"Wow", sagte Alice staunend, als Lily in ihrem Ballkleid aus dem Bad kam. Die Haare hatte sie sich mit einem Zauber weitgehend geglättet, sodass sie ihr nun ihn sanften Wellen bis auf den Rücken fielen, und sie hatte ihre ersten, uralten Ohrringe wieder hervorgeholt - kleine silberne Schneeflocken.
"James werden die Augen aus dem Kopf fallen."
Lily errötete. "Ihr seht aber auch echt gut aus", erwiderte sie, um von sich abzulenken. Alice trug ein knallrotes, knielanges Kleid mit weit schwingendem Rock, unter dem sich ziemlich viel Petticoat befand. Mary und Marlene waren beide in schwarz - Mary trug ein enges, langes Kleid mit großem Rückenausschnitt und Marlene quasi das Gegenteil davon; ihres fiel weit und locker.
"Aber du bist mit diesem Teil definitiv die Lady des Abends", sagte Alice.
"Wollen wir jetzt gehen?", fragte Lily verlegen. "Die Jungs warten sicher schon." Mary lachte und reichte Lily ihre Handtasche.
"Bescheiden bis zum Schluss", sagte sie.
Als die vier Mädchen die Treppe in den Gemeinschaftsraum hinuntergingen, stand James mit dem Rücken zu ihnen. Auf einen Hinweis von Sirius drehte er sich um, sein Blick fand Lilys - und die Zeit blieb stehen. Sein Blick wanderte an ihr hinunter und wieder hinauf und seine Augen wurden groß. Nichts zählte außer seinen Augen, die Lily so voller Liebe ansahen, alles andere war unwichtig.
Erst ein Kommentar von Alice riss sie aus ihrer Starre: "Hey, willst du hier festwachsen?" Lily errötete schon wieder und setzte sich in Bewegung.
"Prinzessin reicht wohl nicht mehr", sagte James leise zur Begrüßung, als sie bei ihm angekommen war. "Königin trifft es schon eher."
Lily lächelte. "Siehst aber selbst auch ziemlich gut aus", sagte sie. "Wenn man von den Haaren absieht." James trug, als hätten sie sich abgestimmt, einen dunkelblauen Festumhang, der ihm wirklich gut stand. Nun verneigte er sich grinsend vor ihr.
"Wollen wir?", fragte er und Lily nickte, sich bei ihm einhakend.
In der Großen Halle wurde ihnen automatisch Platz gemacht.
"Ich sage doch, Königin passt", raunte James. "Du stiehlst allen die Show, Evans." Lily knuffte ihn in die Seite.
"Hör auf zu schleimen, Potter", sagte sie.
"Ich schleime nicht, ich lege Tatsachen dar", antwortete er grinsend.
"Jetzt schleimst du erst recht." Lily sah sich um und begegnete Alex' Blick. Er starrte sie durchdringend an, als wolle er sie fragen, warum bei Merlin sie an Potters Seite durch die Halle schritt und nicht an seiner. Lily starrte ein paar Sekunden lang zurück, dann beschloss sie, Alex für diesen Abend egal sein zu lassen. Es war seine Schuld, dass er zu langsam gewesen war, nicht ihre - James war nun mal von ihm dagewesen. Nicht nur physisch, er hatte sich auch als Erster einen Platz in ihrem Herzen verschafft. Und den würde er so schnell auch nicht mehr loswerden.
"Tanzt Ihr mit mir, meine Königin?", riss James' Stimme Lily aus ihren Gedanken. "Der Eröffnungstanz hat begonnen." Tatsächlich, ein Walzer ertönte und die ersten Paare wiegten sich bereits mehr oder weniger im Takt auf der Tanzfläche.
"Können wir nicht warten, bis da mehr Leute sind?", fragte Lily. James schüttelte mit ernstem Gesicht den Kopf.
"Jetzt oder nie wieder, meine Königin", sagte er mit Grabesstimme und nahm ihre Hand, um sie zur Tanzfläche zu ziehen.
"James, ich kann nicht tanzen!", protestierte Lily lachend.
"Aber ich kann", erwiderte er. "Lass dich einfach führen, dann klappt das schon." Skeptisch sah sie ihn an.
"Jetzt schau mich nicht so an", sagte er streng. "Also, deine rechte Hand in meine ..." Er stellte sich ihr gegenüber und hob die linke Hand. Lily legte ihre Rechte hinein. "... und deine linke Hand auf meinen Oberarm. Du gehst erst mit links nach hinten und dann mit rechts zur Seite. Beim zweiten Mal andersherum." James' rechte Hand legte sich auf Lilys Schulterblatt. Vorsichtig machte sie einen Schritt rückwärts, als er vorwärts ging.
"Und entspann dich", sagte er lächelnd, "hier ist keiner, der dich irgendwie bewertet." Nach ein paar verkrampften Takten, in denen sie immer wieder vergaß, wie sie ihre Füße setzen sollte, schaffte Lily es dann, sich ein wenig zu lockern.
"So schwer ist das gar nicht", sagte sie und James lachte. Sie tanzten eine Weile und unterhielten sich. Lily lachte ausnahmsweise über seine Witze, was ein Strahlen in seine Augen treten ließ. Zum Ende des Liedes wirbelte James sie zweimal um die eigene Achse und lachte über ihren irritierten Gesichtsausdruck.
"Kannst du mir das beibringen?", fragte Lily, während sie gemeinsam zur Bar gingen, um sich etwas zu Trinken zu holen. "Ich hätte nicht gedacht, dass mir das Spaß macht."
James grinste. "Dabei ist Walzer Grundschritt das Langweiligste, was man tanzen kann", sagte er. "Klar, kann ich dir zeigen." Sie lehnten sich nebeneinander an die Bar und James reichte Lily eine Flasche kaltes Butterbier. Dumbledore wirbelte zu der schnellen Musik, die jetzt lief, McGonagall über die Tanzfläche, sehr zur Belustigung der Schüler.
"Ich finde es eigentlich ziemlich cool, dass der alte Mann das noch so gut kann", sagte Lily und nahm einen Schluck Butterbier.
James nickte. "Der ist allgemein ziemlich cool, der alte Mann", antwortete er, die Schritte des Professors mit den Augen verfolgend.
"Wow, auch schon gemerkt?", stichelte Lily grinsend. James drohte ihr mit dem Zeigefinger.
"Pass auf, Prinzessin, ich weiß ja jetzt, dass du kitzelig bist", sagte er und sie brachte sich lachend mit einem Schritt zur Seite in Sicherheit.
"War ich nicht eben noch Königin?", reizte sie weiter.
"Mit Prinzessin kann ich dich aber besser provozieren", schoss James ungerührt zurück und hob wieder seine Flasche an die Lippen. Aber seine Augen blitzten fröhlich, als er sie darüber hinweg ansah.
Lily schüttelte lächelnd den Kopf und stellte sich wieder neben ihn. "James", sagte sie plötzlich nach ein wenig Stille, "ich wollte dir das eigentlich früher sagen ..." James hob die Hand und lauschte.
"Red gleich weiter, ja?", sagte er. "Das ist Salsa!" Mit Schwung stellte er ihrer beider Flaschen wieder auf den Tresen und zog Lily zur Tanzfläche.
"Ich kann immer noch nicht tanzen", beschwerte sie sich.
"Quatsch", sagte James. "Salsa ist einfach. Lauf einfach mit." Nachdem sie mehrmals fast über ihre eigenen Füße gestolpert war, war Lily klar, wie Salsa funktionierte und sie begann, Spaß daran zu haben. James wirbelte sie mehrere Male herum und sie musste jedes Mal lachen.
"Du wolltest etwas sagen?", fragte er, als das Stück ausklang. Lily nickte. Jetzt war der Zeitpunkt noch besser als vorhin.
"Ich glaube nicht, dass ich noch mit dir befreundet sein kann", sagte sie und James' Gesichtsausdruck schwankte zwischen Verwirrung, Entsetzen und unbändiger Freude.
"Was genau ...", begann er, doch Lily unterbrach ihn: "Ich liebe dich." Einen Augenblick lang starrte er sie verblüfft an, dann konnte sie förmlich sehen, wie es in seinem Kopf zu arbeiten begann und die Nachricht dort ankam.
Dann schüttelte er den Kopf und trat auf sie zu. "Du machst mich völlig fertig, Lily Evans", flüsterte er, legte seine Hände um Lilys Gesicht und küsste sie - und sie beschloss, dass das hier der beste Moment ihres Lebens war.
Wunderschöne Weihnachten euch, Freunde. Das hier war das letzte Kapitel.
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Das Experiment | Ein Jily-Adventskalender
FanficVierundzwanzig Tage noch bis Weihnachten, hier wie in Hogwarts. Vierundzwanzig Tage bis zum Weihnachtsball, vierundzwanzig Tage Chaos im Gefühlsleben der Sechstklässlerin Lily Evans, die sich tatsächlich entschlossen hat, mit James Potter zum Ball g...