Die Abyss Soldaten, grausame und willenlose Überbleibsel der Kreuzritter, die im letzten Heiligen Krieg gefallen waren, jagten Anis schon seit fast einer Stunde und ihr ging langsam die letzte Kraft aus. Der Gedanke daran, es könne ein tödlicher Fehler gewesen sein, ganz allein in den Ruinen der unterirdischen Kuppelstadt auf die Suche nach ihm zu gehen, raubten ihr fast ihren sonst so unerschütterlichen Glauben. Es schmerzte in ihrer Brust, denn Zweifel dieser Art sollten nicht zum Wesen der Heiligen von Armonia gehören, die sie doch war. Das heilige Amt der Saint innehaltend, auserkoren den Menschen auch in dunkelsten Zeiten Kraft zu spenden und sie mit ihrem Leben gegen den Abyss zu beschützen, das war ihre Bürde und nicht kopflos vor ihren Pflichten zu fliehen, auf der Suche nach einem Geist ihrer Vergangenheit.
In immer knapper werdenden Abständen verfehlten sie die riesigen blutgetränkten Schwerter der dämonischen Soldaten. Bald wäre es vorbei, wenn nicht ein Wunder geschehe, dachte die junge Heilige bei sich und das, wo sie ihr Schicksal als Saint noch gar nicht erfüllt hatte.
Sie stieß ein letztes Gebet zum Himmel empor, den eine Kuppel verdeckte, gerade als ein Schatten aus dem Dunkel der Ruinen der gefallen Stadt vor ihr auftauchte und ihr auch diese wenigen Lichtstrahlen nahm. Ein Schwerthieb, der ihr galt, prallte schrill an der Schwärze vor ihr ab.
Anis taumelte ein paar wenige Schritte rückwärts, bevor ihre Beine nachgaben und sie mit ihrem Sturz ihr bis dahin unbeflecktes elfenbeinfarbenes Kleid beschmutze, während ihr fremder Beschützer zum Angriff überging. Dieser Krieger in einer unbekannten pechschwarzen Rüstung stürzte sich allein und furchtlos in den Kampf gegen die zwanzig übermannsgroßen Dämonen in schweren aschgrauen Rüstungen. Als sei er unverwundbar, kämpfte er ohne Schild, sondern mit zwei Schwertern und ohne Rücksicht auf seine eigene Unversehrtheit, offensiv gegen sie an und streckte einen nach dem anderen unter seinen aggressiven Angriffsschreien nieder.
Noch niemals zuvor hatte die junge Heilige einen solch leidenschaftlichen Kampfstil gesehen, der nicht nur seine Gegner einzuschüchtern vermochte. Seine Schwerter klirrten laut beim Aufprall auf den rostigen Rüstungen seiner Feinde, worauf Anis Körper jedes Mal zuckte vor Angst und Erregung. Dieser Mann riskierte sein Leben für sie und sie konnte ihm nicht einmal mit ihren Unterstützungszaubern helfen, war ihr Körper doch von seiner beängstigenden Erscheinung erstarrt.
Auch der letzte der Abyss Soldaten fiel zu Boden, für den die Saint, ebenso wie für alle anderen, ein letztes Gebet absetzte, um ihre geschundenen Seelen zu erlösen. Der Mann in der schwarzen Rüstung mochte im Kampf alles gegeben haben, doch nur kurze Zeit nach seinem letzten Hieb, stand er bereits wieder aufrecht vor der blauhaarigen jungen Frau und war schon kaum noch außer Atem.
Routiniert steckte er seine beiden Schwerter weg, die nun links und rechts an seiner Rüstung hingen und sah zu der jungen Saint herab. Sein Blick verweilte auf ihr, denn der Anblick, der sich ihm bot, war bereits ein erster Lohn für ihn. Anis edles, mit allerhand Spitze und goldenen Applikationen verziertes Kleid, mochte am Hals hoch geschlossen sein, doch dem Rock fehlte es an keuscher Länge. Sie bemerkte nicht einmal, dass sie ihre Unterwäsche vor ihm entblößte, sondern starrte nur aus ihren großen fliederfarbenen Augen zu ihm zurück.
Für die Saint war es unmöglich zu deuten was in diesem Mann vorging, trug er doch noch immer einen schwarzen Helm, der seine Augen und Nase überdeckte. Zuerst dachte sie, er sei ihr von Gott entsandt wurden, doch wo sie ihn nun sah, wurde sie unsicher. Bedrohlich glühten zwei rote Schlitze in seinem Helm, dort wo seine Augen waren und auf seiner pechschwarzen Rüstung trug er ein auf dem Kopf stehendes heiliges Symbol.
„Steht Ihr nun von selbst auf, oder muss ich Euch tragen?",
raunte ihr seine harte Stimme entgegen, welche die Stille durchschnitt, wie eines seiner scharfen Schwerter. Anis versuchte vergebens aufzustehen, denn ihre Beine versagten ihren Dienst. Ungeduldig machte der Fremde einen Schritt auf sie zu, bückte sich zu ihr herab und legte einen seiner starken Arme um ihre zierliche Taille. Dann richtete er sich, mitsamt ihr auf der Schulter, wieder auf und lief unvermittelt los.
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Verdorbene Segnung ✔
Roman d'amourINTERAKTIVE GESCHICHTE ~*~ „Wollt Ihr meine Hure sein und leben oder die Heilige von Armonia und sterben?" Anis, das heilige Symbol der Kirche von Armonia, flüchtet vor ihren Pflichten und macht sich auf die Suche nach dem Mann, der vor Jahren im Ka...