Zweiundzwanzigster Dezember

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James bezahlte Lilys Butterbier, obwohl sie fast zehn Minuten lang versuchte, ihn davon abzuhalten. Schließlich verdrehte sie die Augen und das nahm er als ihre Einverständnis, zum Tresen zu gehen und Madam Merta die paar Sickel in die Hand zu drücken. 

Kopfschüttelnd stand Lily auf, um ihren Mantel anzuziehen. Er machte sie verrückt. Sein Strahlen eben, als sie ihm endlich, endlich ihre Gefühle gestanden hatte - na ja, so halb zumindest, eigentlich wusste sie inzwischen sehr genau, dass sie sich endgültig in ihn verliebt hatte -, hatte wieder die Schmetterlinge in ihrem Bauch fliegen und ihr Herz höher schlagen lassen. Eine Sekunde lang hatte sie sich gewünscht, dass dieser Moment, in dem er sie so offen, ehrlich und glücklich anlächelte, nie vorbeigehen würde. Und dass sie der Grund für dieses Lächeln war, machte Lily noch viel glücklicher.

James kehrte vom Tresen zurück. "Darf ich Euch noch auf einen Spaziergang begleiten, Prinzessin?", fragte er grinsend. Unter anderen Umständen hätte Lily jetzt aus Prinzip abgelehnt. Aber das hier waren keine anderen Umstände und so konnte sie nur lachen.

"Es wäre mir ein Vergnügen, mein Herr", erwiderte sie und sie wühlten sich durch die Dorfbewohner und Schüler zum Ausgang. Draußen nahm James Lilys Hand und bemühte sich sichtbar, nicht allzu breit zu grinsen. Lily lächelte still und blickte auf ihre verschränkten Finger hinunter.

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"Völlig unmöglich", stieß Remus hervor, als sie im Dorf ankamen. 

"Was ist unmöglich?", fragte Sirius verwirrt. Eben war ihr Gespräch noch bei Quidditch gewesen. Remus deutete stumm nach vorn in die Menge.

"Ich raff's nicht", sagte Peter. "Hier sind massenhaft Leute, Moony, drück dich deutlicher aus." 

"Da vorne, beim Buchladen", antwortete Remus nur. Nun sah Sirius sie auch: James und Lily, die vor dem Schaufenster des Buchladens standen und sich tatsächlich an den Händen hielten. Peter rieb sich die Augen und sah noch einmal hin. 

Sirius schlug Remus auf die Schulter. "Wann haben wir gewettet, mein Freund?", fragte er lachend, "Vor zwei Jahren? Ich bekomme fünf Galleonen von dir, würde ich sagen." Remus fluchte und kramte seinen Geldbeutel hervor, um dem grinsenden Sirius die Münzen in die Hand zu drücken.

"Dass du dich überhaupt noch daran erinnerst", brummte er. "Du vergisst doch sonst immer alles."

"Oh nein", sagte Sirius und steckte die Galleonen ein. "Wetten vergesse ich nie!"

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"Sag mal, haben die auf uns gewettet?", fragte Lily ungläubig, als sie und James am späten Nachmittag wieder zum Schloss hinaufgingen. Sie hoffte wirklich, dass sie sich das Geräusch von klimpernden Münzen, die innerhalb ihres Jahrgangs die Besitzer gewechselt hatten, nur eingebildet hatte. 

James grinste. "Kann sehr gut sein", antwortete er. "Ich habe auf jeden Fall viele lustige Blicke und einige wandernde Münzen gesehen. Und Sirius und Remus ist es definitiv zuzutrauen." 

Lily schüttelte den Kopf. "Wahrscheinlich weiß inzwischen die ganze Schule, dass wir heute zusammen aus waren", sagte sie. "Gerüchte gehen in Hogwarts schneller um als man 'Zauberstab' sagen kann."

"Lass sie reden", erwiderte James unbekümmert. "Umso mehr fallen sie am Ende auf die Nase."

"Wie war's? Wie war's?" Aufgeregt wurde Lily von ihren Freundinnen belagert, kaum dass sie den Gemeinschaftsraum betreten hatte. 

"Kommt mal runter, ja?", sagte sie lachend. "Ich werde euch schon alles erzählen."

Sie gestand also Mary, Marlene und Alice, dass sie sich in James verliebt hatte, und musste von jedem kleinsten Detail berichten. 

"Dass du damit nicht früher herausgerückt bist", sagte Alice kopfschüttelnd.

"Sorry", sagte Lily, "aber wisst ihr - ich liebe euch sehr, aber ihr seid mit dem Thema ... etwas aufdringlich, seit ich mehr Zeit mit James verbringe. Versteht ihr, was ich meine? Ich wollte es für mich behalten, weil ihr sofort alle möglichen Verkupplungsaktionen gestartet hättet und das wollte ich nicht." 

Ihre Freundinnen sahen sich betroffen an. "Sind wir so schlimm?", fragte Mary schließlich kleinlaut.

"Ihr seid zumindest etwas anstrengend, was das Thema anbelangt", relativierte Lily ihre Aussage. "Und ich musste eben noch mit diesem Gefühl klarkommen, das mir James gegenüber ziemlich unwirklich war." 

Marlene stand auf und setzte sich neben Lily, um sie zu umarmen. "Wir halten uns zurück", versprach sie. "Sag einfach Bescheid, wenn wir dir damit auf die Nerven gehen, ja?"

Am nächsten Tag lief James Lily nicht besonders oft über den Weg, aber wenn sie sich sahen, trat in seine Augen ein Strahlen und auf seine Lippen ein warmes Lächeln, sodass Lily nur ebenfalls lächeln konnte. Ja, sie liebte diesen verrückten Kerl, so seltsam es auch erschien. Sie fragte sich immer wieder selbst, warum sie nie versucht hatte, ihn besser kennenzulernen, denn dann hätte sie dieses Glück schon viel früher gehabt ...

Aber, so fiel ihr ein, wenn es nicht dieser Zeitpunkt gewesen wäre, hätte sie vielleicht nicht die Kraft gehabt, Severus endgültig die Freundschaft zu kündigen. Dann hätte sie über Petunia und dem ganzen restlichen Drama sicher James vergessen und es hätte sich Streit ergeben ... Nein, so, wie es war, war es gut.


Bittschön. Gute Nacht :)
Eure (trotz dieser unmöglichen Uhrzeit ziemlich gut gelaunte) Blacky

Das Experiment | Ein Jily-AdventskalenderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt