Achtzehnter Dezember

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"Vergiss es", sagte Lily. "Ich mach da nicht mit, Sirius. Ich meine es ernst." 

Sirius seufzte. "Alice, Mary und Marlene machen auch mit", versuchte er es noch einmal. 

Aber Lily blieb hart: "Das ist schön für die drei, aber ich will nicht, dass Gryffindor meinetwegen Punkte verliert." 

Sirius tat ihren Einwand mit einer Handbewegung ab. "Quatsch. Du kennst doch den Plan gar nicht. Sie werden es alle lieben, selbst Gonni", sagte er. "Du auch, ich verspreche es!" 

Lily sah ihn ungeduldig an und streckte fordernd die Hand aus. "Zeig mir diesen Plan und ich überlege es mir", sagte sie. 

"Aber das geht nicht!", protestierte Sirius. "Wenn ich ihn dir zeige und du dann immer noch nicht mitmachen willst, verrätst du es vielleicht weiter. Außerdem soll niemand eingeweiht sein, der nicht involviert ist. Stimm einfach zu, Lily, ich schwöre bei Merlin, dass es großartig wird!"

"Nichts da", hielt Lily entschlossen dagegen und wandte sich wieder den Bücherregal zu. "Erst, wenn ich weiß, wie alles abläuft, kann ich sagen, ob ich mitmache oder nicht. Woher soll ich denn wissen, auf welchen Scheiß ich mich einlasse, wenn ich jetzt zustimme?" 

Sirius warf die Hände in die Luft. "Dann halt nicht", fauchte er beleidigt. "Muss ich eben die Zweitbeste in Zauberkunst fragen!" 

Lily zuckte ungerührt mit den Schultern. "Tu das", sagte sie, ohne ihn anzusehen.

"Na, Tatze, hat sie zugesagt?" James. 

Lily verfluchte sich. Und die Rumtreiber. 

Sie hörte die beiden Jungen leise miteinander reden, verstand aber kein Wort. Dann kam James zu ihr.

"Du kriegst den Plan", sagte er und Lily, die alles mögliche, nur nicht das, erwartet hatte, drehte sich überrascht zu ihm um.

"Ich dachte, es soll niemand eingeweiht werden, der nicht involviert ist?", zitierte sie Sirius bissig. James verdrehte die Augen und drückte ihr einen Stapel Pergament in die Hand. 

"Lies es dir einfach durch", sagte er. "Du wirst es lieben."

"Ihr hattet recht, Jungs", sagte Lily und gab James die Blätter zurück. "So ungern ich es zugebe, dieser Streich ist grandios. Ich bin dabei." Remus und Peter klatschten ab und James grinste Sirius triumphierend an, während Marlene, Mary und Alice nur lachten.

"Ich hab's drauf, würde ich sagen", sagte James und Sirius schnaubte. "Willkommen bei den Rumtreibern, Prinzessin", sagte James feierlich. In Lilys Magen kribbelte es, als er sie "Prinzessin" nannte. 

Den ganzen Abend saßen sie beisammen und teilten die Arbeit untereinander auf, verbesserten Details und freuten sich auf die Gesichter der anderen. Natürlich ergab es sich, dass Lily und James einen Teil zusammen erledigen würden. Marlene grinste ihr breit zu und Lily konnte nur den Kopf über ihre Freunde schütteln.

"Wusstest du, dass sie uns schon lange verkuppeln wollen?", fragte James, der direkt neben ihr saß, leise. Er hatte einen Arm hinter ihrem Rücken abgestützt und so saßen sie ziemlich dicht nebeneinander. Was Lily natürlich die Röte ins Gesicht treiben musste. 

Sie nickte. "Seit gestern", flüsterte sie zurück. "Ganz schön mies, finde ich. Ohne uns zu fragen." 

James lachte leise. "Verkuppeln wäre ja auch langweilig, wenn man es den Betreffenden vorher sagen würde", sagte er lächelnd. 

"Hast ja recht", räumte Lily ein. "Finde ich trotzdem nicht cool." 

James zuckte mit den Schultern. "Aber nur, weil sie auf meiner Seite waren und nicht auf deiner", wandte er dann grinsend ein.

Lily boxte ihm leicht gegen den Arm. "Lass mich doch beleidigt sein", sagte sie, musste aber auch lächeln. 

"He, ihr Turteltäubchen, seid ihr noch anwesend?" Marlene, die gerade geredet hatte, sah die beiden an und die anderen unangenehmerweise auch. "Zum Süßholz raspeln ist später noch Zeit. Konzentriert euch!" James grinste Lily an, die tiefrot angelaufen war. 

"Lass das mal mit dem Rotwerden, das beißt sich nur mit deinen Haaren", stichelte er. Lily stieß ihm den Ellbogen in die Seite.

"Sei still, Potter", zischte sie. 

"Zu Befehl, Prinzessin."

Es war nach Mitternacht, als sie schließlich alle mit dem Plan zufrieden waren. Gähnend machten sich Mary und Alice schon auf den Weg zum Schlafsaal, während Sirius und Marlene noch ineinander verschlungen waren. Peter taumelte ebenfalls müde zum Schlafsaal hinauf, während Lily James und Remus half, das Chaos auf dem Tisch, um den sie gesessen hatten, aufzuräumen. 

Ehe sie sich's versahen, waren Lily und James allein im Gemeinschaftsraum. Er war ungewöhnlich schweigsam.

"Alles in Ordnung?", fragte Lily sanft. James schreckte hoch und sie lachte.

"Dass du schreckhaft bist, ist neu", sagte sie belustigt. Als er sie jedoch ansah, hörte sie auf zu lachen.

"Entschuldige. Also nochmal, bist du okay?" 

James sah auf das zerknüllte Blatt Pergament in seinen Händen. "Schon", sagte er leise.

"Aber?" Lily legte den Müll, den sie gerade hatte in den Mülleimer hatte bringen wollen, wieder auf dem Tisch ab. 

"Verdammt, ich wollte ehrlich zu dir sein, jetzt komme ich nicht mehr drum herum", sagte James, traurig lächelnd.

"Na los, sag schon", forderte Lily ihn auf und setzte sich wieder aufs Sofa. Er setzte neben sie und schwieg noch eine Weile.

"Ich habe gerade darüber nachgedacht, was wohl mit mir passieren würde, wenn du ... wenn du es bei dieser Freundschaft belassen wollen würdest", gestand er schließlich leise, fast kleinlaut. "Und weil ich mir immer das Schlimmste vom Schlimmsten ausmale, war das ziemlich ... unschön."

"Oh, James." Lily rückte näher zu ihm hin und nahm ihn in den Arm. "Denk sowas nicht, ja? Ich ..." Sie war froh, dass er nicht sehen konnte, wie ihr wieder die Röte ins Gesicht schoss. "Ich kann dir nicht wirklich sagen, was ich im Moment fühle, aber es kann sein, dass ..." Sie stockte kurz. "... dass es in die Richtung geht, die du dir wünschst." Lily hasste sich dafür, dass sie nicht vollständig ehrlich zu ihm war. Dass sie ihm nicht sagte, dass sie sich gerade in ihn verliebte. 

James vergrub sein Gesicht an ihrer Schulter und atmete tief durch. "Ich liebe dich", flüsterte er und seine Worte jagten eine glückliche Hitzewelle durch ihren Körper. James löste sich ein Stück weit von ihr und sah sie an. 

"Bitte, sag es mir, sobald du genauso fühlst."

Lily sah in seine bittenden haselnussbraunen Augen und dann konnte sie nicht anders - sie küsste James. Sie küsste ihn als Entschuldigung, dass sie nicht ehrlich war, sie küsste ihn, um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen, sie küsste ihn, um wieder dieses wahnsinnige Glücksgefühl zu spüren, das sie durchflutete. 

"Lily", flüsterte James, löste sich von ihr und sah sie an, hielt ihr Gesicht sanft zwischen seinen Händen. "Warum ... warum machst du das?" Lily senkte den Blick, um ihn nicht anschauen zu müssen.

"Weil ich schwach bin", sagte sie leise. "Weil ich nicht weiß, wie ich mit diesen Gefühlen klarkommen soll." Vorsichtig sah sie James wieder an.

"Du bist alles andere als schwach", entgegnete er. "Glaub mir, Prinzessin, ich habe noch nie einen so starken Menschen wie dich getroffen." 

Es war so paradox. Dass sie hier saß, in den Armen des Jungen, den sie so lange verabscheut hatte, und dass sie trotzdem nichts mehr wollte, als dass er sie küsste und sie "Prinzessin" nannte. 

"Nein", sagte sie. "Wenn ich stark wäre, wüsste ich mit diesen Gefühlen mehr anzufangen."

Statt einer Antworr hauchte James noch einen Kuss auf ihre Lippen, dann ließ er sie los und stand auf. Lily blieb auf dem Sofa sitzen, als er den restlichen Müll entsorgte und ging.

"Gute Nacht, Prinzessin", hörte sie ihn vom oberen Ende der Treppe sagen, aber sie antwortete nicht, sondern starrte nur auf ihre zitternden Hände herab.


Oh Lily, was machst du nur ...

Das Experiment | Ein Jily-AdventskalenderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt