwärze ihn zu überkommen drohte.Doch beim Nachdenken, könnte es ihm nicht helfen. Schon gar nicht dabei, seine Gefühle zu ordnen, oder dabei, darüber nachzudenken, was Richie's Verhalten im Unterricht bedeuten sollte. Eddie seufzte schließlich nur. Richie würde ihm wohl immer ein Rätsel sein. Er würde vermutlich nicht verstehen, warum er vorhin nach seiner Hand gegriffen hatte, wenn Richie es ihm nicht irgendwann erklären würde. Und das würde er, denn der Braunhaarige würde ihn darauf ansprechen. Irgendwann. Irgendwann, wenn er sich bereut dafür fühlte, dich das war nicht in jenem Moment.
Doch hatte Richie ihm nicht irgendwas sagen wollen, damals, als er diesen zu geschickt angestarrt und seine Hand weg gezogen hatte? Hatte er ihm nicht irgendwas erzählen wollen, ehe er von Eddie unterbrochen worden war, als dieser beinahe schon aus dem Klassenzimmer gestürmt war? Er hätte nicht einfach weh gehen sollen. Er hätte seinen besten Freund nicht einfach alleine in jenem Klassenzimmer stehen lassen sollen. Er hätte auf ihn warten sollen, ihm zumindest zuhören sollen, als dieser zum Reden angesetzt hatte.
Doch das hatte er nicht, und er glaubte, sich noch an einen leicht verletzten Ausdruck in den dunklen Augen seines Gegenübers erkennen zu können, als er sich einfach ohne einen weiteren Kommentar der Türe des Klassenzimmers zugewandt hatte, und hinaus auf den Gang spaziert war. Er möchte es nicht, Richie traurig oder verletzt zu sehen, und er möchte es erst recht nicht, zu wissen, dass er dieses Mal vermutlich der Grund dafür war. Dass er der Grund für den traurigen Ausdruck in den Augen des Anderen gewesen war. Er, oder besser gesagt, seine Reaktion.
Warum hatte er überhaupt auf jene komische, verletzende Art reagiert? Vermutlich, weil er nicht gewusst hatte, was er davon halten sollte. Vielleicht auch, weil er unterbewusst damit gerechnet hatte, dass Richie ihn einfach schief angrinsen würde, und ihm sagen würde, dass es nur ein Scherz gewesen war, und dass er es am besten so schnell wie möglich wieder vergessen sollte. Dass es nur ein Spaß war, ohne jegliche weitere Bedeutung. Doch das war es anscheinend nicht gewesen. Denn Richie reagierte selten selbst so überrascht auf Dinge, die er bewusst tat, auch, wenn diese ungeplant waren. Und er hätte sicherlich nicht so verletzt geschaut, als Eddie das Klassenzimmer ohne ihn verlassen hatte, wenn es nur ein schlechter Scherz gewesen wäre.
Unwillkürlich fragte Eddie sich, ob Richie ihm wohl erzählen würde was los war, wenn er wüsste, was für ein Chaos er mit jener Berührung in Eddie's Gefühls- und Gedankenwelt ausgelöst hatte. Er fragte sich, ob er ihm dann die Wahrheit sagen, oder wieder nur einen jener Sprüche reißen würde, die er so oft riss.

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Stay ( Reddie)
Fanfiction" 'Cause all my life I felt this way, but I could never find the words to say..."