Am nächsten Tag standen sie alle früh auf, noch vor allen anderen.
"Bereit?", flüsterte der strahlende Sirius. Remus kam hereingestolpert und hatte Sandwiches für alle zum Frühstück dabei.
"Bereit", antwortete Alice grinsend. "Und du kannst ruhig in vernünftiger Lautstärke mit uns kommunizieren. Das komplette Schloss pennt." Peter hustete hinter vorgehaltener Hand. Natürlich, die Hauselfen, dachte Lily. Ein einziges Mal, in der vierten Klasse, war sie einem der kleinen Wesen über den Weg gelaufen, aber es war schnell mit einem leisen Plopp disappariert, als es Lily bemerkt hatte.
Sie verließen den Gemeinschaftsraum und teilten sich auf.
"Also dann, auf in die Kerker", sagte James leise und Lily grinste. Sie hätte nie gedacht, dass sie allen Ernstes einmal bei einem Streich der Rumtreiber mitmachen würde. Und irgendwie hatte sie jetzt schon Spaß daran.
Auf dem Weg nach unten lief ihnen Mrs Norris über den Weg und starrte sie aus ihren gelben Augen böse an. Dann rannte sie davon.
"Oh-oh", sagte James. "Filch im Anmarsch. Lily, hör zu." Er kramte in seinen Umhangtaschen herum. "Was ich dir jetzt zeige, darfst du unter gar keinem Umständen irgendwem verraten, ja?" Lily sah ihn irritiert an, aber bevor sie etwas sagen konnte, hatte er etwas silbrig glänzendes aus seiner Tasche gezogen, war dicht hinter sie getreten und hatte das Etwas über sie beide geworfen.
"Ein Tarnumhang?", flüsterte Lily ungläubig. "Wo hast du den denn her?"
"Geerbt", antwortete er knapp. "Still jetzt. Dass wir unsichtbar sind, heißt nicht, dass er uns nicht hören kann." Da kam Filch auch schon - brummend und noch im Nachthemd schlurfte er den Gang hinab und schüttelte den Kopf über seine Katze. Direkt neben Lily und James blieb er stehen und blickte sich noch einmal um.
"Potter und seine kleinen Freunde wieder, möchte ich wetten", knurrte er. Lily spürte James' Herz an ihrer Schulter schlagen. Verstohlen griff sie nach hinten und fand seine Hand. Er drückte ihre kalten Finger und sie wagten es beide nicht zu atmen. Nach unendlich langen, quälenden Sekunden setzte Filch sich wieder in Bewegung und verschwand schließlich wieder hinter der nächsten Ecke.
Zu Lilys Enttäuschung ließ James ihre Hand wieder los, als er den Tarnumhang wieder zusammenfaltete. Ohne weitere Störung gelangten sie in die Kerker, sahen sich aber dennoch hinter jeder Biegung vorsichtig um, um sicherzustellen, dass Mrs Norris sich nicht noch irgendwo herumtrieb.
"Es kann also losgehen", sagte James freudig und sie zogen ihre Zauberstäbe. Sie stellten sich einander gegenüber jeweils am Rand des Ganges auf; dort, wo die verputzte Wand in die kühlen Steine der Kerker überging. Lily sah auf ihre Armbanduhr und zählte im Kopf mit.
"Jetzt", sagte sie zu James und hob ihren Zauberstab, als der Minutenzeiger auf sechs Uhr rückte. Gleichzeitig schwenkten sie ihre Zauberstäbe zur Decke und glitzernde Funken in Grün und Silber tanzten zur Decke hin. Langsam gingen Lily und James tiefer in die Kerker hinein, die Stäbe die ganze Zeit zur Decke gerichtet, bis überall über ihnen die glitzernden Funken schwebten.
"Dass wir den Slytherins eine Freude machen, ist irgendwie ein Widerspruch in sich", sagte James nachdenklich und senkte seinen Zauberstab. Lily grinste und schüttelte ihren Arm aus, der schon ganz steif war.
"Es ist ja nicht nur für Slytherin, sondern für ganz Hogwarts", antwortete sie. "Und die Schlangen gehören nun mal auch dazu." Sie griff in ihre Tasche und holte die kleinen Papierfiguren heraus, die Mary und Alice unter viel Aufwand innerhalb der letzten zwei Tage gebastelt hatten. Gemeinsam verteilten sie die Figuren - Rentiere, Lichterfeen und Schneeflocken, Sterne und Weihnachtsmützen überall und schwangen erneut ihre Zauberstäbe. Die Figürchen erwachten zum Leben, schwebten durch die Gegend, kicherten leise und summten mehr oder weniger sauber Weihnachtslieder. Verzaubert sah Lily einem Rentier hinterher, das an ihr vorbeihüpfte und einer kichernden Lichterfee hinterher jagte. James flüsterte etwas und machte eine große, kreisförmige Bewegung. Ihre Zauber wurden davon nicht beeinflusst und Lily sah ihn irritiert an.
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Das Experiment | Ein Jily-Adventskalender
Fiksi PenggemarVierundzwanzig Tage noch bis Weihnachten, hier wie in Hogwarts. Vierundzwanzig Tage bis zum Weihnachtsball, vierundzwanzig Tage Chaos im Gefühlsleben der Sechstklässlerin Lily Evans, die sich tatsächlich entschlossen hat, mit James Potter zum Ball g...