5A: Für Anis wiegt das Wohl Vieler schwerer als ihr eigenes

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„Crow, keines von beidem! Es muss noch eine andere Lösung geben.",

schimpfte sie ihn an für diese unverschämte Auswahl, bei der wohl keine Frau ohne weiteres den Tod gewählt hätte, keine bis auf sie. Tatsächlich blitze nun eine neue Lösung in ihm auf, eine, an der Anis kaum Gefallen finden würde.

„Dann gehe ich in die Kathedrale und erschlage diese ganze Sippe falscher Priester und Bischöfe auf ihrem ach so heiligen Boden. Wenn ich die Kirche mit Blut getränkt habe, entscheide ich, ob ich der Pionierfamilie das selbe Schicksal zuführe."

Entschlossen diesen letzten Plan umzusetzen, ging bereits zur Tür.

„Wir haben ja noch nicht einmal gegessen",

rief sie, hüpfte von ihrem Platz und krallte sich an seinem Arm fest. Sie war sich sicher, dass er nicht scherzte, denn Humor glaubte sie in seinen Eigenschaften nicht erkannt zu haben.

Crow sah zu ihr herab und dachte dabei an den Schmerz, der ihn bei ihrem Verlust ereilen würde. Sein Entschluss stand fest und doch stimmte er ihr zu.

„Einem harten Kampf sollte man besser gestärkt entgegentreten",

erläuterte er in einem kühlen Ton, warum er zurück in den Raum ging und den Eintopf ausgab. Einen der gefüllten Teller hielt er ihr entgegen, doch sie nahm ihn nicht.

„Du kannst nicht jeden töten, der dir nicht in den Kram passt!"

Sein Blick veränderte sich nicht, denn er verstand nicht, worauf sie hinaus wollte.

„Kann ich",

antwortete er, doch sie protestierte:

„Du warst einst selbst ein Kreuzritter und nun... willst du deine Kameraden töten. Crow, noch einmal, lass mich bitte mit dieser Pionierfamilie sprechen! Wenn herauskommt, dass sie mich opfern wollen, darfst du mich retten"

„Hn, vergesst es! Zu gefährlich für Euch. Ich gehe allein",

raunte er.

Widerwillig, aber sehr hungrig nahm Anis den Teller nun an, den er ihr stoisch entgegen hielt. Auch unfertig schmeckte dieses Gericht viel besser als die fast schon giftige Brühe vom Abend zuvor, aber genießen konnte Anis es nicht, da die Mordlüsternheit in seinen Augen, ihren Magen verkrampfte.

Völlig kopflos war sie aus Angst um ihr eigenes Leben davongelaufen, getrieben von der Hoffnung auf Sirius zu treffen, doch Crow behielt recht. Seine früheres Ich, der einst strahlendste Stern am Firmament, war ausgebrannt und fast erloschen. Vielleicht hätte sie ihn neu entzünden können, doch wo sie sich nun zwischen ihm und der Kirche, ja sogar allen Menschen Armonias entschieden musste, glaubte sie ihr Schicksal als Saint erfüllen zu müssen. Sie wusste, dass ihre Empfindung für Crow Liebe war, doch das allein reichte ihr nicht, um der ganzen Welt den Rücken zu kehren.

Anis entschied sich dazu die Nacht im Raum mit der Feuerstelle zu verbringen. Die räumliche Trennung zu ihrem Liebsten tat ihr gut, um nachdenken zu können und wärmer war es auch. Ihre betrübte Stimmung hatte sich auf den dunklen Krieger übertragen, dessen Verdacht sich erhärtete, sie plane eine Flucht.

Diesmal komplett bekleidet kuschelte sie sich neben die schwelende Glut in ihre Decke. Ihr war nicht aufgefallen, dass sich Crow an ihre Tür gelehnt und sie dabei beobachtet hatte. Erst nach einer halben Stunde bemerkte sie seinen Schatten und schreckte hoch.

„Crow, seit wann stehst du schon da?"

Er blieb stumm, kam dann zu ihr und hockte sich vor sie.

„Ich weiß, was Ihr vorhabt",

knurrte er und hatte damit recht sowie unrecht zugleich. Natürlich spielte sie mit dem Gedanken zu fliehen, doch sie wusste weder wie oder wann, noch ob sie die Nacht da draußen überleben würde. Ihm fielen tausend Drohungen ein und mindestens genau so viele schlimme Dinge, die er als Strafe mit ihr anstellen konnte, doch er wusste, dass ihn das alles in die Einsamkeit zurück treiben würde. Jene Einsamkeit, die er gut ertrug, bis er sie kennengelernt hatte und das ließ ihn seine Machtlosigkeit über sie erkennen.

Ihre ausbleibende Erklärung gab ihm Gewissheit darüber, sie verloren zu haben. Er erhob sich, ging zur Tür und entschied sich, seine seiner Drohungen doch noch auszusprechen:

„Werdet Ihr Opfer der Kirche, wird die Kirche meines."

„Das wird nicht passieren, hab Vertrauen in mich!",

antwortete Anis, die seiner Aussage etwas Positives abgewinnen konnte.

Am nächsten Morgen begleitete er sie widerwillig bis kurz vor das Lager der Kreuzritterschaft. Bebend vor Zorn hatte sich Crow den Weg durch die verseuchten Ebenen besonders aggressiv frei gekämpft. Anis heilte seine Wunden zum Abschied, doch sie hielt Anand zu ihm.

„Wir sehen und wieder, Crow. Ich rede mit allen und wenn wir einen Weg gefunden haben, dann kehre ich zu dir zurück."

Dies war das letzte Mal, dass er die zierliche Saint von Armonia zu Gesicht bekam. Kaum eine Woche nach ihrem Abschied feierten die Menschen Armonias die Besänftigung des Abyss. So wie Doom Slave es geschworen hatte, zog er allein in den Krieg gegen die Kirche von Armonia, wo er schlussendlich im Kampf gegen die Pionierfamilie fiel.


~~*~~*~~

ENDE

Du hast sie beide umgebracht. Fein gemacht TT__TT

Verdorbene Segnung ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt