Zehnter Dezember

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Wenn ich an der Stelle der kaum vorhandenen Leser wäre, würde ich unbedingt wissen wollen, was verdammt noch mal genau zwischen Marlene und Sirius passiert ist, nachdem Lily sie allein gelassen hat. Also, hier, bitteschön. Ein bisschen Kitsch.


Marlenes Herz raste, während sie Sirius im Arm hielt. Erst vor kurzem hatte sie realisiert, dass ihre kleinen Streitereien nicht mehr nur freundschaftlich waren. Sie merkte es daran, dass sie in seiner Gegenwart andauernd rot anlief oder einfach keine guten Konter mehr auf seine Sticheleien wusste und ihn stattdessen mit offenem Mund anstarrte. 

Und dann kam Dorcas. Die blöde Ziege hatte Sirius gewaltig bezirzt und er war ihr verfallen, bevor Marlene ihre eigenen Maßnahmen hatte ergreifen können.

Sirius schniefte an ihrer Schulter und löste sich von ihr. Sie reichte ihm ein Taschentuch.

"Ich wollte dich eigentlich nicht loslassen", erklärte er verlegen und putzte sich lautstark die Nase. "Aber mein Bein ist eingeschlafen." 

Marlene lächelte. "Wir könnten ja aufstehen und dann umarme ich dich weiter", schlug sie vor. 

Sirius nickte. "Gute Idee", fand er. Sie standen also auf und etwas hilflos breitete Sirius die Arme aus. Marlene schlang ihre um seinen Hals.

"Alles wird gut, ja?", murmelte sie. "James wird wieder gesund, ganz sicher." 

Sirius drückte sie an sich. "Tut mir leid, dass ich so mies zu dir war in letzter Zeit", sagte er nach einigen Sekunden Stille. 

"Nein, mir tut es leid", korrigierte Marlene. "Ich bin ein totaler Sturkopf und hab total bescheuert auf deine Witze reagiert." 

Sirius lachte leise. "Sturkopf trifft eindeutig zu", stellte er fest und Marlene lächelte.

"Also, Freunde?", fragte sie zaghaft und ignorierte ihr Herz, das sich mit allen Mitteln gegen diese Aussage wehrte. Hier war ihr Kopf am Zug.

"Freunde", bestätigte Sirius.

Und da griff Marlenes Herz zu seinem letzten Trumpf: Ohne zu wissen, was sie da eigentlich tat, ohne, wie sonst eigentlich immer, rational zu denken, küsste Marlene ihn. 

Sirius versteifte sich zuerst und wollte sie wegschieben, aber Marlene blieb einfach stehen und nach ein paar Sekunden erwiderte er den Kuss. Marlenes Herz stolperte und hüpfte, ihr ganzer Körper kribbelte und das Glück schien in ihr zu blubbern. Einen wunderbaren, unendlichen und doch viel zu kurzen Moment lang küsste sie Sirius, dann wurde ihr bewusst, was sie da anstellte, und sie wich zurück.

"Es tut mir leid", flüsterte sie. "Oh Merlin, das hätte ich nicht tun dürfen -" Da zog Sirius sie wortlos an sich und nun war, er es, der sie küsste und Marlene vergaß alles andere. Seine Lippen waren rau und trotzdem sanft und seine Hände lagen warm auf ihrer Taille. Marlene vergrub die Hände in seinen weichen Haaren und drängte zu ihm hin.

••••••••••

Sirius' Kopf schwirrte. Er stand hier und küsste Marlene und es fühlte sich großartig an, aber für einen winzigen Moment hatte er sich gewünscht, dass es Dorcas wäre, deren Küsse ein solches Glück in ihm auslösten. Das war definitiv nicht gut und sein Kopf schrie ihn an, dass er Marlene von sich schieben und ihr sagen sollte, dass das so nicht ging, weil er eine Freundin hatte - aber als sie sich an ihn schmiegte und ihre Arme um seinen Hals schlang, war es um ihn geschehen. 

Sirius schob alle lästigen Gedanken beiseite und gab sich diesem wahnsinnigen Gefühl hin, das er nicht definieren konnte, dem Ziehen in seinem Bauch und der Hitze in seinem Gesicht, der Leere in seinem Kopf und Marlenes schmalen, weichen Lippen auf seinen. Dorcas war nichts gegen sie - Marlene war schlau und schlagfertig, mutig und einfühlsam, sie konnte witzig sein und trotzdem ernste, sinnvolle Gespräche führen und spielte unglaublich gut Quidditch. 

Dorcas war ... hübsch. 

Sie konnte ihren blonden Kopf einschalten, wenn sie das wollte, aber selbst wenn sie wollte, war sie nicht besonders helle. Sie lachte über seine Witze und machte ihm Komplimente, war freundlich und hilfsbereit zu allen und sie war wirklich hübsch - aber wenn Sirius sie mit Marlene verglich, war sie ziemlich kümmerlich. Marlene war zwar nicht das schönste Mädchen, das er je gesehen hatte, aber sie strahlte so von innen heraus, dass sie dadurch alles Körperliche wettmachte.

Langsam beendete Sirius den Kuss und sah Marlene an, deren Wangen gerötet waren und auf deren Lippen ein kleines, aber glückliches Lächeln lag.

"Marlene", begann er leise, "ich ... ich brauche ein bisschen Zeit. Das hier ... das hier ist toll, du bist toll, aber ..." Er suchte nach Worten, die sie nicht verletzen würden. 

Marlene nickte. "Du bist mit Dorcas zusammen", sprach sie aus, was er eigentlich hatte vorsichtig formulieren wollen. 

"Ich mag sie", sagte Sirius vorsichtig, "aber du - ich weiß nicht, was du da mit mir anstellst, aber ich glaube, 'Freunde' passt nicht so ganz." 

Marlenes Lächeln wurde breiter und ihre dunklen Augen strahlten. "Was glaubst du, wie lange du brauchst?", fragte sie. 

Sirius zuckte mit den Schultern. "Ein paar Tage, eine Woche, vielleicht auch zwei, keine Ahnung", antwortete er. 

Sie nickte wieder. "Ich warte auf deine Entscheidung", sagte sie. 

Sirius lächelte. 

Ihre Blicke versanken ineinander und sie ließen sich nicht los.


Ein bisschen kurz, ich weiß. Aber ich mag die beiden. Was sagt ihr?

Das Experiment | Ein Jily-AdventskalenderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt