Vierzehnter Dezember

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Zunächst war James wie eingefroren. Sein Gehirn war wie leergefegt, er spürte nichts als Lilys Lippen auf seinen, dachte an nichts außer an sie und wie dicht sie vor ihm stand. 

Dann überrollte ihn ein Gefühl, das er vorher noch nie erlebt hatte - in seinem Magen flogen keine Schmetterlinge mehr, es brannte dort ein Feuer. Heiß und leidenschaftlich, hell und wunderbar. 

Leben kam in James. Er zog Lily sanft näher an sich heran und erwiderte den Kuss.

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Als James sie an sich zog, wusste Lily, dass er es sein musste und nicht Alex. 

Sie spürte bei ihm mehr als die Zuneigung, die sie Alex gegenüber fühlte - bei James war sie geborgen, ihm konnte sie vertrauen, er war für sie da, wenn sie jemanden brauchte. 

Er gab ihr das Gefühl, dass sie in ihm jemanden hatte, der sie mehr liebte und mehr an sie dachte als sonst irgendjemand.

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"Wo bleiben die eigentlich?" Mary und Alice, Remus und Peter, Sirius und Marlene saßen am Kaminfeuer, seit James und Lily den Gemeinschaftsraum verlassen hatten. 

Remus zuckte mit den Schultern. "Diskutieren wahrscheinlich aufs Heftigste", meinte er. "Du kennst sie doch." 

Sirius lachte schnaubend. "Krone und diskutieren? Wenn Evans vor ihm steht?" Er lachte wieder und auch Peter begann zu grinsen, während Remus ungerührt sein Buch weiterlas. "Der Junge bringt doch in ihrer Gegenwart nichts Anständiges zustande." 

"Ich gehe mal nachsehen", sagte Mary und ging zum Porträtloch. Als sie es öffnete und auf den Gang blickte, machte sie große Augen und schloss es schnell wieder, in der Hoffnung, die Fette Dame nicht aufgeschreckt zu haben.

"Leute, Sensation", verkündete sie, als sie zu ihren Freunden zurückkehrte. "Das müsst ihr sehen." Bevor allerdings irgendjemand reagieren konnte, kamen James und Lily wieder herein. Lilys Wangen waren gerötet und James versuchte, das breite Grinsen zu unterdrücken, dass sich jedoch trotzdem auf seinen Lippen ausbreitete.

Sie verrieten nicht, was sie auf dem Flur gemacht hatten, und Lily warf Mary mehrmals warnende Blicke zu - anscheinend war sie doch bemerkt worden. Also blieben sie still, so sehr die anderen sie auch bedrängten, alles zu erzählen.

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James war in Hochstimmung. 

"Krone, halt endlich die Klappe", brummte Sirius. Sie saßen beim Frühstück und James redete am laufenden Band, während seine Freunde sich noch in ihren Kaffeetassen versteckten. 

"Wir wissen, dass du gut drauf bist, aber es ist vor neun, also sei still." James grinste und sah zu Lily, die ein paar Meter entfernt bei ihren Freundinnen saß und ebenso gut gelaunt schien wie er, denn sie schenkte ihm ein breites Lächeln, als sie seinen Blick bemerkte. 

Er wusste, dass der Kuss gestern eher ein Experiment gewesen war, damit sie sich mehr Klarheit über ihre Gefühle verschaffen konnte. Aber James konnte nicht anders, als glücklich zu sein. Lily Evans hatte ihn geküsst. Das war ihm vor drei Wochen noch unmöglich erschienen.

Während des ganzen Tages war James mit dem vorigen Abend beschäftigt und pfiff andauernd fröhlich vor sich hin oder textete auf seine Freunde ein. Dadurch sah er die bösen Blicke nicht, die Alex Waters ihm zwischendurch immer wieder zuwarf, und das war wahrscheinlich auch gut so - wenn er das Gift in diesen Blicken bemerkt hätte, wäre er vermutlich doch auf ihn losgegangen. Aber James interessierte sich an diesem Tag nicht für Waters.

Das Experiment | Ein Jily-AdventskalenderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt