Siebzehnter Dezember

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"Sie hat ihn dermaßen fertig gemacht!" James strahlte Marlene an, die über seinen Gesichtsausdruck nur lachen konnte.

"Was erwartest du, dass sie zum dritten Mal weich wird?", fragte sie belustigt. "Vertrau mir, so weit bringt selbst Lilys riesiges Herz es nicht." James nickte, aber er war immer noch begeistert. 

Marlene schüttelte grinsend den Kopf. "Aber dann lässt er sie jetzt endlich in Ruhe", sagte sie zufrieden. "Der Kerl hat ihr ganz schön zu schaffen gemacht."

James' Zuneigung zu Lily war mit diesem Ereignis noch gestiegen. Er hatte es vorher zwar für möglich gehalten, dass sie Snape noch ein weiteres Mal versetzen konnte, aber dass sie mit ihrer Wut eine solche Ausstrahlung hatte, fast schon eine Aura, hatte James nicht geahnt - und es hatte in ihm einen ungeheuren Respekt vor ihr ausgelöst. Ich übertreibe eindeutig, dachte er, aber das Dauergrinsen auf seinen Lippen verschwand nicht. Im Gegenteil, es wurde noch breiter, als er feststellte, dass Lily ihn neuerdings anlächelte, wann immer er sie "Prinzessin" nannte. 

Ein Fortschritt, definitiv. 

"Krone, du hast unerträglich gute Laune", sagte Sirius und gähnte, während sie Professor Binns' Klassenzimmer verließen. "Und du verdirbst mir damit meine schlechte." 

James lachte. "Red keinen Stuss, Tatze", antwortete er. "Du bist sonst nie gern schlecht drauf." 

"Doch", beharrte Sirius grimmig.

"Seit wann das denn?", fragte Peter belustigt.#

"Seit jetzt", brummte Sirius und drückte Marlene, die gerade zu ihnen stieß, einen Kuss auf die Wange.

"Freu dich gefälligst für deinen Freund, Junge", schlug diese sich jedoch auf James' Seite. "Projekt Jily macht endlich Fortschritte."

"Projekt Jily?", fragte James irritiert. "Wollt ihr uns etwa verkuppeln?"

"Jawohl", sagte Marlene trocken. "Schon lange, aber mit der Lily der letzten zwei Jahre war das ja völlig unmöglich." James schüttelte den Kopf über seine Freunde, aber seine Hochstimmung wurde nicht gesenkt.

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"Ihr seid echt verdammt niedlich", fand Alice, während sie zum Gemeinschaftsraum gingen. Lily sah sie beleidigt an.

"Wir sind nicht niedlich!", sagte sie empört und unterdrückte ein breites Lächeln. "Ich bin ja nicht mal in ihn verliebt." Lüge. 

"Aber auf dem besten Weg dorthin", bemerkte Mary grinsend. "Das kannst du beim besten Willen nicht leugnen."

Lily schwieg, um ihren Freundinnen nicht noch mehr Lügen aufzutischen. Sie fühlte sich furchtbar dabei, aber sie wollte nicht, dass die drei sofort anfingen, sie andauernd damit zu ärgern oder mit allen Mitteln zu versuchen, sie und James zusammen zu bringen. Falls letzteres passieren sollte, würde Lily das selbst auf die Reihe bekommen. Schwer konnte das nicht sein, nicht bei James.

Gedankenverloren und nicht richtig bei der Sache erledigte sie ihre Hausaufgaben, die trotz der anstehenden Ferien nicht weniger wurden - im Gegenteil, jetzt schon begannen die Lehrer, ihnen ellenlange Aufsätze für die freien Wochen aufzugeben, anstatt ihnen ein wenig Ruhe zu gönnen.  

"Die hassen uns doch alle", stöhnte Mary, als sie in ihren Aufgabenplaner blickte und die lange Liste an Hausaufgaben betrachtete. "Wozu haben wir eigentlich frei, wenn wir doch nur am Schreibtisch sitzen?"

"Deshalb mache ich den Großteil jetzt", erklärte Lily. "Dann muss ich mir in den Ferien nicht den Stress machen."

"Widerlich vorbildlich", lästerte Marlene, die faul neben ihnen auf der Couch lag und Kekse mümmelte. Lily zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder den Aufgaben für Verwandlung zu. 

Es dauerte nicht lange, bis sie das Porträtloch klappern und die Stimmen der Rumtreiber hörte. Auf James' Lachen hin bemühte sich Lily, nicht breit zu lächeln oder sich zu ihm umzudrehen, um seine strahlenden Augen zu sehen. Aber ihre Versuche hielten nicht lang: Als die vier Jungen zu ihnen kamen und Sirius sich über die Sofalehne beugte, um Marlene zu küssen, warf James ihr ein "Hey, Prinzessin" zu und Lily drehte sich doch zu ihm um.

"Ich muss mir unbedingt noch irgendeinen nervigen Spitznamen für dich ausdenken", sagte sie statt eines Grußes, konnte sich aber des breiten Grinsens, das sich auf ihre Lippen schlich, nicht verwehren.

"Gib zu, Evans, eigentlich magst du ihn", stichelte er und setzte sich auf die Sofalehne.

"Niemals, Potter", hielt Lily lachend dagegen und versetzte James einen Schubs, sodass er aufstehen musste, um nicht nach hinten über zu kippen.

"Das wirst du büßen, Prinzessin", drohte er grinsend. 

"Jaja", erwiderte sie nur und wollte mit ihren Hausaufgaben fortfahren, als sie Alices triumphierenden Blick bemerkte.

"Guck mich nicht so an", beschwerte sie sich. Aber das Lächeln wollte nicht verschwinden. 

"Tut mir leid, ihr seid zu süß", antwortete Alice. Lily schüttelte nur den Kopf. 

"Und wir shippen euch beide schon seit einem Jahr oder so, also lass mich", fügte ihre Freundin hinzu. 

Empört sah Lily sie an. "Ihr seid auf James' Seite?", fragte sie ungläubig. "Ihr habt mich die ganze Zeit betrogen?" Die Beleidigte spielend starrte sie ihre Freundinnen an.

"Nein, Lil -" Alices Grinsen wurde zu einem betroffenen Gesichtsausdruck und Lily musste sich bemühen, nicht laut loszulachen. "So war das nicht gemeint - oh, wie ich dich hasse, Lily Evans! Jag mir nie wieder so einen Schrecken ein!" Lily hatte doch angefangen zu lachen und nun brachen auch Mary und Marlene in Gelächter aus. Alice schlug mit einem Kissen nach Lily, die sich kichernd die Hände vors Gesicht hielt.

"Das war Rache genug", sagte sie schließlich und wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln. "Dein Blick war herrlich, Al." 

Alice verdrehte die Augen. "Mach das nie wieder", sagte sie noch einmal.

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James blieb am oberen Ende der Treppe zum Jungenschlafsaal stehen und warf noch einen Blick zu Lily. Sie lachte und wehrte sich gegen Alice, die mit einem Kissen auf sie losging.
Aus einem Blick wurde nichts. James sah Lily an, bis sie seinen Blick bemerkte und ihm zugrinste. Es blubberte glücklich in seinem Bauch bei diesem Lächeln. 

"Hast du's bald, Krone?" Remus streckte seinen Kopf durch die Tür. "Komm schon, deine Flamme kannst du dir auch noch öfter anschauen." James ließ sich widerwillig in den Schlafsaal ziehen, er hätte lieber noch ein wenig Lily beim Lachen zugesehen. Das klingt so seltsam, dachte er. Als wäre ich ein Stalker.

"Es ist der perfekte Plan", sagte Sirius, der auf seinem Bett saß und einige Blätter Pergament vor sich ausgebreitet hatte. "Hallo, James, hast du mir überhaupt zugehört?" James schüttelte sich, um für den Moment von Lily loszukommen.

"Sorry", entschuldigte er sich. "Kannst du's nochmal erklären?"

Und gemeinsam erklärten seine Freunde ihm den Plan für den besten und größten Streich aller Zeiten.

Das Experiment | Ein Jily-AdventskalenderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt