Fünfzehnter Dezember

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Der Schnee war schon ziemlich zertrampelt, als Lily und ihre Freundinnen am Samstag Vormittag nach draußen gingen, aber nahe bei Hagrids Hütte fanden sie einige Stellen, wo das kalte Weiß noch unberührt war. 

"Es ist so schön hier, wenn Schnee liegt", seufzte Mary und strahlte Lily an, die nur halbherzig zurücklächelte. 

In Gedanken war sie noch bei ihrem Streit mit Alex am Vorabend. War sie zu hart zu ihm gewesen? Seine Reaktion hatte sie nicht mehr mitbekommen, weil sie ihn direkt nach ihrem letzten Satz stehen lassen hatte. Vielleicht hatte er seine Anschuldigungen nicht wirklich so gemeint. Am Donnerstag nämlich, als sie zusammen draußen gewesen waren, hatte Lily den Eindruck gehabt, dass Alex ein Mensch war, der andere nicht oder nur ungern beleidigte. Vielleicht musste sie mehr Zeit mit ihm verbringen und sehen, ob er nicht doch ein guter Mensch war, der sie wirklich mochte ... Nein, Schluss damit, dachte Lily. Alex hatte es selbst versaut. Und sie würde ihm keine zweite Chance geben, dafür hatte sie noch zu sehr im Gedächtnis, was Severus aus seinen etlichen zweiten Chancen gemacht hatte.

"Hey, hallo!" Marlene wedelte mit der Hand vor Lilys Gesicht herum. "Bist du noch anwesend?" 

Lily nickte. "Ich muss immer noch an Alex denken", sagte sie. 

"Ach, Süße." Marlene legte ihr einen Arm um die Schultern. "Das wird schon wieder, ja? Waters ist halt einfach nicht cool genug für dich. James ist besser."

Lily musste lachen. "Du kennst Alex doch gar nicht", wandte sie jedoch ein. "Wenn er nicht gerade von Eifersucht aufgefressen wird, ist er total lieb und ziemlich intelligent." 

Marlene tat ihren Einwand mit einer Handbewegung ab. "Bei James hast du genau das Gleiche, nur mit mehr Humor und weniger Eifersucht", sagte sie. "Und jetzt hör endlich auf, an Jungs und ihre Dämlichkeiten zu denken, das schadet auf Dauer. Wie wär's stattdessen mit einem Schneemann? Der kann zuhören, lächelt die ganze Zeit und wird nicht eifersüchtig."

Bevor die Mädchen allerdings anfangen konnten, einen Schneemann zu bauen, wurde Alice von einem Schneeball an der Schulter getroffen. Augenblicklich sprang sie auf, eine Ladung Schnee bereits zwischen den Händen, drehte sich um und warf zielsicher in die Richtung, aus der der erste Ball gekommen war. Eine Sekunde später hörte man einen leisen Aufschrei und dann Gelächter. Die Rumtreiber kamen lachend hinter Hagrids Hütte hervor. Remus wischte sich noch den Schnee aus dem Gesicht. 

"Schneeballkrieg!", rief Marlene lachend und sofort begannen beide Gruppen, Wälle aus Schnee aufzuhäufen. Hinter ihrem kleinen Hügel nahm sich Mary schon der Schneeballproduktion an, während Marlene und Alice noch mit Lachen beschäftigt waren. Lily verteilte noch ein wenig Schnee auf dem Wall und bewaffnete sich dann mit zwei von Marys Schneebällen. Blitzschnell fuhr sie hoch, warf die beiden Bälle und das Feuer war eröffnet. Schnee, Gelächter und Flüche flogen hin und her und die Wälle waren bald niedergetrampelt. 

Außer Atem und mit kalten Wangen wollte Lily am Rand des Trubels eine Minute Pause machen, als sie von hinten gepackt und festgehalten wurde.

"Hallo, Prinzessin", hörte sie James' Stimme. "Du willst doch nicht etwa weglaufen?" Und bevor Lily etwas sagen oder sich losmachen konnte, hatte sie eine riesige Ladung Schnee im Gesicht. Sie fluchte und James lachte.

"Eingeseift!", hörte sie Sirius triumphierend brüllen. "Wir haben gewonnen!" James hielt Lily ein bisschen zu lange fest, dann ließ er sie los und sie wischte sich das eiskalte Zeug aus dem Gesicht.

"Das gibt Rache!", drohte sie James.

Er lachte nur. "Versuch's mal, Prinzessin", sagte er grinsend. Die Mädchen gaben sich geschlagen und gemeinsam gingen sie wieder zum Schloss, um sich aufzuwärmen. 

Das Experiment | Ein Jily-AdventskalenderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt