Kapitel 23

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Plötzlich knurrt mein Magen. Wir fangen beide an zu lachen, als Annabeths Magen ein paar Sekunden später dasselbe Geräusch von sich gibt. Ich stehe auf und halte ihr meine Hand hin. „Ich glaube, wir sollten rein gehen und nachsehen, ob wir irgendwo etwas zum Essen finden.", sage ich. Meine Freundin kann nur nicken. Wir packen beide unsere Surfboards und gehen in den Garten. Doch anstatt sie in den Schuppen zu räumen, lehnen wir sie nur an die Außenwand. Anschließend schlendern wir in das Haus. Nachdem ich mir ein T-Shirt und Annie sich eine Short und ein Top angezogen hat gehen wir in die Küche. Zuerst inspiziere ich den Kühlschrank und finde zum Glück alle Zutaten, sodass wir uns Sandwiches machen können. Eigentlich macht Annie die ganze Arbeit, nachdem ich zweimal versucht habe, die Gurke in Scheiben zu schneiden und zweimal die Hälfte auf dem Boden gelandet ist. Als das Essen fertig ist, setzen wir uns in den Garten. Ich hatte völlig vergessen, wir hungrig das Surfen einen machen kann. Ich schlinge das erste Sandwich regelrecht hinunter und sehe aus dem Augenwinkel,  dass es Annabeth ähnlich geht, nur isst sie noch ein bisschen würdevoller. Wir sind gerade fertig geworden, da klingelt mein Handy, das ich auf den Tisch gelegt habe. Ich wische meine Hände an einer Serviette ab und gehe ran. „Ja?", frage ich. Sofort tönt mir Jasons Stimme entgegen. „Hallo, Perce. Habt ihr Lust mit uns an den Strand zu gehen? Wir könnten ein bisschen Surfen und alle anderen wären auch dabei.", meint er. „Warte kurz, ich frage Annie. Weißt du, wir waren heute schon den ganzen Vormittag im Wasser.", erkläre ich. Ich drücke das Smartphone an meine Schulter, sodass Jason nicht hören kann, was wir besprechen. „Jason frägt, ob wir mit den anderen an den Strand in Pupukea gehen wollen. Er meint, dass wir auch surfen gehen können.", sage ich. „Wenn du keine Lust mehr hast, dann ist das in Ordnung. Wir waren ja schließlich schon den ganzen Tag im Wasser.", fahre ich fort. Annabeth überlegt kurz. „Ist schon in Ordnung. Ich muss ja nicht unbedingt surfen, oder so, ich kann ja auch einfach mit Hazel und Piper am Strand liegen.", antwortet sie. „Bist du sicher?", frage ich noch einmal nach. Sie nickt mir aufmunternd zu und ich hebe das Handy wieder an mein Ohr. „Ja, wir sind dabei. Ich habe aber noch eine Bitte: Könnte vielleicht einer von euch bei mir vorbeifahren und die Boards abholen? Meine Eltern sind mit dem großen Auto unterwegs und meins, beziehungsweise das von Annie ist zu klein. Ich würde nur ungern einen Scheibe einschlagen müssen.", erzähle ich. Jason lacht kurz auf. „Ja, geht klar. Ich komme kurz vorbei.", mit diesen Worten legt er auf. Wenig später höre ich, wie ein Auto in die Einfahrt fährt und wir schnappen uns die Bretter, die wir ja nur an die Schuppenwand gelehnt haben und gehen nach draußen. Jason kommt uns gut gelaunt entgegen. Er verstaut unsere Sachen und dann fahren wir los.

Als ich im Auto sitze, kommen mir dann doch Zweifel, ob das alles eine gute Idee ist. Wir sind auf dem Weg zu einem Öffentlichen Strand und das bedeutet, dass mich jeder sehen kann. Ich habe seit den Nationalen Meisterschaften nicht mehr in der Öffentlichkeit gesurft und ich frage mich nun, ob ich schon wieder bereit dazu bin. Doch ich schiebe den Zweifel einfach weg und versuche mich auf den Nachmittag zu freuen. Wir sind relativ schnell im Ortskern von Pupukea angekommen, doch als wir in Richtung Strand fahren, wird mir schnell klar, dass wir nicht die Einzigen sind, die auf die glorreiche Idee gekommen sind, an den Strand zu fahren. Es dauert ewig, bis wir einen Parkplatz gefunden haben. Annie schnappt sich ihre Tasche, in der sie für uns beide etwas zum Trinken und Geld dabei hat und wir steigen aus. Es geht ein leichter Wind und er streicht mir durch die Haare. Wir gehen zu Jason, der schon dabei ist, die Surfbretter abzuladen. „Wo sind eigentlich die anderen?", frage ich. Er sieht kurz auf und widmet sich dann wieder seiner Arbeit. „Die sind schon am Strand und halten uns Plätze frei.", sagt er nebenbei. Als Antwort nicke ich einfach und nehme mir mein Board. Zusammen machen wir uns auf den Weg und als ich in den Sand trete, stockt mir einmal kurz der Atem. Es ist wirklich viel los und ich erkenne sogar ein paar Surfer wieder, die ich früher öfter auf den Wettkämpfen getroffen habe. Als wir über den Strand gehen, spüre ich, wie sich mehrere Köpfe nach mir umdrehen. Ich beiße die Zähne zusammen und tue so, als würde ich das nicht bemerken. Plötzlich winkt jemand. „Percy, Annabeth, Jason! Hier sind wir!", ruft Hazel begeistert. Ich sehe, dass sie einen wirklich großen Platz freigehalten haben und ich bin erleichtert, dass ich mich in den Sand zu den Anderen setzen kann, um der allgemeinen Aufmerksamkeit zu entgehen. Annie lässt sich neben mir nieder und nimmt meine Hand. Sie drückt sie leicht und ich spüre, wie ich mich wieder ein bisschen entspanne. Sollen doch alle blöd schauen, ich werde versuchen, mich nicht davon beeindrucken zu lassen. Ich schließe die Augen und lasse die Sonne auf mein Gesicht scheinen. „Wie lange seit ihr schon hier?", ich höre, wie meine Freundin diese Frage stellt und blinzele kurz. Ich sehe in die Runde. „Noch nicht so lange, ich glaube, es ist ungefähr eine halbe Stunde, oder so. Nachdem wir wussten, dass ihr auch dabei seid, haben wir beschlossen, dass wir schon einmal vorfahren und einen Platz reservieren.", antwortet Piper, die sich an Jason gelehnt hat. „Das war eine gute Idee, ich bezweifle nämlich, dass wir noch groß einen Platz gefunden hätten, wenn wir alle erst jetzt gekommen wären.", sage ich nun. Mir fällt auf, dass Grover und Juniper nicht dabei sind. „Wo sind Grover und Juniper?", will ich sofort wissen. „Die Beiden hatten schon etwas vor.", antwortet Jason. Wir unterhalten uns noch eine Weile weiter, aber irgendwann lege ich mich auf meine Handtuch und schließe die Augen. Kurz darauf spüre ich, wie Annabeth sich neben mich legt. Ich taste nach ihrer Hand und umklammere sie fest. Die Sonne scheint in mein Gesicht. Ich weiß nicht, wie lange wir so daliegen, aber dann fällt plötzlich ein Schatten auf mein Gesicht. Ich öffne meine Augen und als ich die Person erkenne, die vor mir steht, verziehe ich das Gesicht. „Octavian, was willst du?", knurre ich, während ich mich aufsetze. Durch sein Auftauchen, hat sich meine Laune gleich ein bisschen verschlechtert. „Nur mal Hallo sagen. Du hast dich hier lange nicht mehr gezeigt.", meint er mit zusammengekniffenen Augen. Bei seinen Worten schnaube ich. „Und?", gebe ich zurück. „Spuck es endlich aus. Was willst du?", ich rede überdeutlich, damit er meine Frage ja versteht. Unsere Konversation hat auch die Aufmerksamkeit der umliegenden Menschen erweckt. Ich unterdrücke ein Seufzen. Jetzt stößt Octavian mein Surfboard, das neben mir liegt, mit dem Fuß an. „Ist das nur Deko, oder hast du auch vor, es zu benutzen oder kannst du das nicht?", will er spöttisch wissen. Aha. „Natürlich kann ich es auch benutzen.", erwidere ich wütend. Er fängt an böse zu grinsen. „Dann hast du bestimmt nichts gegen einen kleinen Wettkampf, oder?", meint er. Jetzt habe ich das Gefühl, dass der halbe Strand unserem Wortwechsel folgt. Viele sehen erwartungsvoll zwischen mir und Octavian her, denn manch kennen uns noch von den Nationalen Meisterschaften und den anderen Wettbewerben, an denen wir teilgenommen haben. Was bleibt mir jetzt noch anderes übrig, als ja zu sagen?

„Worauf warten wir noch?"

Soul SurferWo Geschichten leben. Entdecke jetzt