Kapitel 36

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Ich sitze in meinem Pick-up und drücke einmal kurz auf die Hupe. Fast zeitgleich kommt Annabeth aus ihrem Haus gestürmt. Im Laufen hängt sie sich eine Tasche um die Schulter und ihre blonden Haare wirbeln umher. Bei ihrem Anblick macht mein Herz einen Hüpfer. Sie reißt die Tür an der Beifahrerseite auf und steigt schnell ein. „Morgen, Percy.", meint sie leicht atemlos. Ich beuge mich leicht grinsend vor und drücke ihr einen Kuss auf die Lippen. „Es tut mir leid, dass ich spät dran bin, aber ich habe verschlafen.", erklärt sie und verzieht ihr Gesicht. Da muss ich lachen. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich den Tag, an dem Annabeth Chase verschläft, noch erlebe.", grinse ich. Als Antwort boxt sie mir gegen die Schulter, beziehungsweise gegen den Stumpf. „Jetzt fahr schon los. Sonst kommen wir wirklich zu spät und ich will nicht an meinem ersten Tag an der Uni einen schlechten Eindruck hinterlassen.", gibt sie zurück. Lachend starte ich den Motor und fahre aus ihrer Einfahrt heraus. Schnell lassen wir Pupukea hinter uns und nach einer halben Stunde erreichen wir Honolulu. Auch ich bin ein wenig aufgeregt, denn der erste Tag am Hawaii Pacific College symbolisiert für mich noch einmal einen neuen Lebensabschnitt. Seit dem Wettkampf am 1. September habe ich viel trainiert und mich ein wenig auf die Uni vorbereitet. Außerdem war ich auf einem zweiten Surf-Contest, bei dem ich Fünfter geworden bin. Es war eine relativ starke Konkurrenz und deswegen bin ich doppelt stolz auf meine Leistung, die ich gebracht habe. Inzwischen sind wir in der Innenstadt angekommen und ich muss vor einer roten Ampel stehen bleiben. Annabeth kramt in ihrer Tasche. „Suchst du irgendwas?", frage ich und werfe ihr einen kurzen Blick zu. „Ich sehe nur noch einmal alles durch, damit ich weiß, ob ich was vergessen habe.", murmelt sie nervös und blinzelt mich an. „Annie, kann es sein, dass du aufgeregter bist als ich?", will ich wissen und schmunzele. Sie zuckt mir den Schultern. „Hör mir zu. Du warst die Jahrgangsbeste bei unserem Highschool- Abschluss, also hast du definitiv keinen Grund, nervös  zu sein.", sage ich und sie lächelt. „Ja, du hast Recht.", erwidert sie und lächelt. Ich sehe ihr eine Sekunde zu lang in die Augen, denn plötzlich ertönt ein Hupen hinter uns. Erschrocken reiße ich die Augen auf und blicke auf die Ampel, die anscheinend schon seit mehreren Sekunden grün ist. Schnell fahre ich los und Annabeths leises Lachen tönt mir in den Ohren. Ich grinse.

Vor dem College halte ich an und sehe mich suchend nach einem Parkplatz um. Annie stupst mich an. „Die Parkplätze für die Studenten sind dort hinten.", sie zeigt in eine Richtung und ich folge mit meinem Blick ihrem Finger. Später stehen wir beide vor dem Haupteingang der Universität. Es ist ein großes Gebäude und die mehrere Studenten stehen auf dem kleinen Patz vor dem Eingang und unterhalten sich lachend. Ich drücke Annabeths Hand und fühle mich wie in einen Film versetzt. „Da wären wir nun.", murmele ich leise und sie nickt. Zusammen gehen rein. Ich spüre, wie mich manche ein wenig anstarren und muss ein Seufzen unterdrücken. Ich habe gar nicht daran gedacht, dass so etwas passieren könnte, aber dann rede ich mir ein, dass sich die Aufmerksamkeit in einer Woche bestimmt gelegt hat. „Weißt du, wo du hin musst?", reißt mich Annie aus meinen Gedanken. Meine Freundin sieht mich fragend an. „Ich werde schon irgendwie hinfinden.", antworte ich grinsend. „Pfffff...", macht sie missbilligend. Ich ziehe sie an micht. „Mach dir keine Sorgen um mich.", flüstere ich und küsse sie sanft. „Du wirst dich bestimmt verlaufen.", haucht sie, als wir uns wieder voneinander getrennt haben. „Mal sehen.", gebe ich zurück. „Das Gleiche kann dir aber auch passieren!", fahre ich fort und sie lacht. „Das werden wir ja sehen.", mit diesen Worten drückt sie noch einmal meine Hand und verschwindet in der Menge der Studenten.

Natürlich hat sie am Ende Recht. Ich brauche Ewigkeiten, bis ich den Hörsaal gefunden habe, in dem mein erster Kurs stattfinden soll und schaffe es gerade so, nicht zu spät zu kommen. Wenige Sekunden vor dem Professor husche ich durch die Tür und lasse mich auf einen Platz in der zweiten Reihe fallen. Kurz darauf setzte sich ein Junge mit schwarzen Locken neben mich. Dann dreht er sich zu mir. „Ich bin Dakota Flenning.", begrüßt er mich. „Hat es schon angefangen?", redet er weiter. Ich schüttele den Kopf. „Nein. Du bist gerade noch rechtzeitig gekommen.", erwidere ich und krame einen Block aus meiner Tasche. Dann suche ich nach einem Stift. Ich habe mich entschieden, meinen Laptop immer zu Hause zu lassen, da ich mit nur einer Hand wesentlich langsamer im Tippen bin, als im Schreiben und somit wahrscheinlich nicht mitkommen würde. Dakota neben mir zieht nun eine Flasche aus seiner Tasche, die mit einer pinken Flüssigkeit gefüllt ist. „Himbeersirup.", erklärt er, als er meinen verwirrten Blick bemerkt. Wieder nicke ich und wende mich nun nach vorne.

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